Für einen guten Tag braucht man erst mal ein exzellentes Frühstück. Da es in meinem Hostel extra gekostet hätte und zwar relativ viel bin ich mit dem Argentinier lieber zu dem gleichen Restaurant von gestern Abend um dort etwas zu essen. So früh am Morgen waren wir die einzigen. Danach haben wir uns aber auch aufgeteilt, da ich in ein paar Museen schauen wollte und er nicht. Außerdem war er mir ja ein bisschen zu aufdringlich, weswegen ich seinem Plan unterstützte, dass er sich erstmal ein neues Hostel suche. Denn für ihn ist ja heute Nacht kein Platz mehr im Hostel. Zum Glück.
Als erstes bin ich gleich in das “Museo de arte indígena”. Zufälligerweise war das nur ungefähr 20 m von unserem Frühstücksort entfernt. Das Museum ist zwar ein bisschen verstaubt, aber generell ganz gut, da dort indigene Kunst ausgestellt wird. Vor allem eben Wandteppiche. Die Ausstellung ist den indigenen Kommunen aus den Regionen “Jalq’a”, “Tarabuco” und “Tinguipaya” gewidmet. Auch lernt man etwas über deren Musik und Tänze. Es werden Kostüme und Instrumente der verschiedenen Volksstämme ausgestellt und ein paar Erklärungen dazu gegeben. Zum Beispiel die über die “monos”. Diese Männer sind während verschiedenen Festen eine Art Clown und müssen durch Albereien ein bisschen Unruhe in die Festivität bekommen. Dementsprechend bunt sind sie auch gekleidet. Auch war es sehr interessant, dass das Jahr der indigenen Kulturen in verschiedene Zeiten eingeteilt wird, wie zum Beispiel Ostern oder Karneval, zu der immer bestimmte Tänze, Lieder und Instrumente festgelegt sind. Es gab auch noch einen mega coolen Museumsshop. Dort werden nur high quality Kunstwerke und Webereien verkauft. Dementsprechend hoch sind dort auch die Preise. Also ich konnte mir leider keinen Wandteppich leisten. Die Einnahmen gehen direkt an die Weber und Künstler. Somit wird versucht ein bisschen Arbeit vor allem in Potosí und Chuquisaca, den ärmsten “Departamentos” in Bolivien zu schaffen. Außerdem bleibt so ihre Kultur aufrechterhalten beziehungsweise wird immer weiterentwickelt. Ich glaube auch, dass es nicht gerade unwichtig für die Indigenen ist weiterhin stolz auf ihre eigene Kultur sein zu können. Auch wenn es oft so wirkt, als ob sie noch genauso leben würden wie vor der Ankunft der Spanier. In den größeren Städten wie Sucre sieht man schon wie viel kosmopolitischer die Bewohner geworden sind. Viele davon sind sich ihrer eigene Kultur gar nicht mehr bewusst. Für ein paar Postkarten als Andenken hat mein Geld gerade noch gereicht.
Nach diesem sehr lehrreichen Museumsgang bin ich weiter nach unten (Recoleta, wo ich wohne, liegt ganz oben auf einem Hügel) Richtig Zentrum. Dort habe ich mein Fahrticket bei einer Reiseagentur für morgen früh ins Dorf “Tarabuco” ergattert. In diesem kleinen Dörfchen gibt es jeden Sonntag einen Textilmarkt. Eigentlich sollte man lieber “Artesanía” sagen, denn dort wird vor allem Kunsthandwerk verkauft. Danach ging’s mit dem Taxi ab zum Busterminal. Hier kann man sich ständig von Taxis rumkutschieren lassen, denn es ist extrem billig. Es gibt auch keine Taxameter, sondern man zahlt einfach fünf Bolivianos pro Fahrt im großräumigen Zentrum. Das ist noch nicht mal ein Euro. Zum Busterminal ist es leider doppelt so viel. Aber das konnte ich mir gerade noch leisten. Den ganzen Weg zu Fuß zu gehen, ist dann doch ein bisschen zu gefährlich. Der Busterminal hätte nicht anders sein können. Anstelle von ordentlichen Schaltern wo man seine Fahrtickets kaufen kann, gab es nur abgefetzte Buden an dem jeder irgendein anderen Zielort schreit. Ich wusste zum Glück schon mit welchem Bus ich morgen Abend fahren wollte. Sonst wäre ichda echt überfordert gewesen. Mein nächstes Ziel ist “La Paz”, das sind ungefähr 12-14 Stunden Fahrt. Ich hoffe der Bus stürzt in dieser Zeit nicht in einen tiefen Abgrund. Ich fragte, ob ich auch mit Kreditkarte zahlen könne aber was für eine dumme Frage ich bin hier in Bolivien. Natürlich geht nur Cash. Da die Preise ja aber so super schön niedrig sind, konnte ich auch ohne meine Karte bezahlen. 25 € für so eine lange Fahrt ist absolut nichts. Also verglichen jetzt mit den anderen beiden Ländern in denen ich bis jetzt war. Mit meiner frisch gedruckten Fahrkarte in der Tasche ging’s mit dem Taxi zurück zu meinem Hostel. Heute wollte ich eigentlich nur noch in das wichtigste Museum Sucres, beziehungsweise Boliviens: “Casa de la Libertad”. Der Grund für die große Bekanntheit des Museums im Land ist, dass dort Boliviens Unabhängigkeit am 6. August 1825 erklärt und unterschrieben wurde. Es wird als Geburtsort der Nation bezeichnet. Obwohl Bolivien eines der ersten Länder war die nach der Unabhängigkeit schrie, war es eines der letzten die diese erreichte. Also dort sind die Spanisch sprechenden Guides wirklich genial. Nicht so wie in dem Casa de la moneda in Potosí, wo der Guide vor Langeweile fast eingeschlafen ist. Dieses Museum war zum Glück nicht allzu groß, weswegen ich nicht vor Informationsfluss tot umgefallen bin. Fazit: dieses Museum ist wirklich zu empfehlen. Also sollte einer von euch mal nach Sucre verirren, gehört das definitiv zum Pflichtprogramm.
Eigentlich wollte ich noch ins “Castillo Glorieta”, aber dafür war es leider schon zu spät. Deswegen ging’s für mich wieder zurück zu meinem Hostel natürlich per Taxi. Erstens der Weg geht steil nach oben und das 25 Minuten lang und zweitens so ganz alleine hier durch die Straßen in Bolivien zu gehen ist mir nicht ganz so geheuer. Leider musste ich ein paar Stunden später dann doch alleine durch die Straßen. Zwar nicht auf dem Weg nach oben, aber wieder auf den Weg nach unten. Denn ich wollte in die Kirche “San Miguel”. Der spanische Guide im Casa de la Libertad hat nämlich gesagt, dass dort um 18:45 Uhr etwas ganz großes passieren wird. Was, hat sie nicht genauer erläutert. Also machte ich mich im Dunkeln auf dem Weg ins Zentrum. Ich bin den ganzen Weg lieber gerannt. Denn so viel los war auf den Straßen jetzt auch wieder nicht. Pünktlich war ich vor Ort und es war absolut überhaupt nichts außergewöhnliches zu sehen. Weit und breit nicht. Ich schaute in die Kirche hinein, ob es da etwas tolles gäbe. Und tatsächlich es fand eine Hochzeit statt. Also die Zeremonie. Vielleicht meinte der Guide ja das. Also wartete ich und warteten über eine halbe Stunde bis der Gottesdienst endlich zu Ende war. So viel zu 18:45 Uhr. Aber als das Brautpaar nach draußen ging, war das Chaos vorprogrammiert. Die Türen gingen nicht richtig auf. Anstelle von Blumen wurden Papierschnipsel geschmissen und das zum falschen Moment und zwei Vasen gingen zu Bruch. Also die Hochzeit hier in Bolivien sah kein bisschen anders aus als in Deutschland. Bis auf das eben alles etwas unkoordinierter war und Papierschnipsel geworfen wurden. Sogar das Brautkleid war weiß. Da ich jetzt schon in der Kirche war, beschloss ich den direkt anschließenden Gottesdienst mit zu machen. Doch ich hielt es nur noch weitere 15 Minuten in der Kirche aus. Denn erstens explodierte ständig der Lautsprecher, es gab keine Live Musik sondern sie wurde von einer CD abgespielt die ständig hing und drittens bekam ich immer mehr Panik im Dunkeln wieder nach Hause zu gehen. Auch, wenn es nur mit dem Taxi war. Aus der Kirche wieder draußen setzte ich mich auch erst in das dritte Taxi wo der Typ ein bisschen normaler als die anderen zwei aussah. Vielleicht ist diese Panik ein bisschen übertrieben, aber die Straßen hier sind schon sehr leer und die Leute manchmal ein bisschen sehr unheimlich. Auf jeden Fall kann ich gesund und munter in meinem Hostel an.