Eigentlich hatte ich für heute etwas Anderes auf meinem Tagesplan. Aber da ich von der Sonne und einem strahlend blauen Himmel aufgeweckt wurde, hab ich ganz schnell meine Pläne geändert. Das Wetter bot sich regelrecht an, ein bisschen in dem Reserva Ecológica Costanera Sur herumzuspazieren. Spazierengehen ist zwar schön und gut, aber eigentlich wollte ich vor allem bzw. nur zum Río der la Plata. Der Grund für meine Inspiration ist Karl May mit seinen Büchern, die unter anderem am Río de la Plata spielen. Die haben mich als kleines Kind anscheinend sehr begeistert. Man kann zwar auch von anderen Stellen aus den Río de la Plata sehen, aber die sind dann doch noch mal ein Stückchen weiter weg. Außerdem ist die Szenerie der Flachlandschaft an sich viel sehenswerter, als ein Bürgersteig bzw. Steg. Das Reserva Ecológica Constanera Sur ist östlich von dem Viertel Puerto Madero gelegen. Deswegen konnte ich auf dem Weg ins Grüne, die wichtigsten und interessantesten Punkte Puerto Maderos abklappern. Natürlich musste ich mal wieder erst eine Stunde zu dem Viertel laufen. Meine Besichtigungstour habe ich dann im Hafen bei der Fragata A.R.A Presidente Sarmiento begonnen, einem ehemaligen Segelschulschiff der argentinischen Marine. Als Weltkulturerbe steht es seit 2016 unter Schutz der UNESCO. Das Beste und Amüsanteste bei solchen Sachen ist für mich gar nicht die Attraktion an sich, wie hier das Schiff, sondern die vielen Fotomodells um mich herum: “Ein Foto auf der Kanone, ach nein lieber doch auf der anderen, die sieht mächtiger aus.” “Mmm, wenn man aber so darüber nachdenkt, bietet der Buk des Schiffs doch eine bessere Kulisse.” So wurde ich die ganze Zeit bestens unterhalten. Wieder auf festem Boden, ging es weiter zur “Puente de la Mujer” (die Frauenbrücke), die Promenade entlang bis zum Nordeingang des Reserva Ecológica Costanera Sur. Kaum betritt man das Gebiet, strömen einem ein Dutzend Jogger entgegen. Wie schade, dass ich zu Hause nur die öde Baumschule direkt neben mir habe. Ich war total perplex was die außerordentlich gute Organisation des Reservats betrifft. Alle zwanzig Meter gibt es einen Mülleimer; überall stehen Schilder mit Hinweisen in Hinblick auf das eigene Verhalten oder mit Infos zu gewissen, dort frei lebenden Tieren (u.a sehr viele Schmetterlingsarten); es herrscht Fahrradverbot und das Verbot des Mitbringens jeglicher Tiere. Das Gebiet ist nicht nur unendlich weitläufig, sondern auch unheimlich schön angelegt. An manchen Stellen fühlt man sich wie im Regenwald, an anderen wiederum wie in ein Bilderbuch oder in ein Gemälde von Franz Marc hineinversetzt (mit Motiven von Obstbäumen, Blüten und Liebespärchen im Gras liegend). Ich bin extra ganz nah am Rand des Reservats entlang gegangen, um ja nicht den Fluss zu verpassen. Nach ein paar langen Minuten, habe ich festgestellt, dass ich ab durch die Büsche muss, um an das Flussufer zu gelangen. Es besteht komplett aus Steinen und, nun ja, ziemlich viel Müll wie Plastikflaschen, Autoreifen (wie die da hingekommen sind, ist mir ein Rätsel), Flip Flops und vielem mehr. Dort bin ich noch ein Weilchen um die Hindernisse gelaufen, bis ich festgestellt hab, dass ich langsam mal umkehren sollte, da ich noch dem Viertel La Boca einen Besuch abstatten wollte und mein Rückweg wie immer nicht der kürzeste ist. Erstmal bekam ich aber den Schock meines Lebens. Da ich wieder auf den Pfad zurück musste, war ich dazu gezwungen einen kleinen Hang hinaufzuklettern. Als ich dann auf einem Felsen stand, knurrte es auf einmal extrem laut und der Stein unter meinen Füßen begann sich zu bewegen. Panisch bin ich nach oben geklettert (hab noch schnell überlegt, ob es hier Pumas gibt), um so schnell wie möglich von diesem komischen Viech wegzukommen. Oben angekommen, bin ich dann geradezu in ein Schild reingestolpert, auf dem u.a übersetzt stand: “die in dem Reserva Ecológica Costanera Sur wild lebenden Hunde bilden Meuten und attackieren den Menschen. Höchste Vorsicht geboten.” Also ich hab das Tier ja nicht gesehen, aber nach dem Lesen des Schildes ich bin mir zu 180% sicher, dass das so ein Hund war. Zwar kein Puma, aber ein böser Hund. Was sollte denn sonst so Knurren… Wieder in Richtung Stadt gehend, konnte ich vom Grünen aus unglaublich gut die “Skyline” (wenn man das hier als solche bezeichnen darf) von Puerto Madero betrachten. Hat mich ein bisschen an den Central Park erinnert, auch wenn sie natürlich nicht ganz so imposant ist.