Um Punkt 9:30 Uhr ging es heute wieder zurück nach Alta Gracia. Meine Gastmutter und ihr Freund waren so nett uns mit dem Auto mitzunehmen, da sie übers Wochenende zu ihrer Schwester in die Berge fahren. Da liegt Alta Gracia zum Glück auf dem Weg. So konnten wir uns ein bisschen Geld sparen. Denn Mauricio meinte zu uns gestern noch, dass er nur eine Hin- und Rückfahrt bezahle und die hatten wir gestern schon verplempert. Es konnte leider nur noch Janne mitfahren und nicht die dritte Freiwillige Julliane, weil Anna-Lena auch mit nach Alta Gracia wollte und somit kein Platz mehr im Auto war. Anna-Lena musste aber nicht, so wie wir, am Abend arbeiten, sondern wollte nur mit uns drein ein bisschen Alta Gracia erkunden. Da war sie nämlich auch noch nicht. Wir sind an der Touristeninfo ausgestiegen, damit wir uns einen Stadtplan besorgen konnten. Leider haben wir gemerkt, dass wir noch ziemlich weit bis zum Hostel laufen mussten und es aber fast direkt vor der Tür auch eine  Touristinformation hat. Naja sol haben wir schonmal wenigstens ein bisschen was von der Stadt gesehen. Alta Gracia ist einfach viel größer als ich gedacht habe. Die Wohngegend ist total schön. Sie erinnert mich ein bisschen an manche Dörfer in Italien. Die Häuser sind alle sehr gepflegt, die Straßen sind mit den unterschiedlichsten Bäumen begrünt und von jedem Standpunkt aus sieht man die Sierras. Das historische Zentrum ist mit einem See in der Mitte der süßeste  Teil der Stadt. Dort steht auch die bekannte Kirche die wir morgen besichtigen wollen. Die Einkaufsmeile ist jedoch relativ hässlich, wie ein altes Industriegebiet.

Bis wir erst mal das Hostel gefunden haben sind schon Jahrhunderte vergangen. Denn es war nicht richtig ausgeschrieben, sondern sah aus wie ein stinkt normales Haus. Da wir es zuerst nicht gefunden haben bzw. bei der falschen Unterkunft gelandet sind, haben wir die Besitzerin angerufen, die dann ihren Sohn mit dem Pick-up geschickt hat, um uns aufzusammeln. Eigentlich was ganz gute, dass wir das Hostel nicht gefunden haben, denn so konnten wir prima auf der Ladefläche mitfahren. Leider war das Haus nicht so weit entfernt. Wir wollten schon fragen, ob er nicht noch einen Umweg fahren kann, da einfach zu schön auf der Ladefläche ist, aber wir haben es dann doch gelassen. Das Hostel sah mehr aus wie Airbnb. Es gab genau zwei Zimmer, zwei Bäder und eine Küche. Im “Hostel” war nur noch ein anderer Junge, aber nicht in unserem Zimmer. Bei uns standen fünf Betten, also wenn Anna-Lena doch noch hätte übernachten wollen, wäre das kein Problem gewesen. Da es aber so unfassbar heiß in diesem Raum war, der Ventilator an der Decke war absolut unnütze, haben wir gleich den Sohnemann nach einer guten Stelle an dem beliebten Fluss “La Serrenita” gefragt. Da wir in Argentinien sind und somit die Familie immer vorgeht, hat er uns den Familienbesitz, ein Campingplatz ziemlich weit flussaufwärts weiter empfohlen. Also sind wir zum Besitz “Uray Mayu” seiner Eltern mit dem Colectivo gefahren. Da wir aber Gäste der Familie sind, meinte er, dürften wir kostenlos zum Fluss runter. Bevor wir aber überhaupt dahin kamen, mussten wir über 1 1/2 Stunden auf den bescheuerten Bus warten. Eigentlich sollte er alle halbe Stunde kommen, aber mit den Zeiten haben die das hier nicht so ganz. Also warteten wir und warteten bis der Bus die Ehre hatte uns doch noch abzuholen. Da das Wetter so schön war, mussten wir erstmal im Stau stehen. Wieder 1 1/2 Stunden später kamen wir endlich an. Die lange Fahrt hatte sich aber definitiv gelohnt. Wie versprochen kamen wir kostenlos rein, und waren mal wieder perplex wie viele Argentinia beim Asado saßen. Der ganze Campingplatz war voller Fleisch. Wir sind extra an jedem Grillstand vorbei, aber leider hat uns keiner etwas angeboten. Es war kein einziger Toursit weit und breit, die Einheimischen Touristen jetzt ausgeschlossen. Also echt ein guter “Tipp” von dem Sohnemann. Wir sind dann aber erst noch mal ein bisschen am Fluss entlang gelaufen, da es am Camingplatz so zu ging wie im Schwimmbad. Nach einer Weile haben wir einen Platz gefunden, wo keine Menschenseele zu sehen war. Da wir aber keinen einigermaßen gemütlichen Platz im Schatten gefunden haben, haben uns einfach auf die Steine in der Sonne gesetzt. Sind dann aber gleich wieder aufgesprungen, da die so unfassbar heiß waren. Schnell haben wir uns umgezogen und sind ins Wasser gesprungen. Für die nächsten paar Stunden haben wir dann da gechillt und uns gesonnt, vielleicht auch ein bisschen zu viel. Wir mussten sie aber echt ein bisschen für unsere kommende harte Arbeit am Abend ausruhen. Julliane, die leider nicht mehr ins Auto gepasst hatte, sollte eigentlich auch zu diesem Campingplatz kommen, aber da wir kein Netz hatten wussten wir leider nicht wo sie steckte. Wir wussten nur, dass sie einmal die falsche Richtung gefahren ist. Kurz bevor wir dann wieder zurückfahren wollten, ist sie dann vor uns aufgetaucht. Ein Weltwunder, dass sie uns überhaupt gefunden hat. Ein Junge hat sie anscheinend in unsere Richtung geschickt. Er hat sie gefragt ob sie die anderen “alemanas” sucht. Im Nachhinein haben wir festgestellt, dass  der Typ genau der aus unserem Hostel ist. Was für ein Zufall. Naja eigentlich auch wieder nicht. Der wurde bestimmt auch gleich weiterempfohlen. Auf dem Rückweg mussten wir aber einfach wieder 1 1/2 Stunden auf den Bus warten. Warum kommen wir eigentlich immer zur falschen Zeit? Das lange Warten hatten wir nicht in unser Zeitmanagement mit eingerechnet. Wir sollten nämlich eigentlich um 18:00 Uhr am Festival sein, aber das klappte dann natürlich nicht. Also kamen wir ein kleines bisschen zu spät. Es war 1 Stunde. Also eigentlich pünktlich für die Argentinier. Nun ja Mauricio wollte trotzdem wissen warum wir so lange gebraucht haben. Wie gestern war heute das Prozedere gleich: T-Shirt wechseln, Teambesprechung, neue Mülleimer bekleben, Müllaufstechen. Uns hat er gestern ganz groß verkündet, dass wir heute “bombas de semilla”  machen. Das sind so kleine Erdkügelchen in denen Samen von dem in Argentinien sehr beliebte Johannisbrotbaum (“Algarrobo”) sind. Die hätten wir heute mit den Kindern “basteln” sollen. Aber es war natürlich mal wieder klar, dass Mauricio noch nicht die Erde besorgt hatte. Die war angeblich sehr besonders und musste erst bestellt werden. Ich wette, dass er und nur nicht sagen wollte, dass er die Erde noch nicht besorgt hatte. Deshalb wurden die “bombas de semilla” auf Sonntag “verschoben”. Jetzt kam noch so eine typische Mauricio Aktion. Gestern mussten wir ja zu jedem Stand, um nachzufragen, ob sie Öl oder Gemüseschalen verschwendeten. Der Zettel auf dem ich alles notiert hatte, war aber nicht mehr aufzufinden. Mauricio hatte ihn einfach verschlampt. Also mussten wir alles von vorne machen. Das nenne ich mal effiziente Arbeit. Wenigstens war der Kotzbrocken nicht da. Eine erfreuliche Nachricht. Später am Abend kam der noch Bürgermeister. Der wird hier verehrt wie Gott höchstpersönlich. Er hat Mauricio ganz erfreulich begrüßt und uns auch. Jeder hat einen Wangenkuss bekommen und dann wurde noch ein Bild mit uns für die Presse gemacht. Ich hätte es zu gerne, aber ich bin mir nicht so sicher, ob das Mauricio organisieren kann. Er hat es zwar versprochen, aber das ist wahrschnelich so wie mit dem Bombas.

Heute gab es keine Vouchers für uns, dass war aber eigentlich viel besser. So hat dann jeder nach langem Hin und Her 100 Pesos in die Hand bekommen, um sich was zu kaufen. Obwohl wir dieses Mal gar nicht zu dem selben Stand gemusst hätten, sind wir alle beim Mexikaner gelandet. Da es Janne nicht so gut ging, dürften wir sogar schon um 23.30 gehen. Zurück in unserem Zimmer war es einfach nur so unfassbar heiß. Leider hatten wir nur zwei Bettwäschen für uns drei. Deswegen hab ich eine mit Janne geteilt. Für eine Decke war es eh viel zu warm. Die Hitze war aber nicht das Schlimmste. Als ich gerade ins Bett gehen wollte, habe ich wie eine Kakerlake durchs Zimmer flitzten sehne. Einfach nur richtig widerlich. Schnell habe ich meine ganzen Sachen gepackt und in den Kleiderschrank geschmissen, damit die sich ja nicht in meinem Rucksack vermehrt. Solange sie aber unter dem Bett bleibt, kann ich mit ihr als Zimmergenossin leben.