Die nächsten beiden Tage wollen wir in Cafayate verbringen. Das ist mit dem Bus so 4-5 Stunden von Salta entfernt. Deswegen bleiben wir auch über Nacht. Dann lohnt sich die Busfahrt wenigstens. Hauptgrund für den etwas längeren Ausflug ist die Quebrada de Cafayate. Sie ist Teil des Valle de Qualquacies mit ihren roten Gesteinen und verrückten Steinformationen. Deswegen gehört sie auch zu den besten Sehenswürdigkeiten in der Provinz Salta. Am Morgen mussten wir früh raus, weil wir erstens unserem Colectivo nach Cafayate um 8.45 erwischen und zweitens irgendwie an Geld kommen sollten. Ohne Geld können wir nämlich nicht wirklich nach Cafayate fahren. Da gibt es nur eine Bank und die lehnt ja meine Karte ab. Pünktlich haben wir das Hostel mit unseren schicken neuen Ponchos verlassen. Und siehe da es gab sogar einen Schlüssel für die Hosteltür für uns. Hat es sich der Besitzer doch anders überlegt. Denn gestern Abend meinte er, dass wir am Sonntag Abend auf jeden Fall vor 23:00 Uhr zurück sein müssten, denn nur so lange sei er da, um wieder einzuchecken. mit Schlüssel und ohne erneutes Einchecke wäre das Ganze einfacher, aber gestern war noch Felsenfest davon überzeugt uns das Leben schwer zu machen. Wir haben das Taxi erstmal zur Banco Frances fahren lassen, da bekomme ich zumindest in Córdoba immer Geld. Wir haben so gebetet, dass es klappt. Und siehe da, als ob wir erhört wurden, machte der Automat klick klick und spuckte einen Haufen Scheine aus. Jetzt konnten wir ganz entspannt zum Terminal de Omnibus. Im Bus lief über vier Stunden lang Folklore. Am Anfang fand ich das ja noch cool, aber nach ein paar Stunden hat man es fast nicht mehr ausgehalten. Zuerst sah die Umgebung so aus wie immer. Die Dörfer waren sehr gepflegt, was wohl daran liegt, dass der Grund außerhalb der Stadt extrem billig ist und so Geld für anderes ausgegeben werden kann. In Argentinien werden ja auch keine Kredite für Häuser vergeben, nur wenn man sehr reiches und ein gewisses Vermögen vorweisen kann. Das heißt die Leute mit Haus können sich dieses auch wirklich leisten. So zwei Stunden vor Cafayate veränderte sich die Landschaft schlagartig. In Serpentinen ging es durch die Berge hindurch. Ab und zu ging es links vom Bus ganz tief in Schluchten runter. Die Berge (obwohl wir sehr nah an den Anden sind, haben wir sie hinter uns gelassen und sind zu den Sierras von Salta gefahren) waren jetzt nicht mehr nur unendlich grün, so wie man es auch aus Europa kennt, sondern rötlich mit tausenden von Kakteen zwischen drin. Die Straße war sogar geteert, aber dafür ziemlich schmal. Ich will nicht wissen wie das ist, wenn sich dort zwei Colectivos begegnen. Dörfer innerhalb der Bergketten passiert man hier überhaupt nicht. Ich hab auf der Strecke einen einzigen Farmer gesehen der ein bisschen in einem kleinen Fluss gegraben hat. Hinter jeder Ecke  sah alles wieder komplett anders aus. Kaum war man um die Kurve erwartete einen schon das nächste Landschaftsmotiv.  Janne und ich wechselten uns zwischendurch bei dem Fensterplatz ab, damit jeder mal gut raus schauen konnte. Die letzten 50 km vor Cafayate waren die schönsten, denn sie waren Teil eines Reservats das wir uns an diesem Nachmittag genauer anschauen wollten. Endlich am Ziel haben wir es diesmal nicht verpennt gleich unser Rückfahrtticket für Sonntagabend zu kaufen. Dann sind wir gleich mit dem Taxi zu unserem Hostel. Aber dort wartete schon eine Überraschung auf uns. Der Besitzer hatte nämlich nicht mit uns gerechnet. Irgendwie hatte er von Booking.com eine Nachricht erhalten, dass wir unser Zimmer gecancelled hätten. Das stimmte natürlich nicht. Diese Tatsache brauchte uns aber auch nicht weiter, denn unser Zimmer war vergeben. Na super, das fing ja mal wieder klasse an. Aber eine Sache die ich hier mittlerweile gelernt habe, ist sich nicht kirre machen zu lassen. Irgendwo in diesen Dorf wird es doch wohl einen Schlafplatz für uns beide geben. Auch wenn es nur eine Couch ist. Die hat uns der Besitzer sogar angeboten. Wenn wir nichts anderes gefunden hätten, wären wir auch safe auf dieses Angebot zurück gekommen. Zumal wir dafür nichts hätten zahlen müssen. Was nur ein bisschen blöd gewesen wäre, ist, dass es kein Bad gegeben hätte und die Couch mitten in dem Frühstückssaal stand. Wie man vielleicht schon raus hört, haben wir beide nicht auf der Couch übernachtet, sondern eine andere Unterkunft gefunden. Die war im Nachhinein sogar viel besser. Der Besitzer hat schnell das Nachbarhostel “Suri” angerufen das zum Glück noch genau eine Hütte frei hatte. Die hatte sogar die Nummer sieben, meine Lieblingszahl. Das Hostel war wirklich direkt neben dem anderen und extrem süß. Die Hütten, ungefähr neun, standen direkt Wand an Wand nebeneinander mit den Türen zu einem Rasen hin. Auf den Grillfläche waren ganz viele Tische mit Stühlen. Das war ein bisschen Campingplatz mäßig. Die etwas größere Hütte am Ende der Reihe war die Küche mit der Rezeption und weiteren Essgelegenheiten. Ich liebte es einfach jetzt schon. Da wir aber gelesen hatten, dass das Frühstück bei dem ursprünglichen Hostel extrem lecker sein soll, haben wir gefragt ob wir nicht auch dort frühstücken können. Der Mann las uns einfach jeden Wunsch von den Lippen ab. So gab es für uns zweimal Frühstück, einen Schlüssel für den Aufenthaltsraum in dem ursprünglichen Hotel und Proviant für den Tag. Der eigentliche Grund für unseren Aufenthalt in Cafayate war die Quebrada de las Conchas oder auch Quebrada de Cafayate genannt. Das ist ein Naturreservoir mit unglaublicher Gesteinsformen. Diese kann man entlang der Route 68 von verschiedenen Aussichtspunkten aus bewundern. Dafür sollte man sich eine Tour buchen, die meistens am Nachmittag ist. Zu dieser Zeit ist nämlich der Lichteinfall der Beste. Da wir nicht erst zum Touristenoffice laufen wollten, haben wir gleich den netten Hostelmann gefragt. Der hat natürlich wieder seine Kontakte spielen lassen und uns eine Tour für 15:00 Uhr organisiert die jeden von uns nur 300 Pesos kostete. Wir wurden sogar am Hostel abgeholt. Von eine Schweizerin im Hostel “All Norte” in Salta haben wir erfahren, dass diese Touren meistens in einem großen Bus statt finden und nur an zwei großen Gesteinen halten. Sie hatte nur einen Tagestrip dahin gemacht, was ihr jedoch  viel zu touristisch war. Denn bei diesen beiden Sehenswürdigkeiten hätten viele Argentinier Sachen verkauft und viel zu viele Menschen seien vor Ort gewesen. Dank dieser Warnung haben wir uns schon ein bisschen auf Massentourismus eingestellt. Aber es kam dann ganz anders. Erstmal wurden wir nicht von einem großen Bus abgeholt, sondern von einem Taxi. Wir sind also nicht in einer großen Gruppe gefahren, sondern nur noch mit einem anderen argentinischen Pärchen. Die sind aus Buenos Aires angereist. So ging’s dann ab in die Quebrada mit unserem Fahrer Ángel. Jetzt sind wir die Route die wir vorher gekommen sind wieder zurückgefahren, nur diesmal mit sehr vielen Stopps. Das war auch die zweite Überraschung. Wir hielten nicht nur bei diesen zwei großen Sehenswürdigkeiten, sondern an unzähligen vielen. Insgesamt waren es elf Stopps. Die verschiedenen Aussichtspunkte waren immer so bis zu 5 km voneinander entfernt. Wir haben so unendlich viele Fotos gemacht, dass wir dem Taxifahrer schon fast auf den Keks gegangen sind. Zum Glück kam dann aber das Pärchen auch auf die Idee Fotos zu machen, so dass wir nicht mehr ganz so aufgefallen sind. An den verschiedenen Stationen waren auch noch andere Leute, aber nicht wirklich Massentourismus mäßig. Den längsten Halt haben wir bei Stopp sechs “Los Estratos” gemacht. Ángel hat es als “corazón” (Herz) des Reservats bezeichnend. Um hineinzukommen mussten wir 40 Minuten laufen. Hier war die verschiedenen Farben der Gesteine einfach unfassbar. Über all wo man hinblickte waren die Steine anders gefärbt: rosa, rot, gelb, grün, blau, beige usw. Um einen genialen Ausblick über das “Corazón” zu haben sind wir auf einen moosgrünen Hügel gestiegen. Hier erklärte uns Ángel, dass hinter der letzten Bergkette vereinzelt Häuser stehen würden. Das seinen Nachfahren der “Diaguita” die sich alle 20 Tage mit ihren Eseln und Pferden auf den Weg ins nächste Dorf machen, um ihr Fleisch zu verkaufen und sich mit anderen Lebensmitteln zu versorgen. Der Weg dauert 6 Stunden auf dem Pferd und 10 Stunden zu Fuß. Ich fand das einfach nur richtig beeindruckend, dass dort im Nirgendwo wirklich Leute leben. Auf dem Rückweg zum Auto haben wir uns mit den beiden Porteños (Leute aus Buenos Aires) unterhalten. Beide waren so Mitte 20, Lehrer beziehungsweise Lehrerin in Mathe und Physik und machten nun vier Tage Urlaub in Salta. Janne und mir ist aufgefallen, dass im Norden und im Zentrum von Argentinien keine Chinesen oder Schwarze vorzufinden sind. Dazu haben wir dann gleich die beiden Argentinier gefragt. Beide mussten erstmal lachen. Dann meinten Sie, dass wir Recht haben, aber sobald wir in Patagonien seien, würden wir vonChinesen überrannt werden. Zu dem Thema mit den Schwarzen erzählte mir Janne, dass ihr argentinischer Kumpel mit 13 Jahren den ersten dunkelhäutigen Menschen gesehen habe und vor Schreck fast umgefallen sei. Ich konnte die Story fast nicht glauben und musste mich erstmal hinsetzen vor Lachen. Nachdem ich mich wieder beruhigt hatte ging’s weiter zu der Kröte, dem Mönch, und dem aller allerbesten, die TItanic (alles natürlich Gesteinsformationen). Schon alleine, dass Ángel das Wort Titanic erwähnt hatte, reichte, um diesen Ort für mich zum Lieblingsplatz zu machen. Also die Titanic soll diesen, nach etwas oben ragenden Felsen rechts im Hintergrund auf dem Foto darstellen. Das heißt sie geht gerade unter. Die letzten beiden Stopps fand ich die schlechtesten. Aber sie waren angeblich die berühmtesten. Der eine hieß “Anfiteatro”, und der andere “Garganta de Diablo”. Hier muss ich jetzt der Schweizerin Recht geben. Überall waren Touristenhändler die ihre Waren zum Verkauf anboten und die Gesteinsformationen waren alle mit Kreide beschmiert. Vielleicht haben wir uns aber auch schon an den vielen anderen Formationen satt gesehen. Um 19:30 Uhr ging’s dann pünktlich zum Sonnenuntergang den ganzen Weg wieder zurück. Ich muss echt zugeben zu dieser Uhrzeit sehen die roten Berge noch spektakulärer aus. Zurück in Cafayate sind wir zum Supermarkt, um uns Eier, Obst, Gemüse und Käse zu kaufen, damit wir ein kleines Picknick in unserem Campingplatzgarten veranstalten konnten. Mit dieser Idee waren wir nicht alleine. Im Garten saßen schon all die anderen Leute mit ihrem Wein und Picknickkorb. Am Abend lief im TV noch ein ganz wichtiges Fußballspiel (die Mannschaften habe ich leider wieder vergessen, auf jeden Fall waren sie beide argentinische) was extrem amüsant war, weil sich Argentinier immer extrem in so etwas rein steigern. Wir sind schon relativ früh wieder unsere Kajüte gegangen, weil wir so müde waren, aber dort haben wir erstmal eine Ameisenstraße entdeckt. Direkt hinter unserem Kopfkissen und im Badezimmer. Das war uns dann am Ende doch herzlich egal. Solange die mich nicht anpinkeln, sondern in ihrer Straße bleiben, ist alles gut.