“Quilotoa” – laut Reiseführer einer der besten Plätze Ecuadors. Quilotoa ist wie der Cuicocha, den ich am aller ersten Wochenende besichtigt habe, ein vulkanischer Krater gefühlt mit Wasser. Der Unterschied ist, dass die Lagune des Quilotoa smaragdgrün ist, im Gegensatz zu dem saphirblauen Cuicocha. Außerdem befinden sich im Quilotoa keine Kraterinseln. Trotzdem sollte er beeindruckender sein, liegt wahrscheinlich an der wunderschönen und eher ungewöhnlichen Wasserfarbe. Der einzige Nachteil an diesen Ort ist die etwas lange und komplizierte Anreise. Man kann auch vor Ort übernachten, ob Hostel oder Zelt, was sich meiner Meinung nach jedoch nur lohnt, wenn man die Wanderung am Kraterrand machen möchte. Ich hatte das aber nicht vor. Also reichte ein Tagesausflug.
Da Quito so viele Busterminals hat und weder im Internet noch in Reiseführern steht an welchen man am besten fahren sollte, um zu meinem Ziel zu gelangen, fragte ich wie immer den Taxifahrer. Quilotoa war so bekannt, dass jeder Einheimische mit dem Bus dorthin finden sollte. Eben so wie jeder Pariser weiß, wo der Eiffelturm steht. Tja, mein Taxifahrer war nicht mit ganz so viel Wissen ausgerüstet. Stadt in den Süden fuhr er mich ganz selbstbewusst zum Terminal “Ofelia” im Norden. Ich wunderte mich schon etwas da der Quilotoa im Süden von Quito liegt, aber ich sagte mal nichts, weil, wie gesagt, meine Geographiekenntnisse jetzt nicht so unglaublich ausgeprägt sind. Da verlasse ich mich mal lieber auf einen eigentlich Ortskundigen. Ich musste ganze sechs Dollar für die halbstündige Fahrt zahlen, um dann in Ofelia feststellen zu müssen, dass ich am komplett falschen Terminal war. Danke Herr Taxifahrer jetzt hatte ich nicht nur Geld, sondern auch noch Zeit verloren, denn vom richtigen Terminal aus sind es alleine schon 3 1/2 Stunden Fahrt. Jetzt war ich ganz umsonst so früh aufgestanden. Ich suchte mir dann wieder ein Taxi, dass mich zu einer Busstation bringen sollte, dessen Bus direkt zu dem südlichen Terminal “Quitumbe” fährt. Denn ein Taxi für $ 25 bis zu dem Bahnhof konnte ich mir echt nicht leisten. Da sind 25 Centavos schon besser. Jeder war die Buslinie angeblich direkt. Ich hätte dreimal in dem quitenischen Buschaos umsteigen müssen. Beim zweiten Bus wurde es mir jedoch zu doof und ich nahm mir ein Taxi. So langsam wie die Busse fuhren, würde ich erst um Mitternacht am Terminal, beziehungsweise später Quilotoa ankommen. Um 9:30 Uhr war ich endlich am richtigen Busterminal. Um zum Quilotoa zu kommen, musste ich erst zu dem 1 1/2 Stunden entfernten Ort “Latacunga”. Der Bus dafür fuhr zum Glück gleich ab. Nun konnte ich mal durchatmen ganz entspannt Musik hören. Ab Latacunga ging’s in einem anderen Bus weitere 2 Stunden bis zum Krater.
Ich konnte es nicht fassen, als ich endlich am Quilotoa ankam. Es war mittlerweile einfach schon 13:15 Uhr. Seit unfassbaren 6 Stunden war ich unterwegs. Echt bitter. Von der Bushaltestation musste ich durch den oben bereits erwähnten Miniort, ebenfalls genannt “Quilotoa” mit Restaurants, Cafés Souvenirläden und Hostels durchlaufen. Ich muss wirklich sagen vom Rand aus ist der Krater echt ziemlich beeindruckend. Dieses smaragdgrüne Wasser, besonders intensiv am “Ufer” ist wirklich wunderschön. Was mich aber am meisten überraschte, war der starke Wind. Also mich blies es fast weg. Hätte ich mich wohl mal lieber dicker eingepackt. In Quito war es so sonnig, dass ich nur top und Regenjacke dabei hatte. Sonst war mir auf den Ausflügen immer zu heiß und ausgerechnet jetzt gab es Windböen. Das ist aber anscheinend immer so am Quilotoa. Ich bin aber zum Glück nicht gestorben. Am Standardaussichtspunkt traf ich auf einen Chilenen der mit Zelt und weiteren Campingutensilien unterwegs war. Der hatte anscheinend vor hier eine Nacht zu verbringen. Im Morgengrauen soll das Licht am Quilotoa nämlich am schönsten sein. Das kann ich mir gut vorstellen, wenn die ersten Sonnenstrahlen sich im grünen Wasser spiegeln. Also machte seine Campingausrüstung schon Sinn. Aber ich hatte auch Glück mit dem Wetter und der Sicht. Der Himmel war so klar, dass ich ein paar umliegende Vulkane entdecken konnte. Der Chilene wollte mit mir den Pfad nach unten zum Wasser laufen. Das dauert ungefähr 30 Minuten, der Aufstieg dafür aber 2 Stunden. Man kann sich zwar Maultiere mieten, aber ich finde das kommt ein bisschen dekadent den Maultierbesitzern gegenüber rüber, die den ganzen Tag hoch und runter joggen. Da ich Knieprobleme habe, wollte ich jetzt nicht unbedingt nach unten und dann wieder so steil nach oben laufen. Außerdem wollte ich unbedingt zu dem Aussichtspunkt “Shalala”, der zu Fuß 45 Minuten am Kraterrand entlang, entfernt war. Beides hätte ich zeitliche nicht geschafft, denn der letzte Bus fur angeblich um 17:00 Uhr. Also musste ich mich entscheiden und ich war definitiv für den Shalala. Ich hatte einen Artikel darüber gelesen und das Foto von diesem Punkt aus hatte ich noch ganz genau im Gedächnis. Also wollte ich diesen Ort nicht verpassen. Ich war ja schon beim Cuicocha unten am Wasser. So viel anders würde es hier am Quilotoa auch nicht sein. Also musste ich leider den netten Chilenen alleine nach unten laufen lassen. Ich machte mich dafür auf den Weg zur Information, um nach dem Weg zu dem Shalala Aussichtspunkt zu fragen. Sie meinten, dass sie mich mit dem Auto hinbringen könnten, denn zweimal den gleichen Weg zu laufen sei langweilig. Der Mann mit dem ich gesprochen habe war anscheinend der Präsident dieses und ein paar anderer Dörfer. Also eine ganz ganz wichtige Person… Deswegne musste er auch gleich mit ins Taxi steigen und zum Shalala fahren. Der ganze Spaß kostete mich einfach zehn Dollar. Eine richtige Ausnutzerei. Der Weg dauerte einfach 30 Minuten, die Straße war extrem schlecht und wir mussten eine kleine Schleife fahren. Konnten ja schließlich nicht am Kraterrand entlangdüsen.
Shalala ist noch ziemlich neu und bietet eine unglaubliche Aussicht. Also die zehn Dollar haben sich wirklich gelohnt. Die Plattform ist aus wunderschönem Holz und Glas. Das tolle ist, dass man im Gegensatz zum Standardaussichtspunkt nicht nur oben am Kraterrand ist, sondern relativ nah am Wasser, denn der Krater macht hier eine kleine Absenkung. Von hier aus kann man das schöne Wasser noch viel besser bewundern. Außerdem gab es überhaupt keine Menschenmassen, denn diese Aussichtspunkt ist noch nicht so bekannt und auch, wie gesagt, etwas schwerer zu erreichen. Die meisten Leute laufen eben nur runter zur Lagune, wieder hoch und nach Hause. So bleibt meistens keine Zeit für den Shalala. Das Coverbild des Blogeintrags stammt übrigens auch von der neuen Glas-Holzplattform. Ich blieb dort ein Weilchen zum Entspannen. Hier fülte ich mich ein bisschen nach Italien zurückversetzt, mit dem Kiefernadelduft, Pinienkernen und den schönen Blumen links und rechts. Dann musste ich mich aber leider auch schon auf den Rückweg machen, denn sonst würde der Bus wohl ohne mich losgefahren. Okay, das ist er sowieso, aber das erzähle ich gleich.
Wie gesagt diesmal ging’s zu Fuß zurück und nicht mit dem Taxi. Der Weg war ganz einfach, so konnte ich mich beim besten Willen nicht verlaufen. Ich musste nur dem Pfad am Kraterrand entlangfolgen, bis ich wieder beim Standardaussichtspunkt rauskommen sollte. Nur irgendwie wäre es schlauer gewesen zuerst runterzulaufen und mit dem Taxi zurückzufahren, als eben anders herum. Denn nun musste ich alles bergauf laufen und das war gar nicht mal so unanstrengend. An einer Stelle musste ich sogar meine ausgeprägten Kletterkünste auspacken, sonst wär ich den Felsen ich nicht hoch gekommen. Ich war die einzige weit und breit die sich zu Fuß auf den Weg machte. Die anderen fuhren alle wieder ganz bequem im Auto zurück. Aber das war auch gar nicht so schlecht. So hatte ich wenigstens meine Ruhe und konnte die Landschaft genießen. Und ich muss wirklich sagen die kleine Wanderung hat sich wirklich gelohnt, denn vom Kraterrand aus gab es unheimlich tolle Punkte von denen ich nicht nur den Quilotoa selbst, sondern eben auch die die weite Landschaft mit den zahlreichen Vulkanen überblicken konnte. Das war von den beiden anderen Aussichtspunkten nicht ganz so möglich. Ziemlich am Ende des kleinen Wanderweges glaubte ich auf einem Felsen eine weitere Person zu entdecken. Aber umso näher ich kam, umso mehr stellte ich fest, dass es eine Vogelscheuche war oder irgendeine andere Figur. Schade, ich dachte hier genießt jemand stundenlang die Aussicht und leistet mir ein bisschen Gesellschaft, aber nein es war nur eine Holzpuppe.
Nach 1800 Fotos war ich endlich am Ziel. Natürlich dauerte der Weg 40 Minuten und nicht nur 25 wie die ganzen Ecuadorianer behauptet hatten. Also irgendwie haben die es nicht so mit der Zeiteinschätzung. Entweder der Pfad geht vieeeeel kürzer oder eben dreimal so lang. Mittlerweile war es 15:45 Uhr. Also perfekt denn ich wollte eigentlich den Bus um 16:00 Uhr nehmen und nicht erst um 17:00 Uhr, da mich noch in Quito eine Mondparty erwartete, heute war nämlich wie überall Vollmond.
Da der Bus jede Stunde fuhr, hätte das eigentlich kein Problem sein sollen. Aber als ich am Gatter ankam und einen Security-Mann fragte, wo denn der Bus sei, meinte dieser nur der letzte sei vor 2 Minuten abgefahren. War das jetzt echt sein Ernst? Ich hatte am Anfang extra gefragt, um wie viel Uhr der letzte Bus ging und da hieß es 17:00 Uhr und nicht 16:00 Uhr irgendwas. Toll wie sollte ich jetzt bitteschön zurück nach Quito kommen? Ich konnte ja schlecht ein Taxi bis nach Latacunga nehmen, da würde ich ja arm werden. Also fragte ich den Security-Mann was ich noch für Möglichkeiten hätte. Er meinte ich könne dem Bus hinterher laufen, der würde bestimmt anhalten. Da mir nichts anderes übrig blieb, sprintete ich durchs Feld, laut Security-Mann eine kleine Abkürzung. Aufgrund der Höhe, 3900 m, war ich schon nach 5 Minuten komplett am Ende. Dafür konnte ich den Bus sehen und winkte ganz wild mit meinen Armen ich glaub das war mehr Rumgefuchtel als Gewinke. Der Bus macht eine Vollbremsung und wartete auf mich. Gottseidank, wenn der Bus 200 m weiter gefahren wäre, dann hätte er gar nicht mehr anhalten müssen. Denn am Bus angekommen, war ich fix und fertig. Ich hatte die Höhe noch nie so stark gespürt wie hier. Okay, bis jetzt habe ich auch noch nicht versucht ein Wettrennen mit dem Bus zu gewinnen. Komplett außer Puste setzte ich mich in den Bus und atmete durch. Geschafft. Aber ich konnte meinen Augen nicht trauen, als schwups die wups der Chillen neben mir saß. Wo kam der denn jetzt her? Erzeigte mir ganz stolz seine Selfies an der Wasseroberfläche des Quilotoas und wollte dann meinen sehen. Er bereut es ein bisschen nich auch am Shalala gewesen zu sein, er hatte mir davor noch davon abgeraten. Aber seine Bilder waren ja mindestens genauso gut. Danach setzte er sich wieder zurück auf seinen Platz und ich war wieder alleine. Die Rückfahrt war leider genauso lang wie die Hinfahrt. Nur, dass ich diesmal zurück in Quito nicht erst zum falschen Haus fuhr wie heute morgen zum Terminal. Also war die Taxifahrt diesmal nicht ganz so nervenkostend. Aufgrund von Stau war ich erst um 20:30 Uhr Zuhause. Also echt eine Odyssee aber es hat sich definitiv gelohnt. Wenn ich jetzt nicht auf Galapagos nicht gewesen wäre, hätte ich den Reiseführern definitiv nur zustimmen können. Wenn das Wörtchen nur wenn nicht wäre…