Der Nebelwald. Das kleine Mindo liegt direkt darin. Nur ungefähr zweieinhalb Stunden von Quito entfernt, befindet sich dieser normalerweise touristenanziehende Ort. Mindo wirkt total verwunschen und wie von einem Künstler in ein tropisches Waldbild hineingesetzt. Die Häuser sind unendlich niedlich, komplett aus Holz und Stoh, umgeben von Wald, Bergen, Wolken und Regen. Um bis nach Mindo zu kommen, muss man erstmal eine steile, schmale Straße mit zahlreichen Kurven hinunter. Dann kommt man an unendlich vielen Hostels, Restaurants und Läden vorbei. Fast ganz am anderen Ende vom Ort wurden wir alle aus dem Bus rausgeschmissen. So stolperte ich gleich in die “Boletería” hinein, wo ich mein Ticket zurück nach Quito kaufen konnte. Der letzte Bus fuhr um 17:00 Uhr. Gut zu wissen, ich hatte also nicht allzu viel Zeit. Direkt daneben lag eine Agentur, die Tickets und den Transport zu den umliegenden Attraktionen anbot. Da ich ja relativ knapp mit der Zeit war, wollte ich jetzt nicht erst alle Touranbieter vergleichen, sondern nahm einfach mal die. Ich wollte unbedingt zu der Schmetterlingsfarm und zu den Wasserfällen. Das sollte ich mit den paar freien Stunden auch relativ gut hinbekommen. Ganz bequem wurde ich mit einem Jeep zu der 3 km entfernten Schmetterlingsfarm gebracht. Es gibt unheimlich viele Schmetterlingszüchter in Mindo, aber die Namens “Mariposas de Mindo”, soll angeblich die Beste sein. Ich muss auch wirklich sagen sie war super gemacht. Sie liegt mitten im Nebelwald, mit einem kleinen selbst angelegten Bächlein, einem Hostel, Restaurant und eben dem Schmetterlingshaus. Der Eintritt kostete mich ganze sieben Dollar, aber die waren es auch wirklich wert. Nach einer kleinen Einführung über die Schmetterlinge und ihren Lebenszyklus durfte ich in den Raum und das ganze live beobachten. Unendlich viele Schmetterlinge schwirrten um mich herum: blaue, rote, schwarze, braune und ganz gemischte. Die süßen kleinen Schmetterlinge kamen sogar auf die Hand. Dafür musste ich mir aber ein bisschen verfaulte Banane, die überall herumliegt, auf meine Fingerchen schmieren, um die Schmetterlinge anzulocken. Verfaulte Banane haben die nämlich anscheinend richtig gerne. Ich hab’s leider nicht geschafft mehr als zwei gleichzeitig auf meiner Hand zu haben. Zuerst bin ich auch ein bisschen erschrocken, da sich mit ihren dünnen Beinchen wie Spinnen anfühlten. Aber da ich ja wusste und sehen konnte, dass es sich hier um süße, kleine Schmetterlinge und keine mehr oder weniger haarigen Achtbeiner handelte, gewöhnte ich mich ganz schnell an das Spinnengefühl. In einer Ecke, konnte ich sogar die Schmetterlinge beim Schlüpfen beobachten. Die machen das innerhalb von wenigen Minuten, weswegen ich nicht erst auf Stuhlsuche gehen musste, um stundenlang auf die Schmetterlinge zu warten. Es gab jedoch nicht nur unendlich viele Schmetterlinge, sondern auch die exotischsten Blumen und allgemein Pflanzen die ich je gesehen habe. Das wäre echt ein Paradies für meine Tante Kaja gewesen. Sie hätte die ganz bestimmt gleich am liebsten für den botanischen Garten mitgenommen.
Nach dem Kuscheln mit den Schmetterlingen ging’s wieder ab zurück ins Auto und zur handbetriebenen Seilbahn “Tarabita”. Das ist eigentlich ein bisschen wie beim Ziplining, nur dass man eben in einem offenen Wagon sitzt. Zu viert, so viele Leite passen da eben rein, sind wir über den Nebelwald und einen Fluss auf die andere Seite geschwebt. Die andere Berghälfte konnte man vor lauter Nebel, beziehungsweise Wolken nur mühsam erkennen. Die Fahrt war ziemlich beeindruckend. Wer ein bisschen Höhenangst hat, sollte den Spaß vielleicht lieber lassen, denn man befindet sich schließlich 152 m über dem Boden.
Auf der anderen Seite kann man dann verschiedene Wege zu unterschiedlichen Wasserfälle nehmen. Ich hatte eigentlich vor den 50 -minütigen Wanderweg zu dem beeindruckendem “Reina” zu nehmen. Nach einer halben Stunde musste ich jedoch umdrehen, da mein Rücken dermaßen schmerzte, dass ich nicht mehr weiterlaufen konnte. Ich glaube ich sollte deswegen echt mal dem Arzt einen kleinen Besuch abstatten. Da ich wenigstens einen Wasserfall sehen wollte, bin ich dann zu dem nähsten “Cascada de Nambillo” der nur 15 Minuten vom Ausgangspunkt entfernt war. Ständig tröpfelt es dort, das lag anscheinend an der Wolkendecke. Aber wenigstens war das Nieseln warm. Unten bei dem Wasserfall habe ich einen Guide aufgegabelt dem etwas langweilig war. Der ist dann auch wieder mit mir nach oben gelaufen, da er etwas essen gehen wollte. Heute war an de, Wasserfall sowieso nicht so viel los. Zum Glück, weil so eine Massenveranstaltung wie letztes Wochenende bei Peguche hätte ich nicht mehr gepackt. Der Wasserfall war ich ganz nett, jetzt nicht das siebte Weltwunder, aber trotzdem schön.
Oben angekommen, durfte ich wieder mit der coolen Seilbahn rüberfahren. Am liebsten wär ich die die ganze Zeit hin und her gedüst. Auf der anderen Seite holte der Fahrer eine liebe Polin und mich ab und brachte uns nach Mindo. Auf einmal fing es an richtig stark zu nieseln. Von Regen kann man nicht wirklich sprechen, aber ich war trotzdem nass. Das war heute echt das aller erste Mal, an dem es während meiner Reise regnete. Jetzt mal Cordoba in Argentinien ausgenommen. Aber ich hatte wirklich keinen einzigen Tag Regen bis jetzt, echt erstaunlich. Aber hier nieselt es jeden Tag, also kann man das ja auch nicht wirklich als schlechtes Wetter sehen, sondern als Dauerzustand. Da ich noch ein bisschen Zeit hatte bis der Bus fuhr, setze ich mich in ein Café und entspannte ein bisschen.
Ich konnte meinen Augen nicht trauen, als ich plötzlich Gloria, eine ehemalige Bewohnerin der Albergue San Juan de Dios, vor mir stand. Bevor sie in der Albergue ein neues Zuhause fand, lebte sie auf der Straße und hatte keine Arbeit. Heute macht sie Armbänder und Ohrringe. So verdient sie ein bisschen Geld. Die Albergue unterstützt sie bei ihrem Kunsthandwerk, indem alle Aufträge, wie zum Beispiel Kreuzketten, an sie gehen. Ich hatte ihr gestern erst zehn Armbänder abgekauft. Nun traf ich sie einfach in Mindo. Was für ein Zufall. Okay, so zufällig war es vielleicht nicht, da es ihr Heimatsort ist und dort anscheinend jedes Wochenende vegetarische Empanadas verkauft. Gloria setzte sich bei der Rückfahrt direkt hinter mich und schlug vor zusammen in Mindo im Wald unter freiem Himmel Campen zu gehen und den Fluss “Napo” im Amazonas runterzufahren. Ihre Pläne klangen sehr überzeugend, ich bin mal gespannt wie wird das hinbekommen. Am Ende lande ich ein paar Wochen später in München, da ich noch im Amazonas feststecke.