Wie gerne hätte ich hier ein Fahrrad! Dann könnte ich mir diesen unberechenbaren Bus sparen. In Quito gibt es sogar so ein cooles kostenloses Fahrrad-Miet-System, bei dem ich mich auch schon versucht habe anzumelden, dass sich jedoch als so kompliziert herausgestellt hat (ich brauch eine Erlaubnis von der Polizei aus Deutschland), dass sich der Aufwand für die zwei Monate nicht wirklich lohnt. Also bin ich wie gesagt dem Bus ausgeliefert. Ich steh immer schon um 5:30 Uhr auf, da der Bus nicht zu regelmäßigen Zeiten abfährt, sondern kommt wann er will. Das kann dann um 7:00 Uhr sein, um 7:12 Uhr um 7:21 Uhr oder eben um 7:33 Uhr. Um 8:00 Uhr muss ich ja immer spätestens in der Arbeit sein, also ist der Bus um 7:33 Uhr leider schon zu spät, ich brauche nämlich ingesamt locker 40 Minuten. Wenn der Bus dann endlich mal kommt, beziehungsweise ich schnell zu ihm renne, da er mal etwas früher als sonst ist, darf ich nicht darauf hoffen, dass der Bus kurz anhält. Stattdessen wird nur kurz die Tür geöffnet und ich muss es irgendwie schaffen reinzuspringen. Beim Anhalten würde er einfach zu viel Zeit verlieren. Ich habe aber schon beobachtet, dass bei älteren Leuten die Bremse gedrückt wird, nur eben nicht bei jungen. Klar, wir können ja auch neben hersprinten und dann schnell hineinklettern. Also, wenn man das dann mal raus hat, ist es auch alles anderes als schlimm, aber bis ich das mal kapiert habe, dass der Bus nicht für mich anhält, ist auch schon eine Weile vergangen und ein und der andere Bus an mir vorbeigedüst.
In den Bussen hier, braucht man eigentlich einen Anschnallgurt. Denn die fahren so ruppig und wild, dass ich mich immer am Vordersitz festkrallen muss, um nicht auf dem Boden zu fallen. Das ist mir leider schon einmal passiert, als ich nicht aufgepasst habe. Außerdem nimmt der Bus nicht immer die gleiche Strecke. Er fährt immer wir will. Den Bus den ich immer am Morgen nehmen muss, also der Richtung “Guajalo” und “Universidad Central” fährt, schlägt immer zwei verschiedene Wege ein. Entweder er bleibt im Stadtzentrum, oder er fährt über die Tunnel, was etwas schneller geht, aber dafür der gefährlichere Weg ist. Letzteren nimmt er häufiger. Normalerweise kann ich ziemlich nah an der Albergue aussteigen, aber in letzter Zeit hält der Bus nicht mehr da wo er halten sollte, sondern fährt minutenlang weiter. So musste ich letztens extra wieder ein Taxi zurücknehmen. Obwohl Busfahren doch so schön billig ist. Deswegen steige ich seit diesem Tag immer eine Station früher aus. Dafür muss ich ein bisschen länger durch das sehr arme Viertel “San Diego” laufen. Kaum steige ich aus dem Bus, halte ich auch immer schon die Luft an, weil der Geruch ist nicht wirklich der angenehmste. Ab meinem Fußweg, stecke ich auch Handy und Kopfhörer in mein Beutelchen ein, da die Sachen sonst relativ wahrscheinlich geklaut werden. Also das wird mir zumindest täglich eingeschärft. Klar, man sollte jetzt allgemein nicht unbedingt mit Handy auf der Straße rumlaufen, egal wo man sich befindet, aber in dieser Gegend eben erst recht nicht. Ich muss ja nicht unbedingt mein Schicksal herausfordern.
Zuerst laufe ich an einem Obst- und Gemüsemarkt vorbei, wo ich schon festgestellt habe, dass alles noch mal viel billiger ist als sonst. Aber der Geruch hier verdirbt einem eigentlich den ganzen Appetit. Wenn ich dann erst mal an dem Markt vorbei bin, muss ich über eine Art Müllberge spazieren. Da heißt es dann neue Luft schnappen, Luft anhalten und in Zehenspitzen drüberstarksen. An manchen Tagen, wenn sie gerade geleert wurde, kann ich mir das auf Zehenspitzenlaufen sparen. Einmal die Müllhalde hinter mir , muss ich über eine Brücke. Sobald ich drüber bin, mache ich immer drei Kreuze, weil ab hier ist der Weg ein bisschen angenehmer, vor allem der Geruch. Von dort sind es dann auch nur noch wenige Minuten bis zur Albergue San Juan de Dios. Ihr Eingangsbereich wird auch rund um die Uhr von Security bewacht und ich muss mich immer ein- und austragen, damit niemand unberechtigt sich in der Albergue herumtreibt.
Nach Hause ist der Weg dann immer ein bisschen einfacher, denn meistens unternehme ich noch was im Zentrum, wo ich zu Fuß hinlaufen kann. Ehrlich gesagt, habe ich keine Ahnung wie ich mit dem Bus von der Albergue aus nach Hause komme. Ich hab das noch nie ausprobiert. Ich würde wahrscheinlich eh den falschen nehmen oder in die komplett andere Richtung fahren. Da laufe ich lieber bis zum Plaza Grande, wo ich meine Orientierung wieder habe und zu 180% den Weg nach Hause finde.