Einen eigenen Chauffeur. Wer hat das nicht mal gerne? Als ich Mili von meinem Plan erzählte heute mir das Zentrum von Lima anzuschauen, machte sie sich solche Sorgen um meine Sicherheit, dass sie mich gleich in die Hände von ihrem privaten Fahrer “Beto” gab. Dieser ließ mich den ganzen Tag lang nicht mehr aus den Augen. Pünktlich um 10:30 Uhr klingelte Beto an der Haustüre, um mich abzuholen. Mili steckte mir noch schnell ein paar Snacks in meinen Rucksack, damit ich unterwegs ja nicht verhungern würde. Total süß von ihr. Der erste Stopp sollte der Hauptplatz, wie immer genannt “Plaza de Armas” sein, vor dessen Parlamentsgebäude exakt zur Mittagszeit die Wache wechseln sollte. Eigentlich hatte ich nach meinem und Milis Zeitplan noch davor die Katakomben vom “Convento de San Francisco” erkunden wollen. Da der Weg zum Zentrum aber ganze 60 Minuten dauerte, war ich gerade pünktlich zur, schon um 11:30 Uhr beginnenden, Wachenwechselzeremonie vor Ort. Beto schärfte mir ein, dass ich genau um 13:00 Uhr wieder an der gleichen Stelle am Plaza de Armas, wo er mich rausgelasen hatte, sein müsse. Denn er könne dort nicht halten und mich sonst nicht anders aufpicken. Die 90 Minuten sollten mir im Nachhinein nicht reichen. Ich schaute ein bisschen bei der Übernahme zu, hörte mir die Blasmusik an und bewundert die hübschen Trachten der Wachleute. Da ich aber noch im Kopf hatte zu dem Kloster zu gehen, blieb ich nicht für das ganze Schauspiel, sondern machte mich ein wenig früher aus dem Staub.
Ich rannte zwei Straßen weiter, um ein bisschen Zeit zu gewinnen. Vor Ort erfuhr ich, dass man ohne Führung das Kloster nicht betreten dürfe. Die sollte ganze 45 Minuten dauern. Das heißt pünktlich um 13:00 Uhr wäre ich fertig. Das würde knapp werden. Denn so müsste ich mich eigentlich schnell wieder zurück zum Hauptplatz beamen. Aber egal, ich war hauptsächlich wegen dem Kloster hier her gekommen. Beto würde mir die paar Minuten Verspätung hoffentlich verzeihen. Die Kirchen sowohl der Konvent waren, wie die meisten Gebäude hier, im Barock gehalten. Die Führung war an sich richtig gut, da sie eigentlich relativ kurz und knackig gehalten wurde und trotzdem die wichtigsten Informationen rüberbrachte. Wenn jetzt nur nicht dieser Zeitdruck gewesen wäre. Besonders schön war die Ursache alte Bibliothek mit zwei riesigen Chorbüchern. Die Schrift hatte eine XXL-Größe, damit auch die letzte Reihe der Mönche jeden einzelnen Buchstaben lesen konnte. Das Highlight der Tour waren die Katakomben. Das war früher einmal ein Friedhof. Heute sind in den Gräber Millionen von sortierten Knochen zu sehen. Also für schwache Nerven ist es definitiv nichts da unten. Kaum hat der Guide die Wörter “Ende der Führung” in den Mund genommen, raste ich zum Ausgang, und noch einigermaßen rechtzeitig zum Treffpunkt am Hauptplatz zu kommen. Ich war jedoch hoffnungslos zu spät. Zum Glück hat Beto ein paar Runden um den Plaza de Armas gedreht.
Zurück im Auto ging’s zum Museum “Larco”. Ich dachte das es mehr oder weniger direkt daneben sei, aber nein es war in einem komplett anderem Distrikt. Das Museum steht in einer Art Wohngegend und alleine schon das Gebäude an sich ist umwerfend. Es ist wunderschön mit dem bunten Blumen bepflanzt, so dass das weiße Gebäude mit der farbigen “Verschönerung” aus der Umgebung hervorsticht. Es beherberg die beeindruckendste archäologische Kollektion pre-columbianischer Zeit der Welt. Die Gallerien zeigen eine der am meist komplettierten peruanischen Gold und Silber Sammlung zusammen mit Tonwaren. Ganze 2 Stunden verbrachte ich in diesen Gemäuern. Es gab einfach so viele Informationen, dass ich gar nicht mit dem Lesen hinterher kam. Der arme Beto musste einfach die ganze Zeit draußen warten, bis ich endlich alle Texte gelesen und jedes Gefäß begutachtet hatte. Also echt mal ein Luxus heute mit dem Fahrservice.
Kaum war ich zu Hause gab es ein spätes, aber typisches Mittagessen für mich. “Ají de Gallina”, kleine Stücke in eine Art weißem Curry mit Reis, Kartoffeln und Ei. Extrem lecker. Das hatte Milis Haushaltshilfe wunderbar gezaubert. Sie ist nämlich immer für das gute Essen verantwortlich.