Fragt man einen Ecuadorianer was für ihn die schönste Stadt Ecuadors ist, wird er höchstwahrscheinlich “Cuenca” antworten. Natürlich nachdem er erstmal seine Heimatstadt genannt hat. Ich kann der Mehrheit der Ecuadorianer nur zustimmen. 1999 wurde Cuenca von UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt. Die Stadt liegt ungefähr 8-10 Busfahrtstunden südlich von Quito, mitten in den Anden. Da ich jedoch nur ein Wochenende habe, um diesen Andenschatz, habe ich mich dazu entschlossen gestern Abend runter zu fliegen. Der Flughafen befindet sich mehr oder weniger mitten im historischen Stadtzentrum, weswegen ich nur zwei Dollar für das Taxi zu meinem Hostel zahlen musste. Also so billig ich bin ich ja noch nie von einem Flughafen mit Taxi weggekommen. Aufgrund der Lage des Flughafen ist Cuencas hinsichtlich der Gebäudehöhe sehr flach. Hohe Häuser würden das Landen und Starten nur erschweren.
Schon beim Hineinfahren in die Stadt blickt man auf die unglaublich schönen Kirchen (es gibt ganze 56, Cuenca ist die konservativste Stadt Ecuadors) und die alten Kolonialgebäude mit aus Eisen gefertigten Balkonen. Cuenca wird auch als “Die rote Stadt” bezeichnet, denn alle Dächer sind rot. Da Ziegel hier extrem teuer sind, malen viele Bewohner ihr anderweitig gebautes Dach einfach rot an. Hauptsache die Farbe stimmt.
Cuenca ist wirklich so viel schöner als Quito: ruhiger, sehr viel grünere Parkanlagen, weniger Verkehr und somit auch weniger Abgase. Quito ist halt einfach eine klassische Hauptstadt. Mein Hostel könnte nicht besser liegen, ich hab es nur 50 m bis zum “Parque Calderón”, der wichtigste Platz Cuencas. Meine Unterkunft liegt nicht nur gut, sondern ist auch noch wunderschön: ein altes Kolonialgebäude.
Da ich das frühe Aufstehen von meiner Arbeit gewohnt bin, hab ich es nicht geschafft so ewig auszuschlafen, weswegen ich schon ziemlich früh in den Straßen von Cuenca stand. Ich hatte mir auf meinem kleinen Stadtplan ein paar Sehenswürdigkeiten eingekringelt, die ich gerne sehen wollte. Es waren eigentlich nicht wirklich viele, denn ich wollte meinen Tag, nicht so wie immer, vollklatschen, sondern lieber die Stadt durch Bummeln erkunden. Denn meistens findet man die schönsten Sachen in dem man sich in einer Stadt “verirrt”.
Zuerst ging ich die wenigen Meter bis zum Hauptplatz auf dem mich auch schon gleich die große neue Kathedrale empfing. Die Kathedrale wurde 1880 erbaut und ist eine der größten Amerikas. Von außen sieht sie schon sehr imposant aus: drei Zwiebeltürme und zwei unvollständige, da der Komplex sonst zusammengefallen wäre. Innen drin kam ich jedoch aus dem Staunen nicht mehr heraus. Im Moment fällt mir wirklich keine hübschere Kirche, beziehungsweise Kathedrale ein. Ich finde sie schlägt sogar fast den Petersdom. Generell besteht sie aus Alabaster und Mamor (unter anderem pink), teilweise importiert aus Italien. Sie ist im romantischen und barocken Stil gehalten. Also diese Kirche ist so unglaublich herzlich und Wärme ausstrahlend, dass man hier wirklich bestimmt gerne in den Gottesdienst geht. Deswegen ist sie auch am Sonntag zur letzten Messe in der Stadt gerammelt voll, 2000-3000 Leute. Leider konnte ich nicht wirklich gute Fotos machen, denn es war Gottesdienst (aber kein abendlicher, also habe ich noch mehr in der Kathedrale gesehen als nur Menschen) und somit ist das Fotografieren verboten. Wieder draußen landete ich auf einmal auf dem Blumenmarkt. Leider gehe ich hier in Cuenca niemanden besuchen, somit lohnt es sich auch nicht Blumen zu kaufen. Von dort wanderte ich nur ein bisschen gegenüber, denn dort befindet sich die alte Kathedrale und gehört zu den ältesten Kirchen Lateinamerikas (1557). Die Geodesic Mission nutzte diesen Ort als Referenzpunkt für Ihre Messungen des Erdumfangs. Heute ist es nur noch ein Museum wirkt aber mehr wie eine Kulisse eines Theater. Die Wände sind mit Säulen bemalt und dort wo eigentlich der Altar hingehört, befindet sich nun eine Skulptur, eine Darstellung des letzten Abendmahls. Es gibt auch keine Holzbänke wie üblich in einer Kirche, sondern nur Theaterstühle. Also mich hätte es nicht gewundert, wenn gleich die Schauspieler auf die Bühne gekommen wären.
Am Ausgang des “Theaters” fuhren unendlich viele Taxis vorbei, wodurch ich prima zu dem Museum “Homero Ortega” kam. Das ist ziemlich in der Nähe vom Flughafen, da wollte ich jetzt nicht unbedingt hinlaufen. Dieses Museum zeigt den Prozess des berühmten Panama Huts und besitzt auch den weltberühmten anliegenden Store. Homero Ortega ist eine der traditionellsten und besten Firmen die Panama Hüte produzieren und exportieren. Ursprünglich wurde der Panama Hut in “Montecristi”, an der Küste Ecuadors, hergestellt und von dort zu den Arbeitern des Panama Kanals gesendet. Das weiße Material schützte nämlich unglaublich gut vor der prallenden Sonne. Da dies das erste Ereignis war an denen die Hüte in großen Zahlen exportiert wurden, brachten die Leute die Kopfbedeckung immer mit dem Panama Kanal in Verbindung. So bekam der Hut seinen Namen. Ecuador hat alles mögliche probiert, um den Namen zu ändern, damit jeder weiß, dass er aus Dcuaodr stammt und nicht Panama. Aber das hat leider nicht wirklich funktioniert. Außerdem hat UNESCO den Hut unter dem bisherigen Namen auch unter ihren Schutz gestellt, also ist es nun zu spät den Namen zu tauschen. Das Museum war ganz cool, vor allem da es nicht so unendlich groß war und nicht zu viele Details aufzeigte. Anschaulich wurde der Prozess, beziehungsweise die Herstellung der Hütte erklärt. Der Rundweg führte wie immer in einen Souvenir-Shop und in den bereits genannten, berühmten Hutladen. Dies war der aller erste des nun großen Hutexporteurs. Natürlich hat sich der Laden mit der Zeit verändert und ein bisschen modernisiert. Obwohl ich eigentlich nicht so gerne Kopfbedeckungen jeglicher Art in Shops aufsetze, Läusegefahr, konnte ich dort nicht widerstehen. Im Sortiment gibt es die klassischen Panamahüte von denen ich aber die Finger gelassen habe, weil ich wusste dass die mir sowieso nicht stehen und dann gibt es solche die aus der Zeit von Adrey Hepburn stammen könnten. Ich probiert alle an die ich finden konnte. Ich entdeckte sogar einen, der wirklich der eins zu eins in den Film “Breakfast at Tiffanys'” passen würde: weiß und schwarz mit breiter Krempe. Der hätte Adrey bestimmt prächtig gestanden. Da er aber ziemlich teuer war, entschied ich mich dagegen, was ich später ziemlich bereute und deswegen noch einmal zurück fuhr. Aber leider war der Laden zu. Samstags haben die Läden leider Gottes nicht so lange auf wie mir lieb wäre. Zum Glück gibt es aber auch noch eine Filiale in Quito. Der werde ich am Montag gleich mal einen Besuch abstatten.
Ziemlich in der Nähe des Hutexporteurs, gab es einen indigenen Markt über den ich ein bisschen schlenderte, Obst einkaufte und die schönen Häuser betrachtete. Von dort lief ich dann erstmal zum Hostel, um die Einkäufe abzuliefern. Denn ich wollte jetzt nicht unbedingt alles mit mir herumschleppen. Ich hatte sowieso nur meine Kamera dabei, sonst weder eine Tasche noch einen Rucksack. In Cuenca ist alles so dicht beieinander, dass ich jederzeit ins Hostel zurückkehren hätte können. Ohne schwere Last nahm ich mir mal wieder ein Taxi und fuhr zum Berg, beziehungsweise besser gesagt Hügel “Turi”. Der befindet sich im Süden der Stadt, auf der anderen Seite des Flusses “Tomebamba”. Cuenca ist von vier Flüssen umschlossen: Tarqui, Machangara, Yanuncay und Tomebamba. Davon ist jedoch der Letztere meiner Meinung nach der schönste. Die Uferseite wird auch “Barranco” genannt an der sich ein wunderschönes altes Haus, Museen und eine sehr hübsche Kirche befinden. Außerdem dient der Fluss als Grenze zwischen der historischen und modernen Stadt. Oben auf dem Hügel hat man einen genialen Blick über das flache Cuenca und kann sich in Cafés ein bisschen ausruhen. Ich hab das dort aber nicht gemacht, da ich die Cafés sehr touristisch fand und somit meinen Cappuccino lieber unten im historischen Zentrum genieße. Das Schönste an dem Hügel ist jedoch nicht die Aussicht, sondern das Haus und Atelier des international renommierten ecuadorianischen Künstlers “Eduardo Vega”. Hier kann man seine Keramiken von Tassen, Wandfließen, Vasen, und Tellern bewundern und teilweise kaufen. Wenn man auch oben auf dem Hügel noch nicht genug von der Aussicht hatte, kann man sie auch noch von seinem Haus aus genießen. Ich bekam sogar selbst die Ehre mit dem Künstler und fragte natürlich gleich nach einem Autogramm und Foto. Eduardo Vega ist ein ganz herzlicher, lieber alter Mann und seine Kunstwerke sind wirklich wunderschön, weswegen ich auch etwas gekauft habe. Was genau sage ich jetzt nicht, denn es ist für meine Eltern. Mum und Dad falls ihr das hier lest, könnt ihr schon mal überlegen was die Südamerikabox komplett machen würde.
Ganz zufrieden machte ich mich wieder auf den Rückweg ins historische Stadtzentrum und zurück in mein Hostel, wo ich erstmal die zerbrechliche Keramik ablieferte. Zum Glück wurde es extrem gut eingepackt, so dass sie hoffentlich heil in München ankommt.
Das Letzte was ich wirklich noch von Cuenca sehen wollte, war das Museum “Pumapungo”. Das befindet sich in dem gleichnamigen Viertel das als erstes als Inkacity entwickelt wurde (unter dem heutigen Cuenca liegt die alte Inka Stadt). Dementsprechend sind dort auch Ruinen der alten Kultur vorzufinden. Das Museum ist eigentlich sehr für den zweiten Stock mit seiner Ausstellung über die verschiedenen indigenen Kulturen Ecuadors bekannt, der war nur leider aufgrund von Instandhaltung geschlossen. Dafür gab es eine moderne Austellung genannt “Terapia Ecológica” (= ökologische Therapie), in der sich eine Künstlerin mit der Wiederverwendung der Natur auseinandergesetzt hat. So hat sie zum Beispiel aus Baumstammdepositen Baumstücke mitgenommen und diese mit Bildern aus der Natur bemalt. Dadurch hat sie dem Stück Holz wieder ein bisschen Leben eingehaucht. Ich finde die die Idee ziemlich cool und die fertigen “Kunstwerke” sahen auch echt toll aus. Es gab noch ein paar weitere Ausstellungen die jedoch weniger interessant waren.
Da das Museum an der “Calle Larga” die am wunderschön Fluss Tomabamba entlang geht, liegt, und sehr viele Cafés beherbergt, habe mich gleich in eins gesetzt. Von dem Rumgelaufe musste ich mich jetzt erstmal erholen. Im Café fing auch langsam an mein Magen zu knurren, weswegen ich mich auf den Weg machte etwas essbares zu finden. In dem Café hätte ich auch wunderbar essen können, aber die Gerichte waren mir dann doch einen Tick zu teuer. Am Hauptplatz an der neuen Kathedrale hab ich jedoch ganz schnell etwas gefunden. Schön billig und lecker ecuadorianisch. Also perfekt.
Zurück im Hostel wartete ich darauf, dass die Dunkelheit anbrach, denn ich wollte nochmal zu dem Fluss Tomebamba und dem Viertel Barranco. Denn ich hatte eine Postkarte gekauft auf der dieses eine wunderschöne alte Gebäude mit dem Fluss zu sehen war und das Ganze bei Nacht beleuchtet. Das wollte ich auch unbedingt so fotografieren. Aber erstmal haben ist die Taxifahrer, ich hatte zwei, nicht geschafft diese Stelle zu finden, bis ich mich schließlich selber auf die Suche machte und sie da wenige Minuten später gefunden habe. Aber leider war überhaupt nichts beleuchtet. Mal wieder typisch. Für schöne Postkarten wird der Aufwand gemacht alles schön in Lichtermeer zu setzten, aber wenn ich das Ganze genauso fotografieren will, ist Alles mal wieder stinknormal.