Es heißt ja immer in Argentinien gebe es die besten Steaks. Jeder der einmal in Argentinien war schwärmt davon. Ich muss aber ehrlich sagen, dass ich bisher nicht ganz nachvollziehen konnte. Klar die Steaks sind schön groß und auch nicht schlecht, aber ich fande sie nicht besser als die europäischen (gute Qualität vorausgesetzt). Tja, heute musste ich meine Meinung wohl doch ändern. Ich hab mein ganzen Leben noch nie so geiles Fleisch gegessen. Aber ich fang erst einmal von vorne an.

Heute Abend war ich mit den anderen Leuten der Sprachschule (insgesamt sind wir 9, die meisten Deutsche) bei einem Asado eingeladen. Noch mal zur Erinnerung, Asados sind traditionelle und große Grillabende. Um 21:00 Uhr sollten alle da sein, da ich mich aber mit Anna-Lena schon an die argentinische Lebenseinstellung gewöhnt habe, sind wir gleich mal eine halbe Stunde zu spät gekommen. Das ist generel auch immer gut so, denn meistens ist höchstens das Fleisch besorgt, wenn man kommt. Wir sind mit dem Taxi zum Haus des Gastgebers Javier (ein Freund des Sprachschulenchefs) gefahren, da er nicht im Zentrum von Córdoba wohnt. Als wir ankamen saßen schon alle anderen, mit einer Oma in der Mitte, um ein Essensteller auf einem Minitisch im Garten herum. Immer diese überpünktlichen Deutschen. Da passt man sich einmal an die Argentinier an und schon machen die anderen Deutschen einem wieder einen Strich durch die Rechnung. Auf dem Teller lag schon 1 Kg gegrillter Dorade.

Wir haben uns sofort dazu gesetzt, denn um die Uhrzeit stirbt man ja schon fast vor Hunger. Das Beste war aber, dass es nur drei Gabeln für zehn Leute gab. Also wurde geteilt, wie alles in Argentinien. Sollte man zum Beispiel auf die Idee kommen Mate Tee im Taxi zu trinken, muss man ihn mit dem Taxifahrer teilen, das ist Tradition. Zu dem Fisch gas es noch ein ganzes Hähnchen. Janne (ein anderes super nettes deutsches Mädchen) und ich haben gedacht, dass das jetzt schon das Essen ist. Aber dem war nicht so. Erstmal wurde angefangen Salat zu machen und große Tische hinzustellen, denn der Minitisch war dann doch etwas zu klein. Jetzt kam das ganze Fleisch. Javier hörte gar nicht mehr auf kiloweise das Fleisch auf den Grill zu legen. Es war einfach nur unfassbar viel. Bei einem Asado werden immer mindestens 500 g Fleisch pro Person gerechnet, besteht die Runde aus mehr Männern als Frauen, dann ein Kilo pro Person. Insgesamt hatten wir gestern 1 Kg Fisch, ein Hähnchen und 5 Kg anderes Fleisch. Bei einem typischen Asado müssen immer folgende Fleischarten vertreten sein: cerdo (Schwein), vaca (Rind), pollo (Hähnchen), chorizos (dicke Würste), morcilla (Blutwurst). Das Ganze wird erst einmal mit Tonnen von Salz übergossen bevor es auf den Grill kommt. Das viele Salz ist extrem wichtig für den genialen Geschmack später. Da gute Qualität seine Zeit braucht, musste das Fleisch gefühlte Stunden vor sich hingrillen. Zwischendurch hat uns Javier schon mal ein Stückchen Fleisch zum Probieren gegeben. Ich bin gestorben vor Genuss. Das Fleisch ist so unfassbar saftig und zart. Ein absolutes Paradies. Nach und nach wird dann immer etwas vom Grillen geholt, während der Rest gemütlich weiterbrät. Ich hab in meinem ganzen Leben noch nie so viel Fleisch an einem Abend gegessen. Die Beilage, der Salat beziehungsweise das Brot musste ich leider vernachlässigen, denn das Fleisch hat mich mehr gebraucht. Asadoessen ist wie eine riesige Zeremonie. Alles geht genau nach Ablauf. Zum Essen wird Fernet getrunken. Ein absolut ekliges Getränk. Das ist Coca-Cola mit dem Likör Fernet (noch stärker als Jägermeister) und Eiswürfeln. Das Getränk darf immer nur ein Profi zubereiten, meistens eine etwas ältere Person. Es kursieren auch immer nur ein bzw. höchstens zwei Fernet-Gläsern am Tisch, denn auch die Getränke werden brüderlich und schwesterlich geteilt. Ach ja bevor ich es vergesse, wie immer gab es und endlich viel Bier. Natürlich nur in 1 l Flaschen, damit man es schön mit seinem Sitznachbar zusammen trinken kann. Die Oma des Gastgebers ist dann irgendwann ins Bett gegangen, dafür haben sich dann mitten in der Nacht um 1:00 bzw. 2:00 Uhr andere Familiemitglieder wie Cousinen/Cousins und die Nachbarn dazugesellt. Da ein Junge sogar Geburtstag hatte gab es noch eine Torte, die war jedoch aus Eis, da man sonst bei der Hitze nichts anderes runterbekommt. Wir saßen bis um 3:00 Uhr nachts im Garten und haben uns bestens unterhalten. Dann sind aber ein paar müde geworden, weswegen wir uns dann ein Sammeltaxi bestellt haben, sonst hätte der Abend bestimmt noch ewig gedauert.

Also solltet ihr mal die besten Steaks der Welt verzehren wollen, dürft ihr die in Argentinien auf keinen Fall in einem Restaurant erwarten. Das ist nur verschwendetes Geld und Zeit. Die solltet ihr lieber darin investieren Argentinier kennen zu lernen, die euch zu sich nach Hause zum Asado einladen. Das ist natürlich etwas aufwändiger, aber auch dafür ein Erlebnis was man nicht mehr so schnell vergisst.