Nun berichte ich mal wieder von meiner Arbeit. Da ich ja eine Sehnenscheidenentzündung an den Händen habe, ich weiß ich bin einfach nur ein Wrack, arbeite ich nicht mehr am Computer, sondern fahr nur noch auf die Kampagnen mit. Die restliche Zeit bin ich bei den abuelitos, also den Senioren, geh mit Ihnen spazieren, helfe ihnen beim Essen oder begleite sie bei externen Aktivitäten. Heute sind wir mal nicht in der Albergue geblieben. Alle 15 Tage fahren die nicht im Rollstuhl sitzenden Senioren zu der Hundeausbildungsschule der Polizei. So auch heute. Zum Glück hat keiner etwas dagegen, dass ich die Omis und Opi bei ihrem Ausflug begleitete. Im Norden von Quito befindet sich die “Terapia Asistida con Canes”. Das ist ein Teil der Hundeausbildungsschule. Nicht alle Hunde werden für Drogeneinsätze oder Naturkatastrophen eingesetzt. Manche dienen zur Therapie und Show wie die zwei Hunde mit denen sich die abuelitos beschäftigten. Die Fahrt zu dem Ausflugsziel war schon alleine an sich extrem amüsant, denn der Fahrer spielte sehr laute Volksmusik, um die ganzen Passagiere zu unterhalten. Es war total süß mit anzusehen wie einige anfingen zu klatschen und versuchten zu singen, die Mehrheit kann nicht sprechen, anscheinend erinnerte sie die Musik an ihre Jugend. Als wir ankamen und die Musik leiser gedreht wurde, kamen lauter Beschwerden von hinten. Manche klopft gegen die Fensterscheiben, andere quiekten oder kniffen ihren Nachbarn ins Bein.

Wir wurden schon ganz freudig von den Polizisten erwartet und machten auf einer Art Sportplatz ein paar Aufwärmübungen wie Arme in die Luft halten, von einem Fuß das Gewicht auf den anderen verlagern oder im Kreis drehen. Viel mehr können die alten abuelitos auch nicht mehr machen. Aber das reichte auch schon um ihre Motivation in Gang zu bringen.

Heute war auf dem Gelände ein ganz besonderer Tag, denn 16 Hunde wurden in den Ruhestand verabschiedet. Dafür sollte eine große Zeremonie abgehalten werden. Als wir ankamen war jedoch noch alles in Vorbereitung. Nach den paar Streckübungen sind wir in den Bereich gegangen, wo immer die Therapie zusammen mit den Hunden stattfinden. Dort stand ein kleines Häuschen mit Garten vornedran. Die abuelitos setzten sich in Pärchen auf den Rasen und bekamen einen Reifen zu zweit in die Hand gedrückt. Durch den sollte dann der kleine Hund “Lu” springen. Geradezu unfassbar niedlich. Komischerweise war seine Fell oben komplett glänzend rasiert und unten am Bauch jedoch total haarig. Aber das hab ich in Ecuador schon ziemlich oft gesehen, scheint sehr beliebt zu sein diese Hundefrisur. Die Opis und Omis waren ganz begeistert und klatschten freudig in die Hände. Lu sprang durch die Reifen, lief Männchen machend eine ziemlich lange Strecke geradeaus, kletterte auf den Hundetrainern hoch, machte auch dort oben schön brav Männchen und robbte wie ein Seelöwe durchs Gras. Ich durfte sogar auch einmal den Ring über meinen Kopf halten, so dass der kleine Hund durchspringen konnte.

Nach einer Weile bin ich dann jedoch mit dem Fahrer zusammen zur Verabschiedungszeremonie der Hunde gegangen. Ich konnte es echt nicht glauben, dass für 16 Hunde ein roter Teppich aufgerollt wurde, das Militär und die nationale Polizei und so unglaublich viele Zuschauer vor Ort waren. Ich weiß nicht, ob es bei uns auch so etwas gibt, aber auf jeden Fall fande ich die Geste ziemlich cool. Schließlich haben die Hunde zehn Jahre lang der Polizei gedient. Die Hymne wurde mit Live Musik gespielt, den Hunden wurde feierlichst das Polizeiletzchen abgezogen und über den roten Teppich zu ihren neuen Herrchen