Übers Wochenende war ich in den Sierras von Córdoba. Deswegen melde ich mich auch erst jetzt. Eigentlich wollte ich zuerst auf das beliebte Volksfest “avicultura”, Aber wegen voraussichtlich schlechten Wetter habe ich mich dann dagegen entschieden. Im Nachhinein auch definitiv die bessere Entscheidung. Pablo wollte unbedingt in die Sierras und da hab ich natürlich nicht Nein gesagt. Er hat verschiedene Orte vorgeschlagen von denen ich dann das sogar bei einigen Argentiniern unbekannte und kleine “La Cumbre” ausgesucht habe. Am Freitag Abend hab ich dann schnell meine sieben Sachen zusammengepackt und hab es sogar geschaft nur noch ein anderes Outfit mitzunehmen. Ein Weltwunder. Naja mehr hätte auch wirklich nicht in meinen Minirucksack gepasst. Am Samstag Mittag sind wir dann mit dem Colectivo “Fonobus” Richtung La Cumbre gefahren. In Córdoba hat es am Morgen sogar angefangen zu regnen. Gut das wir wegfahren. Okay, also eigentlich ist hier Regen alles andere als schlimm, weil es schüttet höchstens für zwei Stunden und dann hört wieder auf für den restlichen Tag. Aber wenn es regnet, dann sind das ganze Ozeane. Man könnte meinen die Welt geht unter. Die Straßen sind überflutet und ein Regenschirm bringt da einem so viel wie eine Sonnenbrille im Dunkeln. Aber 15 Minuten nach Ende der Sintflut sind keine Spuren mehr von den Regengüssen zu sehen. Alles verdampft und in Unterwasserleitungen weggeschwemmt.

Die Fahrt hat ganze 3 Stunden gedauert, aber das ist eigentlich alles andere als dramatisch, weil ich so wenigstens ein bisschen was von der argentinischen Landschaft kennenlerne. Der Bus ist durch die verschiedensten Örtchen gefahren und Pablo hat zu jedem Dorf so viel zu erzählen gehabt, dass meine nächsten paar Wochenenden definitiv schon durchgeplant sind: In dem Einen kann man gut Reiten, im Anderen im Fluss schwimmen, im Nächsten prima Traumfänger kaufen und und und. Ich war die ganze Zeit so mit Reden und Zuhören beschäftigt, dass ich zwischendurch ganz vergessen habe mal bewusst aus dem Fenster zu schauen. Auf jeden Fall waren wir am Ende in den Bergen. La Cumbre ist, wie gesagt, total klein und niedlich. Die Straßen sind aber trotz der kleinen Größe geteert (etwas nicht sehr selbstverständliches in Argentinien) und es gibt eine Touristeninformation. Da sind wir dann auch gleich mal hin, denn Pablo ist auch noch nie in La Cumbre gewesen. Das Dorf war eine Empfehlung von seinem Freund. Die Touristeninformantin war zwar richtig nett, aber sie hatte vor sich so eine schöne Dorfkarte liegen, auf der sie in Turbotempo alle Attraktionen und Wanderwege erklärt hat. Ein Kringel hier, ein Kringel dort. Bevor wir uns dann aber um die ganzen eingekreisten Sachen gekümmert haben, wollten wir uns erst einmal eine Unterkunft für die Nacht suchen. Weil wenn man schon so weit fährt, dann wenigstens für zwei Tage. Das war schlussendlich aber viel schwieriger als gedacht. Die Unterkünfte im Zentrum waren alle schon belegt. Scheint wohl ein sehr beliebter Wochenendsausflugsziel zu sein. Die anderen billigen Unterkünfte wären alle außerhalb gewesen, wo man zu Fuß ein wenig zu ewig hinbraucht. Also definitiv keine Alternative für uns. Dann haben wir doch noch was gefunden, also dachten wir zu mindestens, aber als uns der Preis von 2000 Pesos (= 120 €) genannt wurde, haben wir dankend abgelehnt. Das war noch nicht mal ein Hotel. Nachdem wir alle möglichen Hostels und Hosterías (bisschen teurer) angerufen haben und entweder keiner rangegangen ist oder schon belegt war, haben wir uns mit dem Gedanken angefreundet vielleicht auf einem Fell schlafen müssen. Doch wie eine Fatamorgana, ist auf einmal noch eine letzte Hostería vor uns aufgetaucht. Wir haben so sehr gehofft, das die noch einen Platz für uns frei hat. Da wir jedoch in Argentinien sind, mussten wir erstmal warten bis die Inhaberin ihre Siesta beendet hatte. Es war zwar schon 17:00 Uhr, aber bei den Argentiniern kann die Siesta auch mal länger dauern. In der Wartezeit, haben wir uns ein bisschen in dem Haus und im Garten umgeschaut. Ich kam aus dem Staunen gar nicht mehr herraus. Es war so gemütlich eingerichtet wie bei einer Oma und ein Raum war voller Pflanzen und kleinen Tischchen. Ich habe gedacht, ich sitze in einem botanischen Garten. Draußen im Garten gab Obstbäume mit Feigen und reifen Pfirsichen, also ein Paradies für mich. Nach einer halben Stunde kam dann doch noch jemand und es gab zum Glück sogar noch ein freies Zimmer. Aber da das Haus zu unheimlich hübsch war, hatten wir richtig Angst, dass uns der Preis erschlagen würde. Aber es hat nur 750 Pesos (= 45€) für uns beide gekostet, da haben wir das Zimmer natürlich nicht abgelehnt. Vor allem war der Preis inklusive Frühstück. Und so wie das Haus eingerichtet war, diesen vielen Obstbäumen im Garten und der netten alten Besitzerin war das Frühstück bestimmt auch extrem lecker. Okay, es gab zwar nur ein etwas geschrumpftes Ehebett und keine getrennten Betten, aber das ist ja völlig egal so lange man einen Platz zum Schlafen hat. Da es schon relativ spät war, sind wir gleich los zu einer Lavendelplantage, die ein Geheimtipp von seinem Kumpel war. Die Kringel der Touristeninformantin haben wir uns für den nächsten Tag aufgehoben. Da die Plantage relativ nah von unserer Hostería San Martin war, hatten wir nicht einen allzu langen Weg. Da wir beide Fotografie extrem gerne haben, mussten du natürlich unsere Kameras mit. Pablo hatte sogar zwei Spiegelreflexkameras dabei. Das Beste war aber, dass er seine Gitarre mit nach La Cumbre und zu der Lavendelkultur genommen hat. So hatten wir immer und überall Musik dabei. Im Vergleich zu BA und Cordoba war einfach dort einfach nur so unheimlich schön ruhig. Endlich mal keine Großstadt. Die Lavendelplantage gehört zwar privaten Leuten, ist aber öffentlich zugänglich. Dort sind wir dann ein bisschen herumspaziert und haben uns dann ein Fleckchen gesucht, um ein bisschen zu entspannen. Pablo hat seine Gitarre ausgepackt und angefangen zu improvisieren. Ich hab in der Zeit die große Bergkette bestaunt, die natürlich nichts gegen die Anden ist, die mich noch erwarten, aber sie war trotzdem sehr imposant. Dort saßen wir dann so lange bis die Sonne hinter den Lavendelkulturen und Bergen untergegangen ist. Ich muss ehrlich sagen, dass ich bis jetzt noch nie einen Sonnenuntergang so intensiv erlebt habe. Um 20:00 Uhr mussten wir dann leider wieder aufbrechen, weil die Besitzerin die Tore schließen wollte. Wir hätten da sonst noch Stunden sitzen können.

Zurück in unserer Hostería haben wir gewartet bis es 10.30 war und wir zum Essen gehen konnten. Ich ich hab mich immer noch nicht ganz an die späte Essenszeit gewöhnt. Wir haben uns Asado gegönnt und Pablo meinte ich müsse unbedingt “Asado de Tira” probieren. Das sind Rippen vom Kalb. Ich bin ja jetzt echt keine die wegen ein bisschen Fett die Krise bekommt, aber dieses Asado hat nur aus Fett bestanden. Ich konnte noch nicht mal etwas Fett wegschneiden, weil dann hätte ich mein Essen weggeschnitten. So habe ich die Fettstücke alle ganz brav herunter gewürgt. Gut, dass ich es mal probiert habe, aber es wird auch zu 189% beim Probieren bleiben.