Amazonas. Das letzte Highlight meiner langen Reise. In wenigen Tagen geht nämlich leider Gottes schon mein Flugzeug zurück nach München. Die sieben Monate sind echt absolut wie im Flug vergangen. Die letzte Zeit möchte ich auf jeden Fall noch mal gut nutzen und dem Amazonas konnte, wegen Zeitmangel, bisher noch keinen Besuch abstatten. Da ich jedoch so viele Verletzungen habe, musste ich ewig hin und her überlegen, ob ich jetzt fahren soll oder doch lieber nicht. Natür,ich habe ich mich am Ende doch dafür entscheiden, weil den Amazonas, beziehungsweise “Cuyabeno”, kann ich schon schlecht auslassen. Das würde ich mir nie verzeihen. Cuyabeno ist ein Naturreservat und mitunter auch eins der schönsten im ecuadorianischen Regenwald. Da ich mich relativ spontan zur Fahrt entschlossen habe, waren natürlich schon alle Flüge ausgebucht. Also stieg ich Donnerstagnacht um 22:30 in den Public Bus. Es gibt auch Privat Shuttles die nicht ständig unterwegs hier und da halten. Aber dafür sitzt man, wenn man Pech hat, sehr ungemütlich und muss auch noch mehr bezahlt. Da fahr ich lieber 2 Stunden länger. Bevor ich mich aber überhaupt erstmal in den Bus setzen konnte, musste ich mich mit einem Typ rumschlagen der sich einfach meinen Sitzplatz geschnappt hat. Für was hat man den bitte die Sitznummern, wenn das eh nicht beachtet wird? Mein Platz war so schön am Fenster, also kein Wunder. Er macht ein Riesengezeter, da er den Ausblick so liebe. Toll ich auch und ich hatte definitiv den Fensterplatz von uns beiden. Lange Rede kurzer Sinn am Ende saß er nicht mehr da. Ich war aber im Bus nur von dreisten Leuten umgeben. Der Mann hinter mir hängte einfach seinen Rucksack über meine Kopflehne. So konnte ich bestimmt super 8 Stunden lang schlafen. Der zickte aber zum Glück nicht ganz so extrem rum und so konnte die Fahrt losgehen. Nur irgendwie sollte ich die Nacht nicht so viel schlaf bekommen. Denn kaum hatte ich meine Augen zu gemacht, wurde beim Fernseher vorne wie immer ein Kriegsfilm eingelegt und das auf voller Lautstärke. Das Geschieße alleine kann man ja noch mit Musik versuchen zu übertönen, aber wenn dann noch Babygeschrei dazu kommt, ist es vorbei. Normalerweise sind die Kiddies hier extrem brav und geben keinen Laut von sich, aber dieses Baby war irgendwie anderer Art. Irgendwann war das Geschrei vorbei. Das Baby hatte wohl den Bus verlassen, so dass ich schön in Tiefschlaf fiel. Tja, das war irgendwie aber doch nicht so gut, denn als ich um 5:00 Uhr morgens aufwachte, war der Bus fast komplett leer. Da wir aber laut Zeitplan noch 1 Stunde bis zu “Lago Agrio”, der Treff- und Ausgangspunkt zum Nationalpark Cuyabeno hatten, machte ich mir keine weiteren Gedanken. Ich bin dann aber trotzdem mal zu den Fahrern gegangen, um nachzufragen wie lange wir noch brauchen würden. Auf meine Frage hin starrten die mich jedoch nur komplett perplext an und meinten, dass wir schon seit mindestens 45 Minuten am Terminal vorbei seien. Wow, klasse das hatte ich ja mal wieder toll hinbekommen. Aber stattdass die mir auch einfach Bescheid geben, ich kann ja nicht die ganze Nacht wach bleiben und normalerweise machen die das immer. Zum Glück war ich extrem früh dran, wodurch ich es locker schaffen sollte bis um 9:30 Uhr in dem besagten Ort zu sein. Mitten in der Pampa im Nirgendwo, im Dunkeln, mit einem Zettel in der Hand setzten die mich ab und meinten ich soll jetzt auf den nächsten Bus warten. Wann genau der kommen sollte,wusste mal wieder keiner. Erstmal saß ich dann ganz alleine auf meinen Rucksack auf der Straße und wartete und wartete darauf abgeholt zu werden. Irgendwann gesellte sich ein Mann zu mir, der angeblich auch falsch gefahren ist. Zusammen warteten wir dann weiter. Bald kam aber auch zum Glück ein Bus dem ich dann den Zettel in der Hand drückte. Hihihi dank dem Blatt Papier musste ich nicht nochmal den Bus bezahlen im Gegensatz zu dem Mann hinter mir der keinen hatte.
Alle Lodges, indem Naturreservat gibt es ziemlich viele, trafen sich an einen bestimmten Hotel. Da ich immer noch reichlich Zeit hatte, frühstückte ich da erstmal ausgiebig. Relativ pünktlich kam dann auch schon der Abholservice von der Nicky Amazon Lodge, wo ich bleiben wollte. Die ist auf tripadvisor extrem gut geredet und das Essen soll angeblich ausgezeichnet sein. Also was will man mehr? Wir waren ungefähr 30 Leute und mussten erst mal wieder mit einem Bus 2 Stunden lang tiefer in den Amazonas fahren. Bei “Tierras Orientales” direkt am Fluss “Aguarico” (mündet früher oder später in den Amazonas) wartete eine Lunch Box auf uns. Also mehr als essbar war das Essen jetzt nicht, aber es hatte ich eigentlich eh noch keiner wirklich Hunger. Im Kanu tuckerten wir dann (aber mit Motor) für 3 1/2 Stunden den Aguarico und später den “Cuyabeno Black Water River” entlang. Wir hatten einfach so unheimlich viel Glück mit dem Wetter, denn eigentlich ist Regenzeit, aber es war keine einzige Wolke am Himmel zu sehen. Aber hier im Amazonas darf man sich ja nicht zu früh freuen. Das Wetter kann sich ja von einer Sekunde auf die nächste ändern.
Wir 30 Leute teilten uns auf drei Kanus auf, denn sonst wären wir glaube ich gekentert. Ich hatte auf jeden Fall klasse Gesellschaft, denn wir waren sechs Alemanas und alle mehr oder weniger im gleichen Alter. Also jetzt keine ältere Menschen. Eigentlich braucht man für die Strecke bis zu Nicky Lodge nur ungefähr 2 Stunden, aber wir brauchten so viel länger, da wir hier und da hielten, um Tiere zu beobachten. Außerdem hat der Fluss Tausende von Mäander. Wir sahen vier verschiedene Affenarten, zwei Anacondas in Gebüschen direkt über dem Wasser, eigenartige Raupen und gefühlte 100.000 Tucanes. Also unserer (Alemanas) Meinung nach waren die Stopps manchmal ein Tickchen zu lang. Ich musste die mini Affen jetzt keine 15 Minuten lang beobachten, vor allem nicht von der Entfernung. Mein Nacken tat mir schon ganze weh vom ständigen Hochschauen. Alle Lodges im Cuyabeno Reservat befinden sich mehr oder weniger am gleichen Ort. Nur unsere Lodge liegt noch ein Stückchen tiefer drin. Generell war ich ziemlich erstaunt, wie ruhig es doch hier im Amazonas ist. Die Tiere machen anscheinend alle keinen Krach.
Die Lodge liegt direkt am Fluss, so dass wir vom Kanu aus direkt in das Camp fielen. Die Lodge ist extrem hübsch: im indianischen Stil gehaltene Hütten bilden eine Art Lichtung und in der Gemeinschaftshütte gab es erstmal einen Bananensnack und einen Willkommensdrink. Unser Kanu war als erstes am Ziel und so mussten wir noch ein Weilchen auf die anderen warten. Die ließen sich echt Zeit. Dann wurden wir aber endlich auf die Zimmer aufgeteilt. Ich kam in eins mit einer Amerikanerin und der deutschen Alex. Die Zimmer waren total niedlich hergerichtet. Jeder hat sein eigenes Bett mit Mückennetz drum herum und unser Bad war total sauber und hübsch. Hier war wir echt extrem nah an der Natur, denn die Hütten hatten keine wirkliche Wand, sondern nur so Mückennetze und das Dach war auch nicht wirklich abgeschlossen. Also wer Privatssphäre bevorzugt der sollte lieber win Bett im Dschungel ohne Hütte suchen, denn hier hat man sie definitiv nicht. Aber ich fande das auch gar nicht nötig. Das absolut aller aller allerbeste jedoch an den Zimmern waren die Hängematten. Also ich glaube jede freie Minute chillte ich darin. Unsere, die blaue, war definitiv von allen die bequemste. Während den ganzen vier Tagen, ach ja das hab ich noch gar nicht erwähnt, die Tour geht bis Montag Mittag, habe ich alle Hängematten durchprobiert und keine war so gemütlich wie unsere blaue.
Abendessen gab es ja leider immer erst ab 20:00 Uhr. Nach unserer Ankunft hatten wir noch schön viel Zeit für die Hängematte und einen Nightwalk. Für letzteres bekamen wir jedoch erstmal Gummistiefel. Das war vielleicht ein Act bis jeder die richtigen Schuhe anhatte. Typisch ecuadorianisch war dann, dass unsere Kanugruppe dann doch erst nach dem Abendessen dran war. Die Planungen hier sind und bleiben einfach immer chaotisch. Aber wenn man sich drauf einstellt, ist das eigentlich ganz entspannt. Wenigstens hatten wir einen mega chillingen Guide namens “Bangladeschi”. Wie er in echt heißt, hab ich mir leider Gottes nicht gemerkt. Er kommt auf jeden Fall aus Bangladesch deswegen der Name. Das könnte ich mir wenigstens gut merken. Also das Abendessen war wirklich richtig lecker. Da hatte tripadvisor nichts falsches versprochen. Es gab Suppe, eine Art Fleischpflanzerl mit Erdnusssoße, Gemüse, Kartoffeln, eine Riesenschale Reis für alle und als Nachspeise Kuchen. Verhungern sollten wir in den ganzen Tagen bestimmt nicht. Dafür war das Essen viel zu gut.
Als wir sechs uns auf dem Weg zur Nachtwanderung gemacht haben, ist uns aufgefallen wie schön der Sternenhimmel im Amazonas ist. Fast wie in der Atacama Wüste. Ein richtiges Sternenmeer. Also der Nightwalk war wirklich gut, aber ich glaub ich brauch den kein zweites Mal. Wir trafen auf Tausende von ekligen Spinnen, Skorpione andere dezent merkwürdig Insekten, Tausendfüßler, Ameisenhorden, XXL Blutsauger die aber kein Blut saugen, Kröten, Grashüpfer und so viele Schnacken, dass ich die gar nicht mehr zählen konnte. Ich hab jetzt bestimmt irgendwas vergessen, aber es war auf jeden Fall kein hübsches Tier dabei. Ach ja, eine Sache darf ich nicht auslassen und zwar die Kröte die so ein Geräusch macht wie ein gerade im Sterben liegender Mann. Also wenn man nicht weiß was das ist, könnte man meinen nebenan wohnen Kannibalen. Nach 1 Stunde und 15 Minuten durften wir endlich ins Bett, aber nicht ohne davor noch einer “Tarántula” einen Besuch abzustatten. Also wenn ein Tier nicht geht dann definitiv dieses.