Also im Amazonas schläft man definitiv wie ein Stein. Obwohl es relativ laut ist, in der Nacht ist der Geräuschpegel definitiv höher als am Tag oder zu mindestens kam es mir so vor. Der Samstag ging eigentlich relativ entspannt los. Um 8:00 Uhr gab es Frühstück das einfach nur göttlich war: Pancakes beziehungsweise Käse, Rührei, Marmelade, Butter, Honig, Gemüse frisch gepresster Maracujasaft und natürlich Brot. Danach ging es für uns coole Leute, also wir sechs Deutsche und noch ein paar weitere zur “Seoqueya” Community, wo ein paar lokale Familien der indigenen Gruppe “Siona” leben. Hier sollten wir das berühmte traditionelle Yucca Brot herstellen. Zu deren Hütten tuckerten wir mal wieder mit unserem Motorboot hin. Wir wunderten uns echt auch schon über den ganzen Krach den der Motor machte. Die armen Tiere. Als wir ankamen waren wir jedoch ein bisschen perplex, denn wir hatten jetzt nicht so westliche Kleidung erwartet wie die Familie dort eben trug. Okay, also ich dachte jetzt auch nicht, dass sie uns mit lautem Gerufe und Strohröcken empfangen würden, aber diese Bewohner könnten auch definitiv in der Stadt leben und eben nicht so wie die Amazonaseinwobner aus den ganzen Zeitschriften. Eine süße Oma führte uns ein bisschen herum und brachte uns zu so einer Art Heilbaum der alle Muskelverspannungen lösen sollte. Alex und ein niederländischer Masseur meldeten sich freiwillig, da sie Schmerzen im Nacken, beziehungsweise der Schulter hatten. Dafür mussten sich die beiden dann auf den Boden knien, ihr T-Shirt ausziehen und wurden einfach mit so einem Zweig des Baums geschlagen. Der war voller Dornen und nach dieser tollen Behandlung waren sie komplett rot und es bildeten sich Pustelchen. Also ich war echt gespannt, ob das wirklich so viel helfen würde. Ich kann schonmal vorweg sagen, dass der Schmerz kein bisschen gelindert wurde, zumindestens bei Alex. Das war ja mal wieder ein toller Hokuspokus. Das einzig wirklich blöde bei dieser Community war so ein richtig bescheueter Mini Hund. Der bieß jedem in die Hose und nagte an den schicken Gummistiefeln. Klar der wollte bestimmt nur spielen, aber ich war trotzdem nicht so ganz begeistert. Die süße indigene Omi brachte uns dann zu der Hütte wo wir das Yucca Brot zubereiten würden. Dort wartete eine etwas unmotiviert Frau auf uns, die Miene kam bestimmt von den täglich vorbeischauenden Touris, um mit uns aufs Feld zu gehen und ein bisschen Yucca zu ernten. Dafür wurden ein paar Pflanzen gefällt und die Wurzeln rausgeholt. Also am Anfang war das ja noch lustig, aber irgendwann sind wir an der Hitze fast erstickt. Vor allem da wir immer wieder neue Pflanzen umhauen mussten, da das Yucca, wegen dem vielen Regen, irgendwie nicht so essbar war. Danach ging’s wieder zurück zur Hütte und wir rieben des geschälte Yucca, die Rinde kann man prima mit der Hand abpellen. Beim Reiben stellten wir uns alle ganz geschickt an. Ich säbelte mir erstmal meinen Finger ab. So ging es eigentlich der Mehrheit. Naja, so konnten wir uns ein bisschen ausruhen, denn Blutyucca Brot wollte jetzt nicht wirklich jeder essen, vor allem da es keine Pflaster gab, sondern eben nur Yucca, beziehungsweise eine Pflanzensalbe. Danach wurde das Wasser aus dem Yucca rausgepresst und wir siebten aus dem ganzen Mehl. Dann wurde es nur noch gegrillt, ohne Salz und Pfeffer. Das Ganze sah am Ende so aus wie ein etwas zu weiß gewordener Pizzateig.  Nur nicht ganz so schmackhaft wegen den fehlenden Gewürzen. Aber dafür gab es zum Glück Toppings wie Guacamole, Thunfisch- und Grünzeugsalat und eine totscharfe Chillitomatensoße. So schmeckte der weiße Fladen schon viel besser. Danach gab’s auch noch ein Bananen-Yuccabrot was natürlich viel süßer war und meiner Meinung nach auch ein bisschen leckerer. Wir könnten einfach nicht aufhören mit diesen “Wraps”, weil die Guacamole war einfach nur himmlisch und war so leider auch als erstes leer. Kaum waren wir mit unseren vollen Mägen zurück in der Lodge sollten wir gleich weiter essen. Denn das Mittagessen stand schon auf dem Tisch. Ein Tickchen zu voll musste ich mich erstmal wieder in die Hängematte legen und konnte da zum Glück bis um 16:30 Uhr meinen Bauch ausruhen.

Am Nachmittag ging’s los zur “Laguna Grande”, mal wieder mit dem Motorboot. Auf dem Weg dorthin suchten wir wie immer ein paar Tiere, und fanden sogar die Pinken Delfinen. Okay, also wirklich pink waren die jetzt nicht, eigentlich nur grau. Pink werden sie nur, wenn viel Durchblutung in ihrem Körper stattfindet. Auch sprangen sie leider, aufgrund ihres Gewichtes, nicht wirklich hoch in die Luft. So war es extrem schwer ein gutes Foto zu machen, beziehungsweise überhaupt eins. Also, wenn man nicht weiß, dass das Ding da auf dem Bild im Wasser ein Delfin sein soll, könnte man das nie im Leben erraten. Aber wir haben sie wenigstens gesehen. Ob gut oder nicht ist ja auch egal. Ach ja, und bevor ich es vergesse, auf unserer Bucketlist stand ein ganz wichtiges Tier: das Faultier. Das suchten wir auch permanent ganz verzweifelt. Auf einmal hielt ein anderes Kanu an einem Baum an, alle schauten gebannt nach oben und irgendwie verbreitete sich des Gerücht, dass da oben ein Faultier hing. Wir suchten und suchten es auch konnten es aber beim besten Willen überhaupt nichts entdecken. Am Ende stellte sich heraus, dass es überhaupt nicht um ein Faultier, sondern Ameisennest ging. Toll, wen interessiert denn ein Ameisennest, wir wollten doch ein Faultier.

In der Laguna Grande wirkte alles wieder komplett anders. Wir waren nicht mehr in dem engen Fluss, sondern auf einer Art See mit Macrolobium Bäumen. Dort schauten wir im Kanu dem Sonnenuntergang zu und sprangen selbst ins Wasser. Also wirklich lange blieben wir nicht drin, denn da wir nicht den Grund sehen konnten, war es schon etwas unheimlich. Es gab sogar Piranhas. Aber wir blieben verschont. Also das mit Abstand der beste Platz den ich bis jetzt im Amazonas gesehen habe. Richtig romantisch, ruhig, entspannt und einfach nur wunderschön. Also meinetwegen hätten wir da am nächsten Tag ruhig nochmal hinfahren können. Nachdem wir uns wieder ins Boot gewurschtelt hatten, eine schwierigere Angelegenheit als gedacht, gab es Bier für die wollten und weiteres Eentspannen im Boot. Im Dunkeln machten wir uns dann wieder auf dem Rückweg und suchten mithilfe von Taschenlampen nach Kaimanen (gehören zur Alligator Familie) und Fledermäuse. Die leuchtenden Augen von den alligatormäßigen Tieren sieht man anscheinend sehr gut im Dunkeln. Wir haben auf dem ganzen Weg aber leider keins entdeckt. Davor ging’s aber erst mal auf eine Insel zu Pippi Pause wegen dem vielen Bier. Ich hatte zwar keins getrunken, ging aber trotzdem mit auf die Insel und musste extrem lachen, als ich eine von uns einfach mitten in der Lichtung sitzen hab sehen und schrie, dass niemand das Licht anmachen dürfe. Warum auch ins Gebüsch, wenn es eine Lichtung gibt.

Als wir dann so mit unseren Taschenlampen im Wasser herumleuchteten, erinnerte mich das ein bisschen an die Szene von Titanic wo sie nach dem Schiffsunglück nach Überlebenden suchen. Okay, bei uns war die Stimmung jetzt nicht ganz so tragisch, aber ich musste trotzdem an den Film denken. Ich hab mein Taschenlampenlicht lieber ausgelassen, sonst würde ich wahrscheinlich aufgrund der vielen Stiche nicht mehr leben. Alleine bei der Taschenlampe von Bangladeshi bildete sich eine Art Trichter aufgrund der vielen Insekten im Licht. Wir entdeckten ja wie gesagt keine Kaimane, aber dafür Eulen. Das war auch in Ordnung. Alex und ich haben uns echt über den Bootsfahrer gewundert, weil im Dunkeln konnte der doch überhaupt nichts sehen. Und der Fluss ist echt schmal. Der muss immer irgendwie geraten haben wo ein Baumstamm quer im Wasser liegen könnte, weil die liegen teilweise einfach mitten im Fluss. Kam dann mal ein Baumstamm, gab der Fahrer Gas und pretterte eknfach drüber.

Kaum waren wir zu Hause gab’s auch schon wieder Essen. Wir hatten heute ja noch nicht genug davon gehabt. Zum Glück gab es leckeres Chicken. Kurz bevor wir aber zum Abendessen gegangen sind, hat die Alex bei uns in der Hütte, beziehungsweise auf der Terrasse eine Tarántula entdeckt. Wir wollten die eigentlich schön nach dem Essen entfernen, tja nur hatte die nicht auf uns gewartet, sondern ist einfach gegangen. Kritische Angelegenheit. Wenn die jetzt in der Nacht in mein Bett kriecht, dann schrei ich. Also mit so einer Kröte wie von gestern, die bei uns an der an der Wand saß, teile ich gern mein Bett aber definitiv nicht mit einer Spinne, schon gar nicht mit einer Tarántula.

Da wir sechs noch nicht so wirklich Lust hatten ins Bett zu gehen, ich schon gar nicht wegen der Spinne, setzten wir uns noch ein bisschen an die Bar zum Weintrinken. Es war zwar erst 22:00 Uhr, aber es war kein Mensch mehr in Sichtweite, bis aufeinmal ein halb nackter Typ von der Crew auftauchte. Es war richtig niedlich, dass er uns die Weinflasche zum Aufmachen in die Hand drückte, weil er meinte er wisse nicht wie das geht. Er mache das nicht so oft. Es war sehr amüsant, nur irgendwann tauchte eine Kakerlake auf und ein paar weiteren Insekten, so dass wir erst mal auf die Jagd gehen mussten. Darüber waren die anderen Leute irgendwie nicht so ganz begeistert. Ich glaube denen wäre es lieber gewesen, wenn wir unseren Betten gelegen hätten. Zumindest war die Amerikanerinnen bei Alex und mir nicht wirklich von uns begeistert, als wir noch im im Bad rumliefen und im Zimmer nebenan von den andern vier, wurde am nächsten Morgen über uns gelästert. Solche Spießer. Es war ja noch nichtmal wirklich spät gewesen…