Also in diesem Luxusbus kann man ja genial schlafen. Es ist total ruhig, liegt wohl daran, dass wir nur zu fünft in diesem Riesending sitzen, also zumindest oben. Es ist jetzt mittlerweile 9:33 Uhr und wir fahren so unseren Weg auf der Ruta 5, genannt “Ruta del Desierto”, entlang. Das ist hier im Norden des dünnen Chiles so mitunter die einzige große Straße. Die Landschaft verändert sich hier zwar auch wie überall in Chile, aber nicht so unendlich stark wie gewohnt. Das liegt wohl daran, dass wir uns hier im Wüstenabschnitt befinden. Mit unseren klasse Sitzplätzen ganz vorne oben konnte ich prima den Sonnenaufgang beobachten. Da war ich nämlich schon wach, im Gegensatz zu meinem Sitznachbarn der immer noch tief und fest schläft. Zum Glück fahren wir auch den ganzen Tag lang und nicht nur über die Nacht, weil so sehe ich wenigstens etwas von der Landschaft und nicht nur Dunkelheit. Also den ersten Teil der Fahrt habe ich ja leider nicht mitbekommen, es war einfach zu dunkel, aber ab Vallenar war ich wieder voll dabei. Dort ist alles klassische Wüste: Sand, Sand und wieder Sand. Rechts vom Bus erstrecken sich nicht wie gewöhnlich die Anden, sondern die “Cordillera de Domeyko” und links davon Sanddünen. Zwischen der “Cordillera de Domeyko” und den Anden ist die Atacama Wüste eingequetscht. Zwischendurch tauchen immer wieder ein paar Dörfer auf dessen Häuser sich auf beiden Straßenseiten verteilen. Ab Copiapó geht’s ab zur Küste. Die fahren wir gerade entlang. Hier ist auf einmal alles felsig. Es gibt auch Strand, aber die Steine dominieren die Landschaft. Die Fischerdörfer an denen wir jetzt ständig vorbeifahren, sind nur an der linken Seite, also am Meer. Rechts von uns befinden sich nur die Felsen und Berge. Wir sind sogar schon am “Playa Flamenco” vorbei, ich konnte jedoch keine Flamingos entdecken. Bestimmt sind die mal wieder migriert. Also den Fernseher vor mir brauche ich eigentlich gar nicht. Die Landschaft ist schon genug Kinoprogramm: das Meer das an die felsige Küste schlägt mit den süßen vereinzelten Häuschen nebenan. Da der Fahrer maximal 100 km/h fahren darf, fährt er schneller piepst es und wir als Passagiere dürften uns rein theoretisch beschweren gehen, kann man echt wunderbar aus dem Fenster schauen. Mal schauen wie lange die Landschaft noch so bleibt. Bestimmt nicht lange, so wie ich Chile kenne.
Jetzt sind wir auf einem in einem Industriegebiet, Chañaral. Hier gibt es vielleicht irgendwelche tollen Rohstoffe, denn tausende von Lastwagen und alte, verrostete Lokomotiven stehen herum. Außerdem sieht der Hafen “Puerto Baquito” sehr geschäftstätig aus.
Es ist jetzt 11:14 und der Wüstensand ist wieder zurück. Ab Chañaral wird Chile wieder etwas breiter und sandiger. Die Felsen sind verschwunden was wohl daran liegt, dass wir uns jetzt von der Küste entfernt haben und uns mehr im Landesinnere einen Weg durch die Cordillera suchen.
Also wir sind jetzt doch im Nichts. Die Landschaft hat sich nicht verändert und überall ist nur Sand. Ach ja, und eben die Berge. Aber weit und breit kein Dorf, kein Mensch, kein Hund.
Mittlerweile ist es 15:00 Uhr und wir machen jetzt gleich einen Stopp in der Stadt “Antofagasta”. Die ist ziemlich groß und taucht einfach so mitten in der Wüste an der Küste auf. Aber sie ist ziemlich hässlich. Denen fehlt anscheinend das Geld. Sonst könnten sie anfangen Dubai Konkurrenz zu machen.
Ich glaube wir sind hier die einzigen Touris im Bus. Weil der Beifahrer kommt die ganze Zeit zu uns, fragt ob etwas fehlt oder wie es uns geht. Den Rest der Passagiere schaut er dagegen noch nicht mal an.
Wir sind jetzt schon kurz vor Calama und können auf einmal die Berge mit ihren Schneegipfeln sehen. Es ist echt komisch in der Wüste zu sein und Schneeberge in der Ferne zu sehen. Und Windräder gibt es hier auch zahlreich.
So nun stecken wir in Calama. Hier gibt es einen Flughafen, den Elias auch am Montag brauchen wird. Die Stadt ist sogar richtig hübsch. Das hatte ich gar nicht erwartet. Es gibt auch hier Palmenalleen, die Straßen sind sauber und die Anden blitzen Zeichen den Häusern und Bäumen hervor.
Oh je, jetzt ist es dunkel (20:00 Uhr). Mein gratis Kino hört jetzt leider auf. Aber eigentlich auch nicht, weil hier in der Atacama Wüste kann man angeblich am besten Sterne gucken und das stimmt echt. Tausende von Sternen sind am Himmel die man trotz der Scheinwerfer des Busses super sehen kann. Nach 23 Stunden sind wir nun endlich da. Am Busterminal wurden wir gerade auch gleich von einer Hosteldame aufgegabelt, die Gäste braucht. Wir sind dann einfach mitgegangen, denn wir hatten noch keine Reservierung und es ist ja schon ziemlich spät. Außerdem ist der Preis pro Nacht voll in Ordnung. Wir könnten sogar noch ein bisschen verhandeln. Hier hat einfach alles noch total lange auf. Auch die Expeditionsbüros. Das ist echt klasse, weil so haben wir gleich was für morgen früh um 7:00 Uhr organisiert. Mal gespannt wie so die Expeditionstour ist, hier gibt es nämlich mal wieder tausende. Wir haben aber einfach die Erstbeste genommen, da wir um die Uhrzeit keinen Nerv mehr hatten ewig von Büro zu Büro zu laufen und die Preise zu vergleichen. Die sind hier sowieso mehr oder weniger alle gleich. Jetzt bin ich aber echt müde und muss mich sofort wieder schlafen legen.