Also als ich heute Morgen aufgestanden bin, hätte ich nicht gedacht, dass ich so eine Odyssee vor mir habe. Um 6:30 Uhr ging’s wieder raus zum morgen Birdwatching im Boot. Aber diesmal nur mit Motor ohne Paddel. Eine Gruppe machte sich flussaufwärts und wir eben abwärts auf den Weg. Wir trafen leider wirklich nur auf Vögel und ein paar Äffchen. Die anderen hatten oberhalb ein echtes Faultier gefunden. Wir waren alle richtig deprimiert. Am liebsten wäre wir gleich auch noch dahin gefahren, aber nein wir mussten erst frühstücken. Nach dem Frühstück hatten wir kurz Zeit zum Packen, denn um 9:30 Uhr ging es schon wieder zurück in Richtung Lago Agrio von wo aus es für mich dann nach Quito ging. Alle wieder im Kanu machten wir den armen Bangladeshi ganz verrückt das Faultier zu finden. Und siehe da es war zum Glück noch am gleichen Fleck wo es die andere Gruppe gesehen hatte. Die bewegen sich angeblich einfach manchmal vier Tage nicht vom Ort. Richtige Chiller sind das. Das war übrigens bei der Insel die wir gestern gefühlte sechs Mal umdreht haben. Ganz zufrieden ging’s weiter Richtung Tierras Orientales wo der Bus auf uns nach Lago Agrio warten sollte. Auf dem Weg dorthin entdeckte Bangladeshi sogar noch ein Faultier. Yesssss. Kaum waren wir dann aber 20 Minuten im Boot fing es auf einmal an zu regnen und es wurde immer heftiger. Jetzt kam endlich mal mein Regenponcho zum wirklichen Einsatz und nicht nur als Schnakenabhalter. Eigentlich war jeder am Ziel komplett durchnässt, aber irgendwie hab ich es komischerweise geschafft nicht nass zu werden. Die Armen die für die nächsten Tage zur Lodge fuhren. Wenn der Regen hier einmal angefangen hat, hört er erstmal nicht auf. Wir sahen sie schon unter der Brücke stehen mit Gesichtern die nicht so wirklich motiviert wirkten. Wenn es die ganze Zeit so bei uns geregnet hätte, dann wäre es mit meiner Kleidung auch ein bisschen knapp geworden. In Tierras Orientales wartete wieder ein Lunch Packet auf uns, das gleiche wie am ersten Tag, und schließlich kam der Bus um 13:30 Uhr.
Jetzt fing aber das Unglück an. Nach ungefähr 30 Minuten hatten wir auf einmal einen Platten. Der war ein Weilchen später wieder geflickt, also alles paletti dachten wir, aber nein es sollte noch viel besser kommen. In diesem Bus ging aber noch alles gut und wir erreichten Lago Agrio etwas verspätet um 16:30 Uhr. Einige die auch von der Nicky Lodge zurückfuhren, hatten einen Privattransport gebucht. Dafür wurden sie am Mini Flughafen, dem Treffpunkt rausgelassen. Aber in dem war für die Mehrheit kein Platz mehr. Trotz Reservierung mussten sie dann also mit dem Public Bus fahren. An sich ist das ja nicht wirklich schlimm, da der letztere nur ein paar Stunden, wenn überhaupt schneller ist. Aber in diesem Fall wäre im Nachhinein ein Privat Shuttle wohl besser gewesen. Am Terminal angekommen, fuhr der Bus schon 15 Minuten später los und stoppte erst wieder um 23:00 Uhr. Irgendwann wachte ich dann auch mal auf und bemerkte, dass wir uns nicht mehr wirklich vom Fleck bewegten. Ich fragte meinen Sitznachbarn was denn los sei und der meinte, dass die Straße gesperrt ist und wir zwei Stunden warten müssen. Irgendwie war ich noch so im Halbschlaf, dass mir meine Augen gleich wieder zu fielen. nach einem Nicken ohne wirklich nachzudenken einfach wieder einschlief. Zwei Stunden später wachte ich aber wieder auf. Wir standen immer noch und kaum einer befand sich im Bus, außer ich. Ich schlief lieber, als auch mal nachzuschauen. Von draußen konnte ich lauter Stimmen wild durcheinander diskutieren hören. Vielleicht sollte ich doch lieber mal mein schönes Schlafen unterbrechen. Die Straße war aufgrund von Hurensabgängen gesperrt. Die Polizei würde die erst morgen Mittag wieder öffnen. Na toll, wenn die Polizei sagt sie gibt die Straße morgen Mittag frei, dann kann das ja noch ne Woche dauern. Die Ecuadorinaer haben halt einfach eine andere Vorstellung von Zeit. Der Busfahrer schlug ein Stück zurück zu fahren und einen Riesenumweg zu nehmen. Das wären nochmal 8-10 Stunden mehr gewesen. Aber viele Einheimische waren dagegen und wollten lieber im Bus auf den nächsten Tag warten. Denn für den Umweg hätten wir alle noch mal vier Dollar zahlen müssen und das wollten viele nicht. Na toll, das arme Pärchen das morgen Nachmittag einen Flug auf die Galapagos Inseln hat. Das würde so nicht ganz so gut funktionieren. Aber zum Glück entschied sich doch irgendwann der Busfahrer weiter zu fahren und den Umweg zu machen. Also fuhren wir über “Tena” und “Baños”. Vor Ortseingang von Baños blieb der Bus jedoch auf einmal wieder stehen. Anscheinend waren wir ein bisschen falsch auf der huppeligen Straße aufgekommen. Zuerst hieß es, es wäre nur ein Platten und würde sofort geflickt sein. Das wäre dann Nummer 2.0 heute. Aber irgendwie machte überhaupt niemand irgendwelche Anstallten den Reifen zu tauschen. Stattdessen standen die Busfahrer einfach nur draußen und telefonierten. Sie wollten auch nicht sagen was wirklich los ist. Also blieb uns nichts anderes übrig als zu warten und zu warten und zu warten. Ungefähr nach einer Stunde hörte es sich so an, als ob jemand gegen den Wagen hämmern würde. Wir überlegten schon, ob das jetzt nur ein Tritt aus Wut war oder ob jetzt wirklich etwas repariert werden würde. Da sich aber gefühlte Stunden später der Bus immer noch keinen Zentimeter weiter bewegte, fragte ich nochmal nach. Jetzt meinte einer der beiden Fahrer auf einmal der Wagen sei nicht mehr fahrtüchtig. Wir müssten auf einen Transporter warten der uns nach Baños zum Terminal bringen sollte. Dort gäbe es viele Ersatzbusse. Na toll, also ich glaubte Quito nie wieder sehen zu würden. Das Problem war nur das der Zuständige dieser ganzen Transportmittel nicht an sein verdammtes Telefon ging. Also wurde versucht per Anhalter genug Busse nach oben zu finden. Das konnte ja nur noch Jahrhunderte dauern. Das Pärchen das unbedingt auf Galapagos musste, wollte eigentlich, dass für sie ein Taxi gerufen wird, damit sie die wenigen Meter alleine zum Terminal fahren könnten, um dort einen der ständig nach Quito abfahrenden Busse zu nehmen. Der Busfahrer weigerte sich jedoch, denn sein Stolz war zu groß. Er wollte die Situation selber lösen und da durften wir auf keinen Fall reinpfuschen.
Irgendwann kam dann zum Glück ein Bus mit dem wir dann sogar gleich bis nach Quito weiterfahren konnten. Also gab es kein weiteres lästiges Umsteigen. Von dort dauerte es noch ungefähr 3-4 Stunden bis Quito. Als wir den Terminal Quitumbe erreichten, konnte ich es nicht glauben. Ich hätte schwören können, dass wir noch im Stau stehen würden, ein Tunnel umgebaut wird oder sonst irgendeine komische Sache. Aber nein das war nicht der Fall. Jetzt musste ich nur noch durch die halbe Stadt mit dem Taxi bis zu meiner Wohnung. Mittlerweile war es schon 10:30 Uhr und das Taxi brauchte gefühlte Ewigkeiten bis zu meiner Wohnung. Einfach zu viel Verkehr, aber das war mir inzwischen auch schon egal. Hauptsache ich kam nach Hause und etwas zu essen. Denn ich hatte seit 24 Stunden nichts mehr gehabt. Eben so lange wie wir vom Amazonas nach Hause gebraucht haben.
Mal abgesehen von der dezent chaotischen Abreise waren die vier Tage im Amazonas echt unglaublich. Obwohl wir so viel gemacht haben, hab ich mich irgendwie komplett entspannt, vor allem ohne Handyempfang. Auch meine ganzen Verletzungen sind im Amazonas verschwunden. Vielleicht haben die ganzen Hexenkräuter des Regenwaldes doch ihre Wirkung getan. Wer weiß…