Mit dem Sonnenaufgang und Blick über Valparaiso samt Hafen aufzuwachen, könnte den Tag nicht besser starten. Das Frühstück in unserem Hostel war auch richtig lecker. Es gab zum ersten Mal in einer billigen Unterkunft viel frisches Obst und Joghurt, auch wenn nicht natur. Es saßen ziemlich viele beim Frühstück, was mich sehr verwunderte, denn das Hostel wirkte überhaupt nicht voll. Es war die ganze Zeit über richtig leise und auf einmal saß hier eine Horde von Menschen. Wir packten schnell unsere ganzen Sachen zusammen, deponierten sie in einem Raum und machten uns auf den Weg zum Busterminal. Nein, es ging noch nicht zurück nach Santiago, sondern zur Isla Negra. Dort steht nämlich das Lieblingshaus von dem berühmten Poeten Pablo Neruda. Es wurde 1950 gebaut, kurz nachdem er reich geworden ist. Leider wurde das Haus 1973 von Soldaten wegen des Militärcups gestürmt. Vor Ort ist auch Neruda und seine Frau Matilda begraben. Als wir uns mit dem Bus auf den Weg machten, hatten wir keine Ahnung wie lange die Fahrt dauern würde. Ich rechnete so mit 30 Minuten. Aber am Ende waren es einfach 1 1/2 Stunden. Außerdem merkten wir, dass der Ort trotz des Namens keine Insel ist, sondern einfach nur Festland am Pazifik gelegen. Das Beste kam jedoch erst, als wir endlich in dem verlassenen Kaff ankamen. Heute fand in ganz Chile Volkszählung statt. Das heißt hier ausnahmsloser Feiertag. Und zwar für alle staatlich betriebenen Geschäfte. Dazu zählten natürlich auch Museen. Also auch das Haus von Pablo Neruda. Das hatten wir jedoch nicht bedacht. Jetzt waren wir schon so weit gefahren, für nichts. Und der Busfahrer, dessen Spanisch wirklich unverständlich war (hier konnte ich nun verstehen, warum die Chilenen als das komischste lateinamerikanische Volk hinsichtlich ihrer Aussprache gelten. Sie lassen einfach Wortsilben weg und ihr Slang ist echt gewöhnungsbedürftig), hatte uns erst am Ziel darüber aufgeklärt. Vielen Dank dafür. Zum Glück konnten wir aber trotz des Zauns das Haus von außen betrachten. Außerdem liefen wir zum Strand hinunter und konnten so von hinten hineinschauen. Ich muss aber ehrlich gestehen, so toll finde ich das Haus jetzt auch wieder nicht wie alle sagen. Es ist vielleicht ganz nett zu sehen, wenn man zu viel Zeit hat. Aber als Must-See sollte es jetzt echt nicht gelten. Das Grundstück ist ziemlich zugestellt, hat keinen einheitlichen Baustil und sieht aus, als ob es sich gleich auf zu einer Seefahrt machen würde. Wir setzten uns noch ein bisschen an den Strand und genossen den Seewind. Dann entscheiden wir uns aber schon relativ bald wieder zur Busstation zurückzulaufen, weil der nur jede Stunde kommt und man weiß nie wann. Also standen wir dort und warteten und warteten. Wir bekamen auch langsam Hunger, weswegen wir uns auf zur Essenssuche machten. Aber aufgrund des Feiertags war absolut alles geschlossen. Und der Kiosk der geöffnet hatte, sah so unfassbar widerlich aus, die Sachen waren bestimmt schon Monate alt, dass wir gerne auf das Essen verzichteten. Um uns noch ein bisschen die Zeit zu vertreiben, liefen wir die große, sehr hässliche Straße auf und ab. Der Bus kam und kam und kam aber nicht. Als einer um die Ecke bog, er fuhr leider nur nach Santiago, teilte uns der Busfahrer mit, dass der andere Pullman Bus vielleicht in zwei Stunden käme. Oh man, war das echt ihr Ernst? Wollen die uns hier so lange im Nichts sitzen lassen? Ein paar Minuten später kam ein anderer Bus. Der war nur für die Nachbardörfer zuständig. Aber vielleicht kamen wir ja so ein bisschen weiter in Richtung Valparaiso, beziehungsweise Viña del Mar, das ist die Nachbarstadt und ist nur 15 Minuten mit dem Auto von Valpo entfernt. Der Busfahrer war so lieb uns zu einer anderen Station zu fahren, wo auch Busse nach Valparaiso abfahren sollten. Also gurkten wir ein bisschen durch die Gegend und stiegen schließlich in dem etwas größeren Dorf “Algarrobo” aus. Dort gab es sogar einen Pullman-Schalter der besetzt waren. Also Pullman ist das einzige Busunternehmen das die Isla Negra an Valparaiso anbindet. Ich hasse Pullman aber jetzt schon. Die Frau am Office schickte uns zu einer anderen Haltestelle und meinte dort würde der Bus irgendwann ankommen. Na toll. Irgendwann war ja mal wieder eine genaue Auskunft. Das konnten hier ja Stunden sein. Wenigstens fanden wir einen offenen Kiosk. Wir wollten aber zuerst nicht hinlaufen, weil wir dachten, wenn jetzt der Bus kommt und wir den wegen unserem Hunger verpassen, dann werden wir uns das nie verzeihen. Auf einmal tauchte eine Art Taxi auf das aber wie ein Bus arbeitete. Es fuhr bis nach Valpo, beziehungsweise Viña del Mar. Aber bis wir das geschnallt hatten, haben sich einfach andere Leute schnell hineingesetzt. Tja, und da es nur ein kleines Taxi war, gab es keinen Platz mehr für uns. Na toll. Was ist das denn für ein Quatsch hier. Mega genervt war uns das dann mit dem Bus egal. Wir wollten jetzt was zu essen. Als wir wieder aus dem Kiosk draußen waren und immer noch kein Bus gekommen war, geschweige denn davon ein weiteres Bustaxi, wollte ich gerade anfangen den Daumen rauszuhalten. Also länger wollte ich echt nicht mehr warten. So verplemperten wir ja den ganzen lieben Tag. Aber so ist das halt in Südamerika. Auch in einem eigentlich so gut infrastrukturell ausgestattetem Land wie Chile. Ich war einfach nur richtig sauer. Jedoch hielt plötzlich ein silbernes Auto an und fragte herum, ob jemand mit nach Viña del Mar fahren möchte. Ich sprang sofort auf. Da wollten wir eigentlich eh noch hin und von dort konnten wir uns auch notfalls ein echtes Taxi nehmen. Das war ja nicht so teuer. Außerdem der Bus kam vielleicht nie mehr. Wir quetschten uns mit einer anderen Chilenin hinten auf die Rückbank neben frisch gewaschen Marineklamotten. Mit lateinamerikanischen Hits, sehr sexistischen Musikvideos und einer amüsanten Fahrtruppe ging’s ab nach Viña del Mar. Der junge Typ lies uns ganz am nördlichen Ende von Strand heraus, damit wir ihn hinunterlaufen konnten. Er war richtig lieb. Also Viña del Mar ist komplett anders als der bunte und chaotische Nachbar. Die Stadt ist ordentlich, sauber, ist gesäumt von teuren Palmenalleen und Parks, gepflegten Boulevards und die Promenade erinnerte etrem an Miami. Wegen der vielen Grünflächen wird es auch die “Gartenstadt” genannt. Viña del Mar ist ein beliebter Wochenends- und Urlaubsort der reichen “santiaguos”. Sogar jetzt im Herbst sind die Strände gut gefüllt und extrem sauber. Hier steht zwar immer wieder auf Schildern, dass vom Schwimmen abgeraten wird, aber daran hielt sich keine Menschenseele. Das einzige was mich hier vom Baden abgehalten hat, war das etwas kühle Wetter. Jedoch blieb mir das Wasser nicht ganz so vom Leib wie erwünscht. Ich wollte nur meine Hände im Salzwasser waschen, als plötzlich eine Riesenwelle kam und mich komplett nass machte. Tja, jetzt musste ich wohl barfuß weitergehen. Wir passierten Kunststände, einen Künstler der Wassertiere und Meerjungfrauen in den Sand ritzte, Skateboarder und an einer Art Seil sportbetreibende Chilenen. Viña del Mar ist wunderschön, auch wenn es Valparaiso nicht ganz das Wasser reichen kann. Hier hätten wir wohl lieber den ganzen Tag verbringen sollen, anstatt das blöde Haus des Poeten aufzusuchen. Wir schafften es leider zeitlich nicht die ganze Promenade entlang zu laufen, da wir um 18.00, beziehungsweise 18:30 von Valpo aus nach Santiago fahren sollten. Von dort fuhr nämlich um 22:15 unser Bus nach San Pedro de Atacama ab, unsere letzte Reisestation in Chile. Wir liefen bis zum Busterminal, um von dort den Bus nach Valpo zu nehmen. Aber Vorort schickte uns eine Dame wieder zu einer anderen Station die irgendwo rechts von uns liegen sollte. Also das war mir ja jetzt zu doof. Am Ende kam der Bus wieder nicht und wir würden es nicht mehr rechtzeitig nach Santiago schaffen. Nein. Diese Risiko wollte ich nicht eingehen. Wir schnappten uns ein Taxi und fuhren zu unserem Hostel zurück. Das war wie gesagt nicht wirklich teuer gewesen. Wir holten unsere Rucksäcke schnell ab, suchten einen offenen Kiosk für Proviant und düsten weiter zum Busterminal. Alles klappte perfekt. Um 20.00 Uhr waren wir wieder in Santiago und statteten unserem alten Hotel noch einmal einen letzten Besuch ab, um die zurückgelassenen Sachen einzupacken. Pünktlich ging es dann wieder zurück zum Busterminal. Also heute war das ja echt ein Rumgegurke vom Feinsten.
Der Bus, vom Unternehmen Turbus, ist einfach nur der hammar. Ich habe ja jetzt echt schon oft lange Strecken mit dem Bus zurückgelegt, aber nie war der Bus soooooo cool gewesen. Er ist zweistöckig, wir sitzen oben, ganz vorne bei einer Riesenglasscheibe, haben Sitze wie in der Businessclass, einen genialen Touchfernseher, Kissen, Decken und Wegzehrung. Was will man eigentlich mehr? Das ist echt klasse, weil wir haben ja jetzt eine 22-25 stündige Busfahrt vor uns. So lässt die sich aber mehr als prima überstehen. Im Bus sieht man sogar die Geschwindigkeit die wir fahren und ständig kommt jemand vorbei und fragt, ob wir noch was brauchen. Das ist ein Service wie im FFlugzeug. Okay, wir sitzen auch im Premiumbereich, aber der ist nur 5 € teurer pro Person und nur in dem Bereich kann man oben, ganz vorne sitzen. Für so einen Ausblick zahle ich gerne 5€ mehr.