Wer hätte das gedacht, ich habe die Nacht im Gefrierfach doch noch überlebt. Ich bin genau rechtzeitig aufgewacht, denn als ich aus dem Fenster geschaut habe, lag unter uns die weiße Stadt Salta. Anscheinend waren wir auf einem Hügel. Ich nenne sie die “weiße Stadt”, weil die Mehrheit der Häuser von oben weiß aussah. (Auf dem Bild sieht sie vielleicht nicht so weiß aus, aber aus dem Busfemster total.) Am Terminal de Omnisbus angekommen, haben wir gleich das erst beste Taxi zu unserem Hostel “All Norte” genommen. Der Besitzer war mal wieder ein Fall für sich. Ich hatte selten so viel zu lachen. Oberflächlich und nach außen hin tat er richtig nett und freundlich. Aber eigentlich war er richtig hinterlistig. Da unser Doppelzimmer noch nicht fertig war, hat er uns erst mal das Gemeinschaftsbad, die Küche und den Garten gezeigt. Da wir ja noch nicht gefrühstückt hatten, haben wir unsere Kekse ausgepackt und uns Tee gemacht. Das Frühstück mit ein bisschen Obst stand noch für die anderen Gäste in der Küche, es war ja schließlich erst 8.30. Der Besitzer wies uns gleich darauf hin, dass wir das Frühstück ja erst am nächsten Tag gebucht haben und deshalja nichts anrühren dürften. Aber gegen zwei Äpfel hat doch keiner etwas. Wir haben einfach kurz gewartet bis er wieder in sein Büro zurückgegangen ist. Zum Glück konnten wir schon mal die Dusche benutzen, denn das Bad gehörte uns ja eigentlich heute schon. Wir haben ihn lieber nicht gefragt. Am Ende hätte er nur wieder gesagt: “erst ab 13.00 chicas”. Danach sind wir gleich los um ein bisschen Salta zu erkunden. Erstmal wollten wir zur berühmten “Tren a las Nubes”, eine der höchsten Zugstrecken der Welt, um uns für die Fahrt zu erkunden. Typisch argentinisch war, dass uns jeder Fußgänger den wir nach dem Weg fragten in eine andere Richtung schickte. Wir hatten sogar ein Stadtplan aber die Bahn war nicht so ganz eingezeichnet. Nach 1000 Jahren haben wir die “Tren a las Nubes” endlich gefunden, aber hier konnte man weder Tickets kaufen noch sich über Fahrzeiten informieren. Wir wurden ins Zentrum zu einer Informationsstelle ge schickt. Das hätte uns der Hosteltyp ja auch mal mitteilen können. Im Zentrum angekommen sind wir aber erstmal in die rosafarbene Kathedrale. Die gehört ab jetzt zu einer meiner Lieblingskirchen. Der Platz vor der Kathedrale war total hübsch. Die Leute haben Volkstänze vorgeführt, musiziert oder einfach nur auf den Parkbänken relaxed. Ich muss ehrlich sagen, dass ich Salta bis jetzt die Schönste der drei, mir bekannten, Städte (BA, CBA, Salta) in Argentinien finde. Sie ist nochmal ruhiger, entspannter und die Bauten sind einheitlicher. Córdoba ist dagegen ein totaler Mix von alt und neu. Was ja auch nicht schlecht ist, aber hier wirkt die Stadt harmonischer. Ich hatte auch gar nicht erwartet dass Salta so wohlhabend ist, da der Norden generell als arm gilt, aufgrund der fehlenden Bodenschätze beziehungsweise des unfruchtbaren Bodens im Vergleich zum Süden. Aber Salta geht es finanziell anscheinend ganz gut. Natürlich hatte sich das Office der Tren im letzten Eck versteckt, so dass wir ewig brauchten, um es zu finden. Und wie konnte es anders sein, sind wir mal wieder umsonst hingelaufen. Nein sie haben keine Siesta gehalten, aber die Tren fährt nur Samstags und Dienstag. An diesen beiden Tagen konnten wir leider nicht. Samstag, also morgen, wollten wir ganz früh nach Cafayate fahren (ein Ort in der Provinz Salta) und Dienstags mussten wir ja schon wieder in CBA sein. Der ganze Trip hätte auch über 8 Stunden gedauert und 1500 Pesos gekostet. Dann müssen wir uns jetzt wohl was anderes für Montag vornehmen, da hatten wir nämlich ursprünglich vor mit dem Zug durch die Weltgeschichte zu tuckern. Nach unserer Plauderei mit der Informantin sind wir auf den Berg “San Bernado” marschiert. Es geht da auch eine Gondel für 150 Pesos zum Gipfel, aber das Geld wollten wir lieber für was anderes ausgeben. Außerdem hat man ja von Laufen viel mehr. Der Weg ging ungefähr 45 Minuten mit Stufen nach oben. Unten haben wir noch zwei Amerikaner und eine Deutsche kennengelernt die zufällig auch in CBA arbeiten. Die wollten zuerst mit der Gondel fahren, aber als wir ihnen gesagt haben, dass man auch laufen kann, sind sie mit uns mit. Die Deutsche war aber ein bisschen hochnäsig (als sie mitbekommen hat, dass wir auch aus CBA sind, hat sie gleich Panik bekommen, dass wir ihr ihre Amerikaner wegschnappen könnten und hat uns gleich mal ihre Position klar gemacht) und die Amerikaner waren wie häufig nur oberflächlich. Kaum hatten wir ihnen den Weg gezeigt sind die einfach davon marschiert ohne Tschüs oder so zu sagen. Eigentlich richtig unhöflich. Um uns ein bisschen die Zeit beim Laufen zu vertreiben, haben wir spanische Musik gehört. Der Weg nach oben hat sich auf jeden Fall gelohnt. Von der Spitze aus hat man einen genialen Blick über Salta. Da sieht man richtig wie die argentinische Stadt in Raster aufgebaut sind (das ist hier immer so). Schade dass es so einen Aussichtspunkt nicht in CBA, denn ich würde die Stadt zu gerne mal von oben sehen. Vielleicht gibt es ja einen und ich habe ihn nur noch nicht ganz entdeckt. Nach ein paar Fotoshootings haben wir uns in ein Café gesetzt und ein bisschen die Aussicht genossen. Am Nachmittag gingst dann wieder runter, denn wir wollten unbedingt noch zum “Mercado Artesanal”. Das sind in Argentinien immer die Märkte, wo handgemachte, typisch argentinische Kunsthandwerke beziehungsweise Gegenstände, Schmuck oder Klamotten verkauft werden. Ach ja, bevor ich es aber vergesse wir mussten erstmal wieder zurück zum Bus Terminal, um unser Ticket für den nächsten Morgen nach Cafayate zu kaufen, denn wir waren zu dumm, um bei der Ankunft in Salta noch unsere Fahrkarte zu kaufen. Also mussten wir diesem Terminal nochmal einen Besuch abstatten. Zu dem Markt sind wir dann aber mit dem Taxi gefahren, da er am anderen Ende der Stadt lag. Die Taxifahrt war einfach schon wieder super. Der Taxifahrer hatte so komische Musik laufen, dass wir gefragt haben aber er nicht Volksmusik spielen kann. Dann hat er erst mal gefühlte Stunden nach dem richtigen Sender gesucht, denn er wollte uns nicht enttäuschen. Endlich hatte er dann einen gefunden und die Musik war einfach nur zum totlachen. Dazu noch die hubbeligen Straßen und die stehende Hitze haben die Taxifahrt komplett gemacht. Beim “Mercado Artesanal” angekommen, waren wir wie im Kaufrausch. In verschiedenen Hallen verkauften sehr viele Handwerker bzw. Künstler ihre Ware. Wir waren die einzigen Besucher. Was ich hier in Argentinien aber sehr angenehm finde ist, dass sie sich nicht wie in Afrika wie Haie auf einen stürzen, um alles zu verkaufen. Wir würden nur nett gegrüßt und sie priesen Ihre Ware an. Es gab Schmuck (Armreifen, Ohrringe, Ringe mit bunten Motiven, aus Silber oder Lamahaut), Ponchos, Messer, andere mehr oder weniger nützliche Gegenstände, Alfajores, sonstige Teigware und Wein. Bei der großen Auswahl waren wir erstmal komplett überfordert. Nach langem Hin und Her habe ich mich für einen bunten und einen silbernen Armreif entschieden, ein Armband aus Lamahaut und einen Poncho aus Lamafell. Eigentlich trägt man ja Ponchos nur im Winter, weil man in denen hier ja sonst erhitzt. Aber die Busfahrt war so eisig, dass wir für die Rückfahrt am Montag definitiv was warmes brauchen. Außerdem wollte ich schon immer mal einen Poncho. Meiner ist weiß. Jannes auch, aber sie hat einen mit Knöpfen genommen, also eher Strickjacken mäßig. Ich glaube der alte Mann, der die Ponchos verkauft hat, hat mit uns sein Geschäft der Woche gemacht. Denn er war so begeistert, dass endlich jemand seine Ponchos haben wollte. Er kam ständig mit neuen, auch wenn etwas zu traditionellen “Modellen”, an. Ganz zufrieden aber auch komplett fertig sind wir dann mit dem Taxi zu unserem Hostel gefahren. Eigentlich wollten wir nur kurz unsere Sachen ablegen und was zu essen kaufen, damit wir uns was in der Küche machen konnten. Aber wir haben leider die Rechnung ohne unseren Gastherr gemacht. Wir sollten erst einmal korrekt Einchecken. Dafür wollte er den Reisepass sehen und das Geld für die Übernachtungen haben. Wir hatten beide nur Kopien unseres Reisepass dabei, denn bis jetzt hat die immer gereicht. Außerdem hatten wir noch unsere DIN. Aber dieser Mann hier wollte uns einfach alles schwer machen. Er meinte ohne original Reisepass könnten wir nicht bei ihm im Haus übernachten. Er müsse erst überprüfen an welchem Datum wir eingereist sind oder ob wir Illegale seien. Sehen wir beide so aus als ob wir uns ins Land geschmuggelt hätten? Wir erklärten ihm, dass wir nur unserer Kopien hatten und wir keine Möglichkeit wussten unseren echten Reisepass aufzutreiben. Das war ihm aber alles komplett egal. Er meinte nur, dass wenn die Polizei heute Nacht aufkreuzen und nach den Gästen fragen sollte, er unsere Aufenthaltserlaubnis brauche. So lächerlich. Als ob in Argentinien jemals die Polizei ins einem Mini Schuppen auftauchen würde. Wahrscheinlich ist er noch mit der verwandt, so dass das eh kein Problem wäre. Ich hab dann Anna-Lena und Susana angerufen, damit sie mir ein Bild von meinem Passport beziehungsweise dem Einreisedatum schicken könnten. Susana ist zum Glück an ihr Handy gegangen und war so lieb das zu machen. Aber das Foto war dem lieben Herrn nicht gut genug. So musste Susana das Ganze dann noch mal wiederholen, den neuen er komplette Reispass sollte draufzustehen sein. Bei Janne ist nach einiger Zeit zum Glück auch noch ihre Gastmuttter drangegangen. Der Tag war mit seinem Problem jedoch noch nicht ganz vorbei. Da ich das Hostel bar bezahlen musste, ist mir aufgefallen, dass ich kein Cash mehr hatte. In Cafayate gibt es nur eine Bank und da wusste ich schon im vornherein, dass sie nicht mit meiner Karte funktionieren würde. Also mussten wir noch schnell eine Bank suchen gehen. Die Nächste war zum Glück nur vier Blocks entfernt. Aber natürlich hat die meine Karte abgelehnt. Wir wollten jetzt nicht schon wieder ins Zentrum fahren und eine andere Bank suchen, denn dafür bräuchten wir ein Taxi und das kostet auch wieder Geld. Nach diesen Heckmeck waren wir so fertig, dass wir eigentlich gar keinen Lust mehr hatten zu kochen aber der Hunger hat dann doch gesiegt.