Frühstück am Bett. Das bekommt man selten. Als wir am Morgen zum Frühstücken runtergehen wollten, kam uns die liebe Besitzerin mit einem Tablet entgegen. Hier gibt es das Frühstück immer auf dem Zimmer. Einfach nur viel zu nice. Und so einen Service bekommen wir in einer Pension. Langsam ist es hier echt wie im Hotel. Also ging es wieder ab ins Bett mit dem Tablet mit “Breakfast at Tiffany’s” als Zeitvertreib. Nach der leckeren Stärkung begann der Tag des Rumgegurkes. Da wir ja leider nicht die mega coole 9 stündige Gletschertour durch das Patagonische Inlandeis machen können, haben wir uns ja gestern dafür informiert einen Aussichtspunkt zu finden von dem wir auch das “Campo de Hielo Norte” sehen können. Unser erste Zielpunkt befand sich beim Kilometer 52, weg von der Carretera Austral, zum Exploradores Gletscher. Hier beginnen eigentlich die ganzen langen Tagestouren. Es gibt dort aber auch einen Weg namens “Sendero Mirador Glaciar Exploradores”. Dieser dauert nur etwa 20 Minuten, geht eine Anhöhe nach oben von der man angeblich das Campo de Hielo betrachten kann. Das klingt doch schon mal super. Ich hoffte sehr, dass wir es von dort aus wirklich überblicken konnten, denn so ein großes Eisfeld finde ich schon extrem beeindruckend. Auf jeden Fall war der Weg bis zu dem Pfad mal wieder wunderschön. Die Straße war so löchrig wie gewohnt, den kleinen See “Lago Tranquilo” grüßten wir kurz während des Vorbeifahrens, der Wasserfall “Salto de la Nutria” an unserer linken Seite fiel einige Meter in die Tiefe, Nebel hüllte die umliegenden Berge ein und unendlich viele Hagebuttensträucher säumten die Straßenränder. Teilweise sah es sogar echt so aus wie in den Savannen und Steppen in Afrika. Also natürlich nur ein kleiner Abschnitt. Endlich nach 1 1/2 Stunden am Sendero Mirador Galciar Exploradores angekommen, kam mal wieder ein Wärter vorbei der von jedem von uns beiden 4000 Pesos als Eintritt für den Wanderweg kassierte. Also die versuchten ja echt jedem und zu jeder Zeit das Geld aus der Tasche zu ziehen. Aber egal. Das Geld war mir der Anblick des Eisfeldes definitiv wert. Nach wenigen Minuten bergauf über Stock und Stein erreichten wir schon die Spitze des Hügels. Ich war nur leider sehr enttäuscht. Von hier konnten wir nur die Anfänge des Patagonischen Inlandeises sehen. Das heißt, die Berge mit ihren Schneegipfeln und ein bisschen Eis am Boden. Ich hatte jedoch einen weiten Blick über die ganze Eisplatte erwartet. Naja egal, wenigstens sahen wir etwas von dem Inlandeis. Die Plattform bot sich prima zum Picknicken an. Wir hatten zwar nur Nüsse und Rosinen, aber besser als nur Wasser. Eigentlich war das ja unser ganzer Tagesplan, aber der war schon viel zu schnell erledigt. Es war erst Mittag und wir hatten ja noch total viele Stunden bis zur Dämmerung. Also musste schnell ein neuer Plan her. Es gab noch einen zweiten Aussichtspunkt, jedoch war der einige Kilometer weg. Besser gesagt, genau in der anderen Richtung. Da wir aber keine weitere Idee hatten, setzten wir uns wieder schnell ins Auto und machten uns auf den Weg zum Seedorf “Puerto Guadal”. Das liegt eigentlich genau auf dem Weg unserer morgigen Reise, aber so haben wir dann wenigstens mehr Zeit für eine andere Aktivität. Nach 3 Stunden und 8 Minuten erreichten wir das kleine Dörflein. Es sah mal wieder fast identisch aus wie all die anderen. Vor allem der Hauptplatz ist immer so gleich, dass man meinen könnte hier in Patagonien Chiles war überall der gleiche Architekt am Werk. Schnurstracks sind wir zur Touristeninformation, um uns nach dem Berg “Los Fósiles de Guadal” zu erkunden. Dort oben sollte es einen hammarmäßigen Ausblick auf das Eisfeld geben. Eine liebe Dame empfing uns in einem Raum, der weniger wie eine Information aussah als eine Abstellkammer. Sie riet uns jedoch komplett von unserem Plan ab, denn der Weg sei so kompliziert, dass man ohne Guide keine Chance hätte den richtigen zu finden. Dafür hatte sie eine Alternative für uns: 12 km von dem Dörflein entfernt in Richtung “Chile Chico” gab es einen anderen Pfad genannt “Fósiles San Martín”. Dort könnte man ebenfalls Fossilien sehen und angeblich wenn man den Hügel hinaufstieg auch das Inlandeis. Also die Fossilien interessierten uns ja eigentlich gar nicht. Auch wenn sie von Dinosauriern stammten. Aber sobald ich das Wort “Campo de Hielo” hörte, wurde ich ganz hellhörig. Der Weg sollte nur 25 Minuten dauern, was ideal war. Guter Dinge machten wir uns auf den Weg. Den Ausgangspunkt fanden wir sofort. Wir stellten unser Auto ab, liefen die ausgeschilderte Schotterstraße hinunter Richtung Bauernhaus. Auf dem Schild stand sogar nur eine Dauer von 15 Minuten. Deswegen wunderten wir uns, dass der Weg die ganze Zeit nur gerade aus, beziehungsweise sogar bergab ging. Denn wir wollten ja über die Berge auf das Eis schauen und das war von dieser Erdhöhe definitiv nicht möglich. Am Bauernhaus angekommen, entdeckten wir jedoch einen Pfad nach oben auf die Anhöhe. Wir nahmen mal an, dass das der Beginn des Spazierweges war. Kaum hatte uns der Bauer entdeckt, wurden wir wieder zurückgepfiffen. Auch dieser Herr wollte einfach Eintritt von uns. Das hatte der sich bestimmt ganz spontan überlegt. Der dachte sich bestimmt: “Oh Turis, die haben bestimmt Kohle dabei.” Dann wollte er uns auch noch unbedingt zuerst seine tollen Fossilien bei den Wasserfällen im Tal zeigen. Also folgten wir zuerst seiner Wegbeschreibung, kehrten dann aber nach 10 Minuten wieder um, da die Sonne begann den Himmel zu verlassen, so dass wir gegen die Zeit laufen mussten. Denn der Aussichtspunkt brachte uns überhaupt nichts, wenn wir kein Licht zur Verfügung hatten. Der Bauer schickt uns einfach den Berg querfeldein nach oben und meinte dort müssten wir bis zur Spitze mehrere 100 m entlanglaufen. Das war ja eine super Idee von ihm. Die Steigung war extrem und mit dem Sand als Bodenbeschaffung rutschte ich die ganze Zeit ab. Außerdem blieb ich ständig an Dornengebüsch hängen. Dann mussten wir auch noch einen Stacheldrahtzaun überqueren. Also diesen Weg ist sicher noch niemand außer ein Schaf gegangen. Die gab es hier übrigens sehr zahlreich.Nach Jahrhunderten kamen wir endlich ganz vorne an der Spitze an. Aber uns war schon unterwegs klar geworden, dass man von hier definitiv nicht das Eisfeld erblicken kann. Egal von welchem Punkt aus. Wir waren viel zu niedrig. Die Berge die das Eisfeld verbargen, waren hunderte von Metern höher als wir. Dafür hatten wir einen super Picknick Platz mit einer genialen Aussicht auf den See und die schneebedeckten Berge entdeckt. Also machten wir das beste aus der Situation: wir packten unsere Essensreste aus dem Rucksack aus und machten das Picknick 2.0 zusammen mit den letzten Sonnenstrahlen des Tages. Das hier ist echt ein super idyllischer Platz. Gott sei Dank hatten wir ihn gefunden. Wenn wir schon kein direktes Eisfeld sehen konnten, dann wenigstens was anderes. Auf dem Rückweg nach unten entdeckten wir einen Pfad auf dem wir nur wenige Minuten bis nach unten brauchten. Was war der Bauer denn bitte schön für eine Hilfe. Schickte uns durch Büsche und Dornen, obwohl es einen viel schnelleren und angenehmeren Weg nach oben, beziehungsweise unten gab, an dem Hühnerstall vorbei. Zum Glück sind wir auf diesen Weg gestoßen, denn im Dunkeln wäre ich nicht so gerne zwischen den stechenden Pflanzen herumgeirrt. Ich fragte mich, warum der Bauer den tollen Platz nicht besser nutze. Das war doch der Geheimplatz überhaupt. Also als Eigentümerin würde ich dort auf jeden Fall jeden Abend essen und die Aussicht genießen. Als wir uns noch kurz von dem Bauer verabschieden wollten, fragte er uns, ob wir den Berg “San Valentín” gesehen hätten. Keine Ahnung wie der aussieht! Ich zeigte ihm kurz meine gemachten Fotos und er wies mich auf die Formation hin die zwei Spitzen hatte die durch einen Borgen verbunden waren. Aha, das war also der besagte Berg. Er erklärte uns das dieser am Rand vom Eisfeld stehe. Also hatten wir es doch gesehen! Halt nur den Beginn, aber besser als gar nicht. Nun war ich doch noch ganz zufrieden mit unserem Tagesausflug. Hatte es sich also doch gelohnt so weit zu fahren. Zudem zeigte uns der Bauer sogar noch die besagten Fossilen die er für Besucher auf einem Tisch aufgereiht hatte. Die waren für diejenigen die es nicht schafften bis ins Tal hinunterzuklettern oder eben wie wir das Eisfeld bevorzugten. Er fragte uns noch zuletzt, ob uns Lamm schmecke, denn er habe gerade eines geschlachtet. Ich dachte schon ganz erfreut er würde uns zum Essen einladen oder so ähnlich. Aber leider war das nicht der Fall. So mussten wir mit nicht ganz so schön gefüllten Magen zurück nach Puerto Río Tranquilo fahren.