Sonntag. Cuenca ist wie ausgestorben. Daran sieht man besonders gut wie konservativ die Stadt ist. Sonntag bedeutet Kirchengang, Friedhof und Essen mit der Familie. Geschäfte bleiben da natürlich zu, so wie in Deutschland. In Quito haben wenigstens ein, zwei Läden offen, aber hier absolut nichts. Nur ein paar Cafés. Aber ich kann ja nicht den ganzen Tag Kaffeetrinken gehen. Zum Glück hab ich die ganzen Museen und Läden alle gestern schon abgeklappert, weil heute wär ich nicht so weit mit meiner Stadtbesichtigung gekommen. Deswegen habe ich gestern eine Tour per Telefon, da die Agentur schon geschlossen hatte, zu der wichtigsten Inkastätte Ecuadors “Ingapirca” gebucht. Um 8:00 Uhr wurde ich an meinem Hostel abgeholt und los ging die 90-minütige Fahrt zu Ingapirca. Wir waren nur zu neunt was das Ganze sehr angenehm machte. Unterwegs hielten wir noch an drei verschiedenen Punkten: zuerst an der Kirche “Iglesia de la Virgen Rocío” in dem kleinen Ort “Biblián”. Die erinnerte mich von der Art und Weise ein bisschen an die “Santuario de las Lajas” in Kolumbien. Natürlich war sie bei weitem nicht so interessant, aber beide Kirchen haben definitiv Ähnlichkeiten im Hinblick auf die Bauweise. Das Besondere an dieser war jedoch, dass sie in ein Felsen gebaut worden ist. Von dort ging’s weiter zu einem indigenen Food Markt. Unterwegs hatten wir jedoch an einem Stand, der das typische Essen “La Cascarita” verkauft. Das sind eigentlich drei Gerichte. Ein Schwein wird komplett mithilfe eines Busenbrenners schwarz geßbrannt. Das v Verbrannte wird dann abgekratzt und erneut gebraten. Diesmal natürlich nicht komplett schwarz, denn nun wird die knusprige Haut gegessen. Das Fleisch unter der Haut wird nun entweder gekocht oder in Fett gebraten. Das Ganze wird kombiniert mit Kartoffelbrei und ecuadorianischem Mais. Das es jedoch erst 10:00 Uhr war und ich allgemein nicht so ein Schweine-Fan bin, habe ich die Finger von dem zweiten Frühstück gelassen. Ein paar haben das Gericht probiert und sagen wir mal so, sie fanden es sehr interessant. Für die Ecuadorianer dagegen gibt es absolut nichts köstlicheres.

Unser Guide war echt super. Unterwegs erzählte er uns alles mögliche über Cuenca wie zum Beispiel, dass die Städt gar nicht mehr aufhört zu wachsen, vor allem in Hinblick auf amerikanische Rentner, die hier ihre letzten Lebensjahr verbringen möchten. Was ich bei diesem friedlichen und grünen Ort aber auch wirklich nachvollziehen kann.

Ingapirca wird fälschlicherweise immer nur den Inka zugeordnet, obwohl die Stätte schon 500 Jahre lang von den “Cañari” bewohnt wurde. Der Inkaherrscher “Huayna Capac” eroberte den Volksstamm, um das Territorium der Inka in den Norden Ecuadors im 15. Jahrhundert zu erweitern. Die Inka warein eine unglaublich listige Kultur, anfangs verhielten sie sich immer wie die besten Freunde, um dann nur wenig später ihre neuen “Brüder” zu unterwerfen. Das war auch Grund für ihren großen Erfolg in Südamerika. Ingapirca befand sich nun strategisch gesehen perfekt am “Königlichen Inkatrail” der von Cusco nach Quito ging. Den Inka diente dieser Ort nur als Tempel, im Gegensatz zu den Cañari die dort jahrelang gewohnt hatten. An diesem Ort kann man auch wunderbar die Unterschiede der Architektur der Cañaris und die der Inka erkennnen. Die Inka haben, wie schon so oft erwähnt, Stein auf Stein ohne jeglichen “Kleber” gesetzt. Die Cañari dagegen verwendeten Sandkleist und verschiedene Steinarten für ihre Bauten. Als die Inka kamen, zerstörten sie fast komplett alle Gebäude der Cañari und bauten ihre eigene obendrauf. Somit entstand auch der Sonnentempel, der das wichtigste der ganzen Anlage darstellt. Im Gegensatz zu anderen Inkabauten ist dieser Tempel oval. Es wird vermutet, dass dies an dem Einfluss der Cañari Kultur liegt, die immer runde oder ovale Formen verwendet haben. Wie bei fast jedem Gebäude der Inka wird auch hier ihre unglaubliche Baukunst deutlich. Denn um ellipsenförmig zu bauen, müssen die Steine dafür dementsprechend gefertig werden und das ist wie immer ein Rätsel wie sie das hinbekommen haben. Als dann die Spanier kamen und die von den Inka eingenommene Stätte eroberten, zerstörten sie die komplette Anlage bis auf den Sonnentempel. Grund dafür war nicht plötzlich aufkommender Respekt vor dem Inkagott, sondern etwas anderes. Sie vermuteten in dem Sonnentempel Unmengen von Gold, weswegen sie anfingen die Mauern zu zerstören. Anstelle von Gold stießen sie hinter den Mauern auf einen Stein. Also verebbte ganz schnell ihre Hoffnung auf Gold. Um den ganzen Tempel dem Erdboden gleich zu machen, hätten die Spanier nun auch den Stein zertrümmern müssen. Das wiederum war ihnen einen Tick zu aufwändig. So ließen sie den Sonnentempel stehen und machten sich auf den Weg nach anderen Inkastätten. Das stellte sich leichter heraus als gedacht, denn zu jeder Inkastadt führte der Inkatrail. Nur so wurde den Inka unter sich perfekte Kommunikation ermöglicht. Diese Inkatrails wurden der Hochkultur jedoch zum Verhängnis. Die Pfade machten es den Spanien umso leichter alle Inka aufzuspüren und zu erobern.

Zehn Minuten von der Anlage entfernt, befindet sich das “Cara del Inca” (= das Gesicht des Inka), ein immens großer Stein der eben aussieht wie das Gesicht eines Inka. Fast in jeder Inkastadt ist so eine natürliche Steinformationen vorzufinden. Denn die Inka bevorzugten es an solchen Stellen ihre Anlage zu bauen. Dieses Gesicht bei Ingapirca ist angeblich eines der besten, da die Pflanzen so perfekt gewachsen sind, dass sie Augenbrauen, Wimpern und Barthaare darstellen.

Hier bei der Anlage war das Wetter echt eigenartig. Alle zwei Minuten wechselte es: mal Sonnenschein, mal Regen und wieder Sonne. Ein merkwürdiger Ort. Da es mittlerweile schon Mittagessenszeit war, machten wir einen Abstecher in ein Restaurant in dem es wie fast immer bei Tagestouren Hähnchen, Beef, Fisch oder Vegetarisch gab. Danach ging der Ausflug leider schon dem Ende zu. Nur noch die 1 1/2 stündige Heimfahrt stand vor uns.

Jetzt sitze ich gerade in einem Café und nutze die Zeit zum Blogschreiben. In wenigen Stunden muss ich mich auch wieder auf zum Flughafen machen. Denn irgendwie muss ich ja wieder zurück nach Quito kommen. Die Arbeit ruft…