Endlich ist Sonntag. Das heißt Fahrt in die Berge. Janne und ich hatten aber Lust mal in ein Haus von jemanden zu fahren. Die etwas Besserverdienenden habe nämlich alle Häuser in den Bergen. Diese ganzen komischen Leuten von diesen Speak Easy, Español y Cerveza oder Ingles y Mate Treffen wollten wir lieber nicht fragen. Die hatten alle kein soziales Leben und suchten Anschluss bei den Ausländern. Dass sie sonst nichts zu tun haben, merkt man sofort. Ihre Art zu reden und Hobbies sind schon sehr anstrengend. Schreibt man sie an haben die auch absolut immer Zeit. Also ich glaube ich wäre als Argentinier jetzt nichts so stark dazu motiviert mich nur mit Ausländern zu treffen. Meistens haben diese Leute auch kein Auto und ein Haus schonmal gar nicht. Also sind die alle schonmal durchgefallen. Jannes Model-Freundin Cami (die ist jetzt erstmal zum Modelln für sechs Monate in China) hat einen 36-jährigen besten Kumpel, den Janne von ihrem Geburtstag kennt. Der wohnt in der Zona Norte, hat also Geld, ein Auto und einen Freund mit einem extrem geilen Haus in den Bergen. Natürlich mit Pool. Den haben wir dann gleich mal gefragt, ob er nicht Lust hätte mit uns in die Berge zu fahren. Wie die Argentinier so sind, sagte er sofort zu (er gehört aber trotzdem nicht zu dieser Speak Easy Gesellschaft) und wir hatten den perfekten Sonntagsplan. Ursprünglich wollten wir um 10:00 Uhr morgens los. Das wurde dann aber Samstagnachts noch auf 11:00 Uhr verschoben und wirklich abgefahren sind wir dann doch erst um 12:00. Aber war ja auch völlig egal. Wir hatten weder einen Coletivo den wir erwischen mussten, noch war der Ort wo wir hin wollten 1000 km entfernt. Ich sag schon mal vorne weg, es war mit Abstand der beste Sonntag in Córdoba. Bis die Jungs uns abgeholt haben, chillte ich bei Janne im Zimmer wo wir richtig schön über unsere Gastmütter ablästern konnten. Mit dem Auto ging’s in Richtung Carlos Paz. Endziel war Icho Cruz. Das ist ein kleines Dörflein ungefähr eine halbe Stunde von Carlos Paz entfernt. Die Jungs hießen übrigens Pedro (Camis Freund) und Daniel (Hausbesitzer). In Carlos Paz sind wir dann erstmal zum Disco, um für das geplante Asado Essen einzukaufen. Endlich war ich mal nicht mehr nur mit Sparfüchsen unterwegs. Es wurde massenhaft Fleisch eingekauft (Okay das ist beim Asado immer der Fall), ganz viel Gemüse (das gab es sonst fast nie), gefühlte 1000 Kilo Trauben (mein Paradies), Brot und Kekse (natürlich typisch deutsch Vollkorn). Das Haus war einfach nur zu heftig. Es ist für ein Wochenendhaus riesig, mit einem Swimmingpool im Garten und einem Fluss am Fuß des Grundstücks. Und das mit Miniprivatstrand. Daniels beiden Eltern waren auch da, die dann aber relativ bald schon wieder abgefahren sind. Jetzt kam aber das Beste. Daniel erzählte uns, dass sein Vater nächste Woche nach Hannover müsse. Wir fragten nach dem wieso und warum und erfuhren einfach, dass der Vater den Humboldt Preis für biochemische Untersuchungen bekommen sollte. 80.000 € als Preisgeld waren angekündigt worden. Ich wollte natürlich gleich ein Autogramm, aber das wollte er mir partout nicht geben, denn er meinte er fühle sich nicht wohl dabei er sei ja keine Berühmtheit. Hallo er ist ein Wissenschaftler der den Humboldt Preis gewinnt, von dem will ich doch bitte ein Autogramm, wenn ich den schonmal treffe. Er war aber einfach nicht zu überzeugen. Wenigstens habe ich dann am Ende ein Foto mit ihm zusammen bekommen. Mit dem weißen auch zufriede wenigstens hab ich dann am Ende ein Foto mit ihm zusammen bekommen. Mit dem habe ich mich dann auch zufrieden gegeben. Janne und ich haben zwar beide nicht so ganz verstanden für was genau in der Biochemieforschung er den Preis gewinnen sollte, denn seine Ausführungen waren einfach so unfassbar wissenschaftlich. Kein Wunder, dass man sich mit solchen Leuten nicht unterhalten kann. Wir sind dann erst mal zum Fluss runter, um zu baden beziehungsweise sich zu sonnen (ich blieb lieber nur auf dem Felsen liegen, das Wasser war mir doch etwas zu kalt, trotz der 35 Grad draußen). Da die Felsen doch etwas unbequem nach einer Weile waren, sind wir zum Swimmingpool umgezogen. Dort gab’s dann eine Trauben Party. Die waren aber leider schon voll schnell alle. Während Pedro, Janne und ich am Pool chillten, kümmerte sich Daniel um das Asado. Wir wurden also bestens bedient. Was mir im Nachhinein auch ein bisschen leid tat, aber Daniel wollte einfach keine Hilfe. Pedro erzählte uns von seiner Arbeit, seit 13 Jahren hat er seine eigene TV Show am Sonntag (extremtime.tv), die etwa eine halbe Stunde lang geht. Er ist professioneller Skater und verdient auch hier und da ein bisschen Geld mit Werbekampagnen für Ornell, Adidas oder Nike. Pedro erinnern mich total an Alex aus “Entschuldige ich liebe dich”. Also Janni und Annso so müsst ihr euch den beide vorstellen. Er sieht fast genauso aus und verhalten tut er sich extrem ähnlich. Er hatte am Montagmorgen auch gleich eine ganz wichtige “Reunión”. Um 16:30 Uhr war dann irgendwann endlich das Asado fertig. Und das zählt definitiv zu den Besten die ich überhaupt gegessen habe. Denn wie vorher schon erwähnt gab es nicht nur Fleisch wie oft, sondern auch Gemüse wie Kürbis und Zwiebeln und Salat. Da wir auf dem Balkon im Schatten saßen, sind wir nach dem Essen (man platzt immer fast gleich) zum Fluss in die Sonne geflüchtet. Beide Jungs hatten in ihrem Beruf mit einer Kamera zu tun (Daniel ist Fotograf), so dass sie beide ihre Ausrüstung mit runter an den Fluss geschleppt haben. Dort gab es dann wie immer erst mal eine Fotosession. Nicht nur mit uns allen als Hauptdarsteller, sondern vor allem auch mit den Steinen die wie absichtlich verkleckert aussahen. Das war wirklich nicht so spektakulär, aber die beiden Fotografen waren da ganz anderer Meinung. Irgendwann wurde es dann doch ziemlich frisch. Vor allem dass sich die Sonne nicht mehr zeigen wollte, beziehungsweise da sie einfach untergegangen war. Deswegen ging’s ganz schnell zurück ins Haus. Wir hatten ja nicht erst vor 2 Stunden gegessen. Deshalb gab es erstmal “Meriendas”. Das ist ja so eine Art Kaffee und Kuchen. Nur dass kein Kuchen verspeist wird, sondern Kekse oder Gebäck wie Criollos. Normalerweise heißt es ja man soll in Argentinien auf keinen Fall über Politik diskutieren. Denn das sei ein ganz heikles Thema. Angeblich endet das immer in einem Riesenstreit und Freundschaftsbeendigungen. Janne und ich hielten uns aber nie wirklich dran, denn es interessierte uns einfach wie die Argentinier über ihren Präsidenten etc. denken. Ich habe schon in dem Blog Eintrag von “Día de la Mujer” erwähnt, dass die Leute mit Kohle in der Tasche alle für Macri sind. So eben auch die beiden Jungs. Sie schimpften über die Korruption von Christina Kirchner, über ihr angebliches soziales Denken (trug aber immer Prada und Gucci), über die Subventionen für die Agrarwirtschaft betreibenden Personen büßen mussten und ihre wirtschaftliche Abschottung von der Welt. Durch das Importverbot fehlten bei der Produktion verschiedene Teile, so dass diese in verschiedenen Sekotren teilweise eingestellt werden musste. Macri würde genau das Gegenteil machen: er schaffte die ganzen Subventionen ab, will das alle Präsidenten ihr Einkommen transparent darlegen und deckt Korruption auf. Zum Beispiel sein Vater kaufte ich in den neunziger Jahren die argentinische Post, zahlte aber nur die Hälfte. Über 20 Jahre lang kümmert es keinen Menschen was mit der anderen Hälfte geschah. Macri dagegen forderte nun von seinem Vater seine Schulden zu bezahlen. Er verlangte aber nur die Hälfte der Schulden. Deswegen beschwert sich nun das Volk und schimpft auf Macri. Aber die Hälfte von der Hälfte ist immer noch besser als überhaupt nichts. All die Jahre davor hat ja niemand ihre Bezahlung überhaupt interessiert. Christina war zum Beispiel sehr eng mit Macris Vater befreundet, weswegen sie nicht auf seine Staatsschulden zurückgekommen ist. Deswegen wird jetzt Macri im Moment durch den Dreck gezogen. Jeder hat ihr also seine eigene Meinung. Auf welche Seite man sich jetzt stellen möchte, ist jedem selber überlassen. Meistens mögen die Argentinier weder Christina noch Macri. Sind dann aber schlussendlich doch fürs kleine Übel ihrer Meinung nach. Nach unserem kleinen Kaffeeklatsch sind wir dann zu Pedro nach Hause gefahren, denn er musste noch seine Hunde füttern. Das kann ja noch nicht klasse, denn so konnten wir sein Haus sehen in dem alleine wohnt. Das echt groß, dafür dass er da alleine wohnt. Und er hat einfach 5 Hunde. Und ein Hund ist gefühlte 10 m groß und hat mich die ganze Zeit abgeschleckt. Ich war froh, dass der nicht ins Haus durfte. Da wir den ganzen Tag ja noch nicht genug gegessen hatten, gab’s jetzt erst mal die Reste vom Asado. Dazu machte Daniel noch eine frische selbst gemachte Mayonnaise. Ich hab leider eigentlich nichts mehr runterbekommen, mein Magen war schon viel zu voll. Um 1:00 Uhr nachts wurden wir dann ganz lässig nach Hause gefahren. Wie oben bereits erwähnt, war es einer der besten Sonnentage in Córdoba. Denn zum allerersten Mal, konnte man sich einfach nur freundschaftlich mit den Jungs unterhalten ohne gleich befürchten zu müssen, dass sie mehr wollen.