Der Norden von “Seymour” und “Bacha”. Dort ging’s heute für meine Tagestour hin. Pünktlich um 7:30 Uhr stand ich vor dem Laden “Reef”. Bis dann aber erstmal die ganzen Leute eingetrudelt kamen war es mindestens schon 20 Minuten später. Die haben sich wahrscheinlich alle schon an den Zeitplan hier gewöhnt, beziehungsweise kennen ihn. Sechs Japaner kamen überhaupt nicht zum Treffpunkt, die dachten sich wohl, lassen wir uns mal an unserem Hotel abholen. Also sind wir, fast komplett, mit unseren schon auf uns wartenden Bus zu deren Hotel gefahren, um sie auf zu gabeln. Mit strahlendem Gesicht kamen sie in den Bus gestiegen. Nächstes Mal mache das auch so. Es scheint ja zu funktionieren. Naja vielleicht lieber doch nicht, denn mein Hostel kennt kein Mensch. Die würden sich wahrscheinlich erst gar nicht die Mühe machen das zu suchen. Dann mache ich mir lieber den Aufwand und fahr zum Treffpunkt. Zu 16nt sind wir dann von Puerto Ayora aus ungefähr 45 Minuten lang ganz in den Norden der Insel Santa Cruz gefahren, von wo aus alle Bote du denn nördlich gelegenen Inseln ablegen. Unsere Gruppe bestand eigentlich nur aus Pärchen, den sechs Japanern und einer großen Vatertags-Gruppe (der war nämlich Anscheins heute in Amerika). Dementsprechend froh war ich, als ein Schweizer alleine auftauchte und mir Gesellschaft leistete.
Am Hafen wartete ein kleines Schlauchboot auf uns, dass uns in zwei Schüben zu unserem Boot “Promesa” brachte. Das war so unfassbar niedlich! Wie ein kleines Wohnschiff: eine Terrasse mit Tisch und Stühlen, zwei Schlafkabinen mit Umkleide und Toilette, eine Küche, eine Lounge, eine weitere Sitzgelegenheit im “zweiten Stock” und den Bug. Die Crew bestand aus drei Leuten von denen einer unser Guide war. Hier waren wir alle echt super versorgt. Unsere Schuhe blieben immer im kleinen Schlauchboot, dass wir hinter uns herzogen. So wurde das Boot nicht dreckig und es war sowieso viel gemütlicher barfuß durch die Gegend zu watscheln. Unser erster Stopp am Vormittag war die Insel Bacha. Der Name kommt von dem englischen Wort “barge”, das soviel wie Binnenschiff bedeutet. Grund für den Namen ist, dass dort in diesen Gewässern ein englisches Schiff zu Bruch gegangen ist. Da die einheimischen nichts mit dem Wort “barge” anfangen konnten, sagten sie einfach Bacha zu der Insel. Das klingt erstens viel schöner und zweitens vieeeel ansprechender. Bacha sei angeblich ein genialer Ort zum Schnorcheln. Also was machten wir da wohl: Schnorcheln. Was für eine Überraschung. Ich hatte ja absolut überhaupt keine Tauch- oder Schnorchel-Ausrüstung dabei. Deswegen war es umso besser, dass alles im Preis inklusive war. Ich bekam meine Flossen und Tauchmaske und ab ging’s ins Schlauchboot rüber zur Insel. Denn bevor wir ins eiskalte Wasser durften, machten wir einen kleinen Rundgang auf der Insel. Hier fühlte ich mich echt in die Karibik hineinversetzt. Wunderschöner weicher, weißer Sand und türkisblaues Wasser. Die Insel, obwohl total klein, wirkte sehr groß, da im Hintergrund die Insel Santa Cruz mit den etwas höheren Bergen hervorstach. So sahen die zwei Inseln aus wie eine.
Am Strand entdecken wir Tausende verschiedene Vogelarten, Rojen und kleine Schildkröten. Das alles nur vom Ufer aus. Ach ja und in einer kleinen Lagune, fanden wir einen Flamingo. Anscheinend ist es sehr selten den genau hier anzutreffen, da er öfter auf anderen Inseln verweilt. Aber umso besser Hauptsache er war heute hier. Damit endete unser kleiner Spaziergang auch schon. Mir graute es einfach vor dem eiskalten Wasser. Wenn ich schon meine Hand oder Fußspitze reinhiebt, wollte ich am liebsten schreiend wegrennen. Wo war nur mein schön warmer indischer Ozean? Im Sand lief eine kleine Gruppe von mini Sandlingen (Vogelart), die Sand lieben und das kalte Wasser hassen, umher. Sobald eine Welle kann rannten sie mit lautem Gekreische um ihr Leben. Schade, dass ich kein Sandling bin, dann hätte ich genau das gleiche machen können. Irgendwie hab ich mich aber doch dazu überwinden können ins Wasser zu springen. Der Guide meinte noch: “Ach das Wasser ist doch gar nicht so kalt, einfach Augen zu und durch.” Toll, er hatte ja auch einen Neoprenanzug an, im Gegensatz zu mir. Aber es hat sich wirklich gelohnt ins Wasser zu gehen, denn unter Wasser hab ich unglaublich riesige Schildkröten gesehen. Und zwar nicht nur eine sondern gleich vier. Wie eigentlich immer, wenn ich tauchen oder schnorcheln bin, wurde ich vom Guide an die Hand genommen und im Wasser herumgeführt. Und jetzt nicht, weil ich mich so mit dem kalten Wasser angestellt habe. Eigentlich ist es gar nicht so schlecht, weil so sehe ich die allerbesten Sachen. Aber alleine schwimmen, darf ich anscheinend nicht. Immer schön Händchenhalten.
Wieder aus dem Wasser mussten wir uns ziemlich schnell abtrocknen, denn sonst kommen die ganzen Sandfliegen die echt nicht so amüsant sind. Ich spreche aus eigener Erfahrung. Zurück am Boot wartete schon ein super leckeres Mittagessen auf uns: Hähnchen mit Reis und Gemüse. Ein echter Luxus ist es hier. Mit Blick auf die “Karibik”, genoss ich mein Hähnchen und wärmte mich in der Sonne auf. Ich glaube am Ende war’s vielleicht doch ein Takt zu viel Sonneneinstrahlung, denn ich sterbe gerade vor Kopfschmerzen.
Von dort ging’s wieder ungefähr 45 Minuten weiter zur Insel Seymour. Das ist eine extrem flache kleine Insel auf dem im Moment quasi Wüste herrscht. Da der ganze Regen, wenn überhaupt in den Bergen von Santa Cruz hängen bleibt, muss die Insel ohne Wasser auskommen. Dementsprechend karg sieht es dort aus. Dafür ist es aber ein absolutes Vogelparadies. Ihr müsst euch das wir eine große Vogeliere vorstellen, nur eben in freier Wildbahn. Auf die Insel zu kommen war mal wieder ein Act. Das Wasser war heute so extrem unruhig, dass wir bei dem hohen Seegang pitsch-patsch nass auf die hohen Felsen klettern mussten. Aber eigentlich war das Wasser echt ein Segen, denn auf Seymour selbst gab es absolut keinen Schatten nur relativ viel Wind. Ohne den hätte ich es auch in der prallen Sonne nicht ausgehalten.
Unter fast jedem Kaktus befand sich ein Land-Leguan, Kakteen sind deren einzige Nahrungsquelle und so konnten wir die super mit den Wasserleguanen vergleichen. Diese hier haben zum Beispiel eine viel spitzere Schnauze und weniger ausgeprägte Krallen. Sie müssen sich ja schließlich nicht an Felsen festklammern, um nicht von den Wellen davon gespült zu werden. Obwohl die Paarungszeit der Vögel eigentlich schon längst vorbei ist, gab es noch ein paar Spätzünder. Vor allem bei den Fragattenvögeln und Blaufußtölpeln. Von den Blaufußtölpeln haben wir sogar ein Paarungstanz beobachten können. Da hüpft das Männchen abwechselnd mit seinen beiden Watschelfüßen auf und ab, zeigt seine wunderschönen Federn und sucht dem Frauchen ein Geschenk. Wenn sie nicht zufrieden ist, dann muss sie sich wohl ein anderes Mädchen suchen. Da sie aber so spät dran ist dieses Jahr, hat sie wohl nicht so viel Auswahl. Sie schaute sich zwar noch ein paar Mal nach anderen Männlein um, konnte aber weit und breit keinen entdecken. Tja, nächstes Mal muss sie wohl früher darauf kommen sich paaren zu wollen. Also diese Blaufußtölpel sind wirklich extrem hübsch. Mit ihren türkisfarbenen Füßchen sehen sie aus wie aus dem Bilderbuch. Je türkisfarbene umso besser für den Mann. Weibchen sind halt schon sehr selektiv und anspruchsvoll.
Ganz am Ende der Rundtour auf der Insel entdeckten wir noch ein paar Seerobben. Aber leider nur von ziemlich weit weg. Um mehr mit ihnen Bekanntschaft zu machen, muss ich glaube ich einende der anderen Insel wie “Santa Fe”, auf der es nur so von Robben wimmelt, einen Besuch abstatten.
Jetzt war ich gerade so schön trocken und wurde vom Schlauchbootfahren zu unserem Boot wieder schön nass. Mir war aber eigentlich eh so heiß, dass das Wasser echt nicht schadete. Von dort ging’s nur noch nach Hause mit Keksen, Tee und Saft. Mehr Programm hätte ich aber auch echt nicht mehr geschafft. Die Sonne macht mich einfach fertig.