Bolivien ich komme! Jedoch erstmal mit ein paar Hinternissen. Davor musste ich aber leider Elias verabschieden, der ist heute nämlich wieder zurück in die Heimat geflogen. Jetzt geht es für mich alleine weiter. Die nächsten drei Tage bin ich auf Jeep-Tour nach Uyuni mit seinem Fotospot dem Salar de Uyuni. Schon seit längerem habe ich die Tour bei “Cordillera Traveller” übers Internet gebucht. Ich war sogar wie verlangt am Samstag in deren Büro in San Pedro de Atacama, um ihnen den Ort zu sagen, wo sie mich heute um 7:45 abholen sollten. Da mein Hostel keinen Namen hat, beziehungsweise es kein Mensch kennt, habe ich einfach den Busterminal genannt der nur 50 m von meiner Unterkunft entfernt ist. Dementsprechend war ich heute Morgen um die besagt Uhrzeit am Terminal. Dort wartete ich und wartete und wartete. Es verstrichen 15 Minuten, dann 30, dann 45. Langsam wurde ich echt unruhig. Ich weiß ja, dass die Südamerikaner es immer nicht so genau mit der Uhrzeit nehmen. Aber 45 Minuten ist echt lang. Als immer noch kein Bus oder Pickup von der Agentur in Sichtweite war, schnappte ich mir ein Taxi und fuhr zum Office von Cordillera Traveller. Ich erklärte der Taxifahrerin meine Situation und sie fand das ganze auch extrem eigenartig. Denn eigentlich verließen alle Busse die nach Uyuni fahren San Pedro sehr früh und nicht erst um 9:00 Uhr. Im Zentrum angekommen, hatte ich schon eine böse Vorahnung. Keine Agentur war offen. Also war Cordillera Traveller bestimmt auch zu. Na toll, wie sollte ich die denn jetzt bitte finden? Ich hatte echt null Komma null Lust noch eine weitere Nacht hier zu verbringen. Zudem die ganzen Tagestouren um 8:00 Uhr losgehen. Die Taxifahrerin war aber richtig hilfsbereit und meinte, dass alle Touren nach Uyuni sich an irgendeiner Düne treffen würden. Also fuhren wir da hin und siehe da, Cordillera Traveller steckte noch dort. Jetzt wusste ich auch warum sich dort alle trafen. Hier war die Ausreisestation. Im Bus war nur kein Mensch. Also fragte ich mich ein bisschen in der ganzen Menschenmenge durch, bis ich den Verantwortlichen von Cordillera Traveller gefunden hatte. Ich war einfach nur so unfassbar erleichtert endlich meine Gruppe entdeckt zu haben, dass ich gar nicht wirklich sauer sein konnte. Die hatten mich auch auf ihrer Liste, aber sie hatten mich einfach ausgelassen! Angeblich hätten sie nicht gewusst wo sie mich hätten abholen sollen. Hallo, ich war extra im Büro gewesen. Die sollten eigentlich ganz genau wissen, wo sich mich abzuholen hatten. Anscheinend haben sie mir auch nochmal eine Email geschrieben, die ich aber nicht beantwortet habe, da ich ja seit Samstag kein Internet mehr habe. So haben sie gedacht, dass ich nicht auftauchen werde. Aber egal, ich hatte sie ja jetzt endlich gefunden. Nach der kleinen Aufregung beruhigte ich mich langsam ein bisschen und lernte meine neun Kumpanen für die nächsten Tage kennen: ein holländisches Pärchen, eine etwas eigenartige Amerikanerin die Reden hast und jeden in unserer Gruppe vermeidet, zwei Brasilianer, ein Italiener und drei junge Engländer die schon meine Homies sind. Wir warteten in der Schlange bis wir endlich alle unseren Ausreisestempel hatten und machten uns auf zu einem blauen Bus. Zum Glück war die Schlange so lang gewesen, sonst wären sie vielleicht ohne mich losgefahren. Als ich den blauen Bus betrat wurde ich ein bisschen skeptisch. Mit der Schrottkarre, die schon fast auseinander fiel, sollten wir also durch die Pampa bis nach Uyuni fahren? Na dann mal viel Spaß. Doch ich lag falsch. Wir fuhren mit dem Ding nur bis zu Grenze von Bolivien. Dort teilten wir uns in zwei fünfer und eine sechser Gruppe auf, in einem anderen Bus waren auch noch Leute von Cordillera Traveller gewesen, und tauschten die Schrottkarre in einen Landrover. Das sah doch schon besser aus. Die bolivianische Grenze war mal wieder der hammar. In the middle of nowhere war eine Lehmhütten aufgestellt mit ein paar anderen Unterschlüpfen. Hier war nix mit Computern oder so. Jeder bekam einfach seinen Stempel in den Pass und die Immigrationspapiere. Fertig. An der Grenze wurde auch noch für uns leckeres Frühstück (Brot, Avocado, Käse, Schinken, Butter, Marmelade, Tee, Kaffee) aufgebaut. Es war mittlerweile auch schon 10:30 Uhr und alle hatten einen knurrenden Magen. Überall strömten Leute von anderen Agenturen herum, alle beschäftigt mit ihren Reisepässen, Gepäck und Essen. Ich bildete mit den drei Engländern und der echt komischen Amerikanerin eine fünfer Gruppe. Unser Driver und Guide für die nächsten Tage heißt “Celso”. Da die Engländer absolut keine Ahnung von Spanisch haben, spiele ich nun für die nächsten Tage ihre Dolmetscherin. Vor allem da unser bolivianischer Guide kein Wort Englisch spricht. Damit wir alle in den Landrover passen, wurde unser Gepäck erst aufs Dach geschnallt und mit einer blauen Plane bedeckt. Das machte einen ziemlich stabilen Eindruck. Uns wurde vor dem Aufbrechen ins Landesinnere noch erklärt, dass wir hier jeder Zeit auf unsere sieben Sachen aufpassen müssten, aufgrund dem vielen Geklaue hier. Auch meinte er, dass die Route jedes Mal ein Risiko ist, da wir uns meistens in absolut abgelegenen Orten befinden, ohne Tankstelle, ohne Läden, ohne Handyempfang. Also einfach raus aus der Zivilisation. Es sterben hier auch immer wieder Leute, aufgrund von kaputten Autos oder betrunkenen Drivern. Hoffentlich überleben wir die paar Tage. Aber diese Agentur ist überall empfohlen, fährt bessere Unterstände an und die Fahrer trinken eigentlich kein Alkohol. Auch auf den Internetseiten wird davor gewarnt. Aber wenn man es trotzdem wagt, soll man ein unvergessliches Abenteuer vor sich haben.
Also die Bolivianer sind extrem schüchtern. Wenn man etwas wissen möchte, muss man sie direkt drauf ansprechen. Sonst vermeiden sie Konversationen. Die Chilenen sind dagegen richtige Plappertaschen. Wenn man selber nicht redet, dann übernehmen sie gerne diesen Part. Die Bolivianer würden so etwas auf keinen Fall machen.
Nach ein paar Minuten Fahrt hielten wir am Eingang vom Nationalpark “Reserva Nacional de Fauna Andina Eduardo Avaroa”, um Eintritt zu zahlen und uns einzuschreiben. Heute werden wir uns den ganzen Tag im Altiplano (den Highlands) von Bolivien bewegen. Danach ging es gleich zum ersten Haltepunkt des Programms: der “Laguna Blanca”. Diese Lagune ist, wie der Name schon sagt, relativ weiß. Dort ist extrem viel das Material Bórax vorhanden das, wenn ich es richtig verstanden habe, für Plastik verwendet wird. Wenige Meter weiter tauchte die “Laguna Verde” auf. Sie ist jedoch eigentlich mehr blau als grün. Alles sieht mal wieder wie immer traumhaft aus: der blaue Himmel, die Berge um die Lagunen herum und die strahlende Lagune an sich. Die Laguna Verde enthält extrem viel Sulfur und Kupfer, was von dem umliegendem Licancabur Vulkan hineingespült wird.
Zwischen den ganzen Stopps breitet sich die Wüste “Dali” aus. Sie ist aber nicht langweilig, da hier und da immer wieder neue Gräser und Bergformationen auftauchen. Also keine klassische Wüste ohne irgendwas. So kamen wir auch an den “Rocas de Dali”, “Steine von Dali” vorbei die bunte Farben haben.
Wir liefen immer ein bisschen herum, machten Fotos und düsten auf der Schotterpiste weiter zum nächsten Haltepunkte. Es ist einfach nur unfassbar kalt hier. Und ich wollte schon fast eine kurze Hose anziehen, weil in San Pedro de Atacama war es ja jetzt nicht wirklich kalt. Ich hätte mir die Kälte aber eigentlich schon denken können. Im Altiplano auf diesen Höhen ist es immer eisig und windig. Dafür gab es in “Polques” neben einer sehr hübschen weiteren Lagune, hier wimmelt es nur so von denen, ein openair Thermalbad. Das gibt es hier ja überall. Nur mal wieder, wie schon bei den Geysiers, versammelten sich in einem ekligen Minibecken eine herumschwimmende Menschenmenge. Darauf konnte ich gut und gerne verzichten, die drei Jungs auch. Die Amerikanerin wollte schon ins Planschbecken. Wir schauten uns lieber in der Gegend um und suchten die Toilette. Eigentlich hätten wir 3 Boliviano pro Person zahlen müssen, aber da wir nur große Scheine hatten und die kein Wechselgeld durften wir auch so rein. Ich muss aber auch ehrlich sagen für diese widerlichen Klos hätte ich auch keinen Cent bezahlt. Ich musste die Luft anhalten, um nicht an Verpestung zu sterben. Wie das Klo an sich aussah, muss ich glaub ich erst gar nicht beschreiben. Das Wort abartig und furchtbar reicht. Traumatisiert warteten wir auf einer Treppe auf die Amerikanerin. Von hier hatten wir einen genialen Blick auf eine Bolivianerin die sich um das Planschbecken kümmerte. Sie sah genauso aus wie man sich eine Bolivianerin vorstellt, beziehungsweise von Bildern kennt: zwei sehr lange schwarze geflochtene Zöpfe, den typischen Hut und einen bunten knielangen Faltenrock.
Unsere nächste Station waren die “Geysers Sol de Mañana”. Wie schon in San Pedro kam hier Dampf raus. Es war jedoch nicht ganz so beeindruckend, da es erstens schon mitten am Tag war und so nicht mehr kalt genug für große Dampfwolken, zweitens da sie generell nicht so aktiv und gewaltig sind. Hier waren wir nun an der höchsten Stelle des Trips, auf knapp 5000 m.
Nach der windigen Angelegenheit bei den Geysers ging’s erstmal zum Mittagessen in unserer Unterkunft für heute Nacht. Die ist direkt an der wunderschönen “Laguna Colorada” mitten im Nichts, aber dafür im Naturreservat. Hier ist es so richtig rustikal, aber super cool. Wir schlafen zu fünft in einem Zimmer, es gibt ein Bad für alle, ohne Dusche, und es ist extreeeeeeeem kalt. Zum Glück habe ich noch meinen Schlafsack dabei. Ohne den würde ich die Nacht wahrscheinlich nicht lebend überstehen. Zwei total süße Bolivianerinnen haben das Mittagessen, Würstchen mit Kartoffelbrei und Salat, für uns zubereitet, während wir alle ganz erschöpft von der Kälte und dem Wind auf unseren Betten lagen. Zwei weitere Deutsche haben nicht mit dieser Kälte gerechnet und weder einen Schlafsack dabei, noch eine Jacke. Geld haben sie auch nicht. Sie dachten der Parkeintritt sei schon bezahlt worden. Ach ja, und das mit dem Klopapier haben sie auch nicht gelesen. Das muss man nämlich selber mitbringen. Aber die zwei sind einfach nur viel zu luftig und ich glaube hier braucht keiner eine ganze Klopapierrolle für sich alleine für die drei Tage.
Nach der Stärkung ging’s runter zur Lagune. Aber mit dem Auto, denn hier wirken wie gesagt die Entfernungen kürzer als sie sind. Diese Lagune war, beziehungsweise ist mit Abstand die beste vom ganzen Tag. Sie war rot wie Tomatensaft, manchmal auch eher ein bisschen rostig und in ihr wimmelte es nur so von Flamingos. Angeblich sind es mehr als 30 000 und wieder die gleichen drei Arten wie im Soncor Sektor. Alle komplett rosa von oben bis unten. Wenn man diese Lagune mit eigenen Augen sieht, weiß man warum sie ein Highlight Boliviens ist. Wir hatten so 45 Minuten Zeit herumzulaufen, die Flamingos zu beobachten und im Schlamm zu versinken. Also für gute Fotos musste ich leider meine trockenen Turnschuhe opfern. Ich hoffe die sind wieder trocken bis morgen, sonst wird das eher kritisch. Hier muss man auch extrem auf die Sonne aufpassen. Ich bin schon ganz verbrannt. Durch den Wind und die Kälte bekommt man die hohe Sonneneinstrahlung nicht mit. Am Ende hatte ich mein Stirnband gegen die Kälte und die Capi gegen die Sonne an. Das sah sehhhhr sexy aus.
Als wir wieder zurück an der Unterkunft ankamen, war es angeblich 17:00 Uhr laut meiner Uhr sollte es aber schon 18:00 Uhr sein. Hier wurde anscheinend eine Stunde zurück gedreht, was eigentlich relativ eigenartig ist, da wir gen Osten und nicht Westen gefahren sind. Aber wer versteht schon die Zeitzonen…
Zum Glück gab es schon Essen nach europäischer Zeit, also 18:30 Uhr. Zur Vorspeise stand auf der Menükarte eine Gemüsesuppe, darauf folgte Pasta und ein Pfirsich aus der Dose als Krönung. Mit den verschiedenen Ländern am Tisch ist es echt nie langweilig. Immer hat jemand etwas zu erzählen. Wir sind dann auch noch raus zum Sternegucken, denn die Raucher sind wieder ganz begeistert zurück gekommen. Und ich muss ihnen Recht geben. Das ist besser als im Kino und noch besser als in San Pedro. So einen Sternenhimmel habe ich wirklich noch nie gesehen. Noch nicht mal in der Sahara.