Endlich bin ich in Chile. Alleine der Flug ins chilenische Nachbarland war spektakulär. Der war zwar nur ganz kurz, aber dafür umso schöner. Man kann auch mit dem Colectivo von Argentinien aus rüberfahren, was ich jedoch nicht so wirklich empfehlen kann. Denn von oben sieht man endlich mal die Anden komplett und kann so ihre Mächtigkeit wahrnehmen. Sie sind echt unglaublich. In jeglicher Hinsicht. Ihre Grösse, ihre Form, ihre Farben und ihre Vegetation. Okay, also von Vegetation kann man nicht wirklich reden, weil es dort aufgrund der Höhe und Dürre keine gibt, aber ich beziehe mich auch mehr auf ihre Gestalt im Hinblick auf Schnee bzw. Wüste. Ich konnte gar nicht mehr aufhören aus dem Fenster zu schauen. Neben mir saß eine total nette Dame. Sie war aus Córdoba und beharrte darauf, dass ich unbedingt zu ihr nach Hause kommen sollte, wenn ich doch noch einmal in die Stadt zurückfinden sollte. Nach meinem mehr oder weniger kurzen Zwischenaufenthalt in Santiago de Chile ging’s weiter nach Puerto Montt, wo schon Elias am Flughafen auf mich wartete. Die nächsten drei Wochen in Chile werden wir nämlich zusammen verbringen. Ein Highlight des Aufenthalts hier. Da Puerto Montt an sich richtig hässlich ist, sind wir ins Nebendorf Puerto Varas gefahren, wo wir die nächsten drei Nächte verbringen werden. Die beiden Städte sind ungefähr 30 Minuten Autofahrtzeit voneinander entfernt. Übernachten tun wir in dem Bed & Breakfast HB Bervilla das richtig cool ist. Heute Morgen war ich ganz begeistert von unserem Frühstück: unendlich viel Obst (Trauben, Erdbeeren und Blaubeeren), Rühreier, Käse, Schinken, Salami, frische Avocado-Creme, Marmelade, Butter, Brot, Kuchen, Dulce de Leche Gebäck, Müsli und ich glaube das war’s. Man muss bedenken, dass das alles nur für uns beide war. Also kein Buffet, sondern nur an unserem Tisch. So ein leckeres Frühstück hatte ich schon jahrhundertelang nicht mehr. Ich war hier im Paradies. Die Leute sind hier auch total lieb. Das Mädchen an der Rezeption beziehungsweise das sich um alles kümmert ist total putzig und hilfsbereit. Richtig familiär und süß ist es hier. Wir sind mit einem weiteren Ehepaar die einzigen Gäste. Nach dem Frühstück sind wir dann gleich los, um unser reserviertes Auto am Flughafen in Puerto Montt abzuholen. Jetzt hat aber erstmal der Spaß angefangen. Mit dem Taxi sind wir zum Flughafen, da leider kein billiger Bus hinfährt. Angekommen war alles einfach viel zu perfekt. Wir haben  sofort den Europecar Schalter gefunden, unsere Reservierung hat der Servicemensch auch sofort aus seiner Mappe herausgezogen und mit unseren Führerscheinen war auch alles in Ordnung. Es wäre doch zu schön gewesen, wenn alles einwandfrei geklappt hätte. Als es nämlich ans Bezahlen ging, wollte der Servicemensch so viel US-Dollar als Sicherheit auf meiner Kreditkarte sehen, dass der Rahmen dafür nicht groß genug war. Das hätte ich mir auch schon im Vorneherein denken können. Aber jetzt war es auch schon zu spät. Elias Karte war leider auch mit einem zu geringen Kreditrahmen ausgestattet. Ganz panisch habe ich meinem Dad geschrieben und gefragt was wir denn machen sollten. Das Geld konnten wir auch nicht überweisen oder meine beiden Kreditkarten die zusammen einen genügend großen Kreditrahmen gehabt hätten, kombinieren. Das ganze Geld musste von einer Karte kommen. Da ich vom Flughafen aus nicht so wirklich viel machen konnte und mein Dad mir leider noch nicht geantwortet hatte, sind wir wieder mit einer Art Taxi (diesmal ein bisschen billiger) zurück zum Bed & Breakfast gefahren, um alles mit gutem WLAN zu klären. Zuhause angekommen hat mir auch schon mein Dad geantwortet. Er meinte ich solle fragen, ob wir nicht das Auto mit all den Daten seiner Kreditkarte bekommen könnten. Um nicht wieder erst hinfahren zu müssen und wieder zurück, das ging ja auch echt in den Geldbeutel, wollte ich Europcar anrufen. Aber auf unserem Reservierungsschein war einfach eine nicht aktuelle Nummer. Schlussendlich habe ich dann aber eine funktionierende im Internet gefunden. Der Typ vom Schalter erkannte mich am Telefon sofort wieder und war sogar sehr schnell bereit auf meinen Vorschlag einzugehen. Normalerweise machen die das nicht so. Wir hatten also echt riesen Glück, dass er diesmal eine Ausnahme gemacht hatte. Nachdem mein Dad so lieb war all seine Daten an Europcar zu senden, sind wir wieder ins Taxi gestiegen (mit der selben Person, die sich wahrscheinlich schon mega gewunder hat, was wir denn schon wieder in diesen unspektakulären Flughafen machen wollten) und zurückgefahren. Davor hatte ich aber noch schnell erneut bei Europecar angerufen, ob das denn mit der E-Mail jetzt passen würde. Ich bekam zum Glück eine bejahte Antwort. Und siehe da, kaum waren wir wieder am Schalter, war schon alles fertig fix und fertig vorbereitet und ich musste nur noch hier und da meine Unterschrift druntersetzen. Unser Wagen ist einfach nur richtig chillig. Es ist ein Pick up beziehungsweise besser gesagt Volkswagen Pickup, weiß, mega modern und hat nur 6000 Kilometer. Zusammen mit unserem schönen niegelnagel neuen Auto sind wir nach Puerto Montt ins Zentrum, um uns über die Fährentickets für Montag und eine Landkarte für die Carretera Austral zu organisieren. Die nächsten 15 Tage werden wir nämlich diese sehr berühmte Passage gehen Süden entlang fahren. Die Carretera Austral beginnt südlich von Puerto Montt und endet 1200 km weiter südlich im Villa O’Higgins. Bis dorthin werden wir es aber nicht schaffen. Dafür würden wir einfach mehr Zeit benötigt als wir haben. Deswegen wird unser Endpunkt Coyhaique sein wo wir auch das Auto am 15. April abgeben müssen. Also irgendwie sollten wir es da bis zu diesem Datum hinschaffen. Natürlich hatten mal wieder alle Geschäfte ab 14:00 Uhr geschlossen, ebenso wie das Ticketverkaufhäuschen am Hafen. Also konnten wir leider nichts erledigen. Aber egal dann mussten wir das eben auf Montag früh verschieben. Hauptsache wir hatten schon mal unser Auto. Wieder zurück in Puerto Varas sind wir ein bisschen durch die Sträßelchen geschlendert, um uns das Städtchen ein bisschen genauer anzuschauen. Das ist so unendlich viel hübscher als Puerto Montt. Also wirklich absolut nicht zu vergleichen. Im Gegensatz zu Puerto Montt liegt sie nicht am Meer, sondern am zweitgrößten Sees Chile, dem Llanquihue. Von der Promenade aus kann man die beiden Vulkane Osorno (2.652 msnm) und Calbuco (2.003 msnm) betrachten. Den dritten, den Cerro Tronador (3.491 msnm) kann man leider nich von der Küste aus entdecken. Es wurde von deutschen Einwanderern gegründet, weswegen es hier unglaublich viele deutsche Vereine gibt. Überall stößt man auf Schwarwälderkirschtorten, deutsche Wörter beziehungsweise deutschnamige Restaurants, sogar auf die deutsche Feuerwehr. Die habe ich echt unheimlich vermisst. Die sieht identisch aus wie bei uns: rote Autos mit der Aufschrift “Feuerwehr”, blaues Blaulicht und deutsche Uniform. Die existiert da immer noch, um die Tradition der deutschen Einwanderer aufrecht zu erhalten. Als wir gerade von einer sehr sehr hässlichen Kirche kamen (die war einfach nur extrem zugestellt mit Holzbänken, Flaggen und sonstigem Schmodder) sind wir an einem Feuerwehrauto vorbeigefahren was ich unbedingt fotografieren wollte. Da ist dann ein Junge auf uns aufmerksam geworden der eben bei dieser Feuerwehr arbeitet. Ganz stolz hat er uns dann in sein Feuerwehrreich geführt, uns jeden einzelnen Raum gezeigt und schenkte uns Aufkleber, die man an einem beliebigen Ort wie zum Beispiel eine Autofensterscheibe, kleben konnte. Auf diesen war natürlich der deutsche Adler zu sehen, beziehungsweise andere deutsche Aufschriften. Er erzählte uns, dass er freiwillig bei der Feuerwehr arbeite, auf eine deutsche Schule ginge und sich deswegen der deutschen Feuerwehr verbunden fühle. Es sprudelte Büros aus ihm heraus was total putzig war. Es ist einfach nur immer wieder amüsant wie man einfach so Leute auf der Straße trifft und dann gleich in deren Leben geführt wird. Das würde in Deutschland so überhaupt kein Mensch machen.

Da das Städtchen ja relativ klein ist, hält sich die Aktivitätenliste im Zentrum eher kurz. Aber eine coole Sache haben wir noch entdeckt. Gestern Nacht hab ich auf einem Hügel (Cerro de Philippi) so ein Kreuz leuchten sehen. Von dort konnte man bestimmt prima auf die Stadt schauen. Deswegen haben wir uns heute auf den Weg nach dort oben gemacht. Die Strecke war nicht allzu lang aber schön entspannt. Und von oben hatte man wirklich einen super Blick, auch wenn der teilweise sehr von Bäumen versperrt wurde, was ein paar andere Besuche extrem störte. Dafür hatte man einen genialen Blick auf den See und auf die Nachbarstadt dessen Name ich leider Gottes nicht weiß. Ach ja, und ein bisschen hat man natürlich auch von Puerto Varas gesehen. Halt mehr durch die Bäume hindurch, aber besser als nichts. Man sollte lieber nicht zu viele Ansprüche stellen.