Langsam wird das Praktikum immer spaßiger. Ich glaube das liegt daran, dass ich von Tag zu Tag mehr über die Organisationen “Soles” erfahre, Tipps von anderen immer im Hinblick aufs Zugehen der Leute bekomme und die benötigten Vokabeln immer besser sitzen. Ab und zu ist es zwar ein bisschen langweilig, weil ich immer mehr oder weniger das Gleiche über Soles erzählen, aber da wir jeden Tag an einem anderen Platz sind, ist trotzdem ein bisschen Abwechslung dabei. Oft unterhalte ich mich einfach nur minutenlang mit den Leuten über Córdoba, Argentinien oder andere Sachen, wenn es sich halt gerade anbietet. Man bekommt so sogar richtig gute Connections. Ein Mann hat mir gleich mal seine Nummer gegeben, denn er ist vom Naturschutz und macht immer mit ein paar Leuten Sonntagsausflüge in die Sierras. Da werde ich definitiv mal mitgehen. Eine alte Dame hat sich ewig mit mir über die Stadtviertel Córdobas unterhalten und mir eine Legende über eine Brücke, die ich hier noch nie gesehen habe, erzählt. Immer werde ich gefragt wo ich herkomme, wie ich Argentinien sie finde, ob ich mich wohl fühle und wie es in Deutschland aussieht. Diese Art von Gesprächen sind nicht immer das Beste am Tag. Sobald ich immer einen neuen “socio” (Mitglied) habe, freue ich mich immer riesig, weil dann ist mein Tag schon mal gerettet. Es heißt ein socio pro Tag ist eine perfekte Konstante und die konnte ich bis jetzt gut halten. Mir tut ein Junge total leid, weil er bis jetzt keinen einzigen socio hat. Sowas ist richtig demotivierend. Vor allem, wenn die meisten anderen um einen herum, ständig mit neuen erfolgreich ausgefüllten Mitgliedsformularen ankommen. Ich finde es zwar gut, dass man lernt mit der Frustration umzugehen beziehungsweise es lernen muss, aber wenn man nur Abführen bekommt, macht der Job auch keinen Spaß. Besonders, da die anderen 5 Neuen (also die, die mit mir angefangen haben), u.a auch der bis jetzt noch erfolglose Junge, eine Probezeit von 15-20 Kalendertagen haben. Ich glaube, dass wenn man bis dahin nicht eine bestimmte Anzahl von Mitgliedern akquiriert nicht bei PROA aufgenommen wird.
Am Besten lassen sich die Leute im Alter von 25-35 überzeugen. Jüngere haben meistens keine Kreditkarte und die Senioren sind immer in Rente und haben deswegen nicht genug Geld, um noch eine Organisation zu unterstützen. Denn hier in Argentinien gibt es ja keine Altersvorsorge, sondern man muss für sich selber sorgen. Am liebsten spreche ich die Leute in Arztanzug an, denn die haben immer eine Kreditkarte und genügend Geld meistens auch. Außerdem haben Ärzte meistens so ein Helfersyndrom. Natürlich gibt es auch da sehr oft Absagen, aber generell sind sie gute Ansprechpersonen. Manchmal ist es ziemlich schwer sich zu entscheiden wen man jetzt anspricht, weil ab und zu laufen gleichzeitig zwei sehr gute, potentielle Mitglieder vorbei. Wenn man dann die falsche Person anspricht, d.h. sie nicht beitreten will, ärgere ich mich immer extrem, dass ich nicht die andere Person gewählt habe. Bin mal gespannt wie so die nächsten Tage laufen. Ich hoffe das Wetter bleibt weiterhin so gut, weil bei Regen zu arbeiten, hab ich absolut überhaupt keine Lust.
PS: Alles was jetzt mit meinem Praktikum zu tun hat, bekommt so ein schickes, gelbes Bild zur besseren Erkennung. Gelb darum, weil das die CI von Soles ist.