Heute fingen wir den Tag mal ein bisschen entspannter an als gewöhnlich. Um 15:20 sollte erst unsere Nachmittagstour zum “Valle de la Luna” und zum “Valle del Martes” beginnen. Da unser Hostel ohne Frühstück ist, sind wir erstmal in ein Café und haben uns dort richtig gut gestärkt. Danach hatten wir noch ein bisschen Zeit, um San Pedro de Atacama genauer unter die Lupe zu nehmen. Bis jetzt sind wir ja nur von Agentur zu Agentur gerast ohne uns wirklich durch das Dorf treiben zu lassen. Untertags ist es hier relativ ruhig. Denn um diese Uhrzeit sind alle Touristen für die Ausflüge ausgeflogen und kommen meistens erst gegen Abend zurück. Dementsprechend voll ist es dann auch in der Nacht. Die Straßen platzen fast voller Menschen, überall ist was los und alle Geschäfte schließen deswegen erst um 22:00, wenn nicht sogar später. San Pedro de Atacama ist richtig süß. Also das Zentrum. Überall sind Läden, der Hauptplatz ist total grün und gemütlich hergerichtet (hier soll es sogar WLAN geben) und die ganzen Büros der Agenturen geben den Sträßelchen einen richtig schönen Charme. Ich wechselte ein paar chilenische Pesos in Bolivianos, denn am Montag geht es für mich mit einer Jeep-Tour rüber nach Bolivien zum “Salar de Uyuni”. Kurz bevor wir zu unserem Trip los mussten, statteten wir dem “Pueblo de Artesanos”, dem Künstlerdorf, einen Besuch ab. Dort werden nämlich nicht nur Touriprodukte verkauft, sondern echte handgemachte Unikate. Wir kauften beiden einen Schal aus Alpacawolle, die aus Lama waren uns dann doch einen Tick zu kratzig. Hier in Südamerika kann man allgemein einfach nur so unfassbar gut warme Kleidung kaufen: Pullis, Stirnbänder, Schals, Kuschelsocken, Handschuhe und Mützen. Da freut man sich regelrecht drauf, dass es ein bisschen kälter wird. Ich glaube bevor ich zurück nach Hause fliege, muss ich meinen ganzen Rucksack entleeren und ihn komplett mit handgemachten Strickpullis vollstopfen. Als Vorrat für die nächsten 10000 Winter.

Ganz zufrieden mit unseren neuen Errungenschaften machten wir uns auf den Weg zum Büro von Cosmo-Andino. Zu siebzehnt in einem weißen Transporter startete die Tour in Richtung Valle del Martes. Beide Täler sind zum Glück nur wenige Minuten von San Pedro de Atacama entfernt. Unterwegs hielten wir noch bei dem “Piedra de Coyote” wo der brasilianische Comic “Coyote” gedreht wurde. Deswegen heißt es nun auch so. Wir standen auf der jüngsten Bergkette “Cordillera Salar” die zwischen den Anden und Domeyko liegt. Auf der haben wir uns während unseres ganzen Trips bewegt. Die Cordillera Salar ist 90 km lang, also ein klitzekleines bisschen kleiner als die Anden. Von dort schauten wir auf die Comickulisse. Die müsst ihr euch wie folgt vorstellen: links von uns war der Salar de Atacama mit den Anden und rechts von uns wie gesagt die Domeyko Bergkette. Dazwischen lag das von ausgetrockneten Salzflüssen durchzogene Tal. Das sah mal wieder aus wie von einem anderen Planeten. Nach einer kleinen Fotosession ging’s zurück in den Transporter und weiter zum Valle der Martes, das Marstal. Es wird auch Tal des Todes genannt. Da die Einheimischen mit all diesen Orten nichts anzufangen wissen, sie sind nutzlos, denken sich die Gemeinden neue Namen für diese Touriattraktionen aus. Der Grund für den Namen dieses Tals ist, dass dort absolut nichts wächst, beziehungsweise großes lebt. Und Marstal ganz einfach deswegen, weil es eben mit seinen rötlichen Gesteinen so ein bisschen wie auf dem Mars aussieht. Das Tal ist total gewellt und die Steine stehen schräg nach oben. Das ist durch ein sehr starkes Erdbeben vor Millionen von Jahren passiert. So wie heute noch hat sich die Nasca Platte unter die südamerikanische Platte geschoben, so dass dabei diese Gesteinsformation entstanden ist. Dieser Ort ist ein Paradies für Archeologen. Die gehen mittlerweile sogar davon aus, dass Atacama nicht immer eine Wüste war, sondern eine Savanne mit großen Tieren und kleinen Bäumen. Wir kletterten ein paar Steine nach oben und liefen auf einer Geraden an dem Tal entlang. Unterwegs trafen wir auf sogenannte “Apachetas”. Das sind Steinhaufen die als Beschützer für Reisende von schwierigen Routen in den Anden gelten. Jeder der an diesen vorbeikommt, kann etwas als Opfergabe dazu geben wie Chicha Likör, Coca Blätter oder etwas anderes. Das coole an dem Wort ist, dass es bei allen Andenbewohnern das gleiche bedeutet. Sonst hat ja jeder Stamm seine eignen Ausdrücke. Der spaßigste Part der kleinen Wandertour war das Dünenrutschen. Barfuß rollten, liefen und sprangen wir im Sand den Weg hinunter ins Tal. Von dort ging es auch schon wieder zum Transporter der unten auf uns wartete. Mal wieder mussten wir Parkeintritt bezahlen, wenn auch diesmal im Nachhinein.

Als letzten Punkt fuhren wir zum Valle de la Luna, das Mondtal. Das ist das Must-See in der Gegend um San Pedro de Atacama. Das Tal ist so berühmt für seine Gesteinsformation, auf denen Salz liegt, die an den Mond erinnert. Das sagt ja eigentlich auch schon der Name. Bevor wir zu den ganzen anderen Agenturen zum Sonnenuntergang über dem Tal stießen, machten wir einen kleinen Abstecher zu einem riesigen Salzstein wo uns dies und das erklärt wurde, von dem ich jedoch das meiste leider Gottes schon wieder vergessen habe. einfach zu viel Information auf einmal. Um 18:30 Uhr erklammen auch wir den kleinen Berg und schauten in den großen Mondkrater hinein. Von oben ist das ganze einfach noch hundertmal beeindruckender, als den Krater, beziehungsweise das Tal, nur von innendrin zu sehen. Da wir einen klasse Guide hatten, mussten wir noch höher steigen als all die anderen Touris, aber nicht bis ganz ans Ende, um den besten Blick zu haben. Der Sonnenuntergang war wirklich wunderschön, auch wenn gefühlt tausende von Menschen neben uns saßen. Was jedoch noch besser war als der Sonnenuntergang an sich, war die Zeit danach. Der Himmel und die Berge verfärbten sich in rot, lila, orange und blau was noch vieeeeeel besser war als das Verschwinden der Sonne an sich. Als letzte Gruppe verließen wir wieder den Ort und machten uns auf in Richtung Heimweg.

Unser Tag war damit aber noch nicht vorbei. Wir hatten noch eine Astronomietour gebucht. Die war soooooo der hammar. Zwanzig Minuten nach Ankunft in San Pedro trafen wir uns im Büro von der reinen Astronomieagentur Apacheta. Zu zehnt, die Mehrheit war Deutsch, ging es sieben Minuten mit dem Transporter zu einem kleinen Garten mit einem runden Gebäude ohne Dach wo vier Teleskope standen, ein Biema, und zehn Stühle mit Decken. Der liebe Gott hatte mich erhört, heute Nacht sollte ich doch nicht erfrieren. Denn in der Nacht ist es hier richtig richtig kalt. Uns wurden allgemein all die Basics der Astronomie erklärt, denn die waren nötig, um die Sterne, Planeten und Galaxien im Himmel zu sehen. Zwischendurch gab es Snacks und es war einfach mal nicht so ein blödes Sternenschauen so wie man es eben sonst immer hat. Zudem der Sternenhimmel hier in San Pedro de Atacama ist einfach unfassbar. Hier gibt es so unglaublich viele Sterne, dass es eigentlich nie dunkel ist. Also Sternegucken ist an so einem Ort einfach Pflicht.