Mit Ausschlafen ist hier nicht so ganz. Denn Frühstück gibt es nur von 7:00 – 8:00 Uhr. Ich war aber sowieso schon um 6:00 Uhr wach, denn gestern Nacht bin ich schon zu einer Kinderzeit ins Bett gefallen. Diese ganze Meeresluft macht mich anscheinend fertig. So habe ich es geschafft schon um 8:00 Uhr morgens am Eingangstor der “Tortuga Bay” zu sein. Die ist total nah von meinem Hostel, also hätte ich eigentlich das Fahrrad nehmen können, aber bei meinen weiteren Plänen hätte mich das Fahrrad nur gestört. Am Gatter angekommen, musste ich mich einschreiben, damit die Besucherzahl kontrolliert werden kann. Vor mir haben sich erst wenige Leute eingetragen was ganz gut war, denn so platzte der Strand noch nicht aus allen Nähten.

Also ich glaube einen schöneren Strand werde ich auf den Galapagos Inseln nicht mehr so schnell wiederfinden. Der Sand ist so schneeweiß, ohne jegliche Unreinheiten wie Muschelreste. Obwohl die Bucht laut Namen die der Schuldkröten ist, sind nur relativ selten diese Tiere vor Ort. Zu meiner Uhrzeit habe ich leider keine einzige gesehen. Wenn ich jedoch welche entdeckt hätte, dann wäre es eins zu eins wie bei “Pippi Langstrumpf und die Piraten” gewesen. Wer sich vielleicht nicht an den Film erinnern kann: dieser schöne weiße Strand mit den zahlreichen Baby-Schildkröten. Also hier sah es einfach genauso aus. Ich hätte mich nicht gewundert, wenn ein Piratenschiff um die Ecke gebogen wäre.

Um dort jedoch erstmal hinzugelangen, ist es nötig ein 2,5 km langen gepflasterten Weg südwestlich von Puerto Ayora entlang zu gehen. Im zügigen Tempo dauert das ungefähr 20 Minuten. Der Weg ist auch wunderschön mitten durch die Natur mit Kakteen und den typischen “Scalesia” Bäumen links und rechts. Ich musste jedoch immer extrem auf den Boden schauen, denn sonst hätte ich die zahlreichen Eidechsen noch zu Tode getreten. Endlich am Strand angekommen, bin ich die Tortuga Bay abgelaufen. Nach so circa 15 Minuten erreichte ich das Ende der Bucht. Dort wartete das absolut Beste auf mich: riesige Marine Leguane. Wenn man sich diese anschaut, fühlt man sich wie in die Zeit von Drachen und Dinosaurier zurückversetzt. Natürlich nur unter der Voraussetzung, dass wir annehmen, dass Drachen einmal existiert haben. Da sich diese Tiere überhaupt nicht bewegen, hab ich sie erst mal für Steine gehalten bis einer Wasser durch die Gegend gespuckt hat. So werden die Leguane das ganze Salzwasser das sie während ihres Unterwassergangs geschluckt haben wieder los. Diese nur auf den Galapagos lebenden Leguane haben überhaupt keine Angst vor Menschen, weswegen ich sie von ganz nah fotografieren konnte. Natürlich ist anfassen strengstens verboten.

In der Tortuga Bay selber schwimmen generell nur sehr wenige Leute, aufgrund der hohen Wellen, deswegen gibt es auf der Rückseite der Bucht den “Playa Mansa” mit einer malerischen Mangrovenlagune. Dort breitete ich erstmal mein Handtuch aus und sonnte mich. Obwohl es noch extrem früh war, empfand ich die Sonneneinstrahlung schon als extrem intensiv, so dass ich nach nur einer halben Stunde ins Wasser flüchten musste. Normalerweise kann ich ja kaltes Wasser alles andere als ab, aber irgendwie kam mir der Pazifik gar nicht so kalt vor. Wahrscheinlich lag es daran, das sich ich mich in einer Lagune und nicht im offenen Meer befand. Irgendwie schaffte ich es, wieder zurück am Strand, für ganze 2 Stunden einzuschlafen. Das Ergebnis davon sehe ich jetzt: ich bin komplett rot von Kopf bis Fuß. Aber das war ja klar. Statt dass ich braun werde bin ich ein Krebs. Als sich dann Mittag immer weiter nährerte, machte ich mich wieder auf den Rückweg, denn um 12:00 Uhr wollte mich der Taxifahrer von gestern am Ausgangspunkt von der Tortuga Bay abholen. Er würde mich zu verschiedenen Orten im Norden der Insel fahren, so sparte ich mir eine extrem teure Tour.

Unser erster Stopp waren die Zwillingskrater “Los Gemelos” , 5 km hinter “Santa Rosa”. Es sind keine Vulkankrater, sondern eingefallene Magmalöcher. Die beiden Zwillinge sind umgeben von Scalesia Wald. Auch schwirrten unheimlich viele Finke um mich herum. Da die Krater so zugewachsen sind, wirken sie wie von einer anderen Welt kommend.

Wieder zurück im Auto ging’s weiter zu den Lavatunneln. Sie sind nur wenige Meter von dem Dorf Santa Rosa entfernt. Die Lavatunnel wurden durch das Verfestigen der äußeren Haut der Lavaströmen geschaffen. Das noch flüssige Lava floss weiter und lies die Tunnel übrig. In dieser Gegend gibt es einige von diesen Lavatunneln. Den, den ich besichtigt habe, war ganze 400 m lang und an einer Stelle war ich dazu gezwungen auf dem Bauch unter dem Gestein durchzukrabbeln. Aber zum Glück gab elektrische Lichter da unten, sonst hätte ich mich ohne Taschenlampe definitiv nicht zurecht gefunden.

Von dort waren es nur noch wenige Meter bis zum “El Chato Reserva de Tortugas Gigantes”. Hier werden die Riesenschildkröten in der Wildnis beschützt. Es gibt verschiedene Schildkröten Center die sich um die Verpflegung der ab und zu mal vorbeischauenden Schildkröten kümmern. Ich war bei dem “Rancho Primicias” und anscheinend hatte ich extrem viel Glück denn ein Guide erzählte mir, dass heute sehr viele Schildkröten in der Gegend herum laufen würden. Und es war tatsächlich so, in dem hohen Gras wäre ich fast über die Riesenschildkröten gestolpert, und die sind ja jetzt echt nicht klein. Wenn die zwischendurch nicht gefaucht hätten, wären sie mir überhaupt nicht aufgefallen. Eigentlich heißt es immer 2 m Abstand halten, aber hier galten ganze 6 m da sich sonst die Schildkröten extrem erschrecken. Alle hatten eine rot verschmiertes Maul. Die hatten beim Früchteessen wohl ein bisschen gekleckert. Fotos mit den Schildkröten zu machen, war nicht wirklich leicht, denn entweder man war zu weit weg oder sie bewegten sich einfach zu stark. Der Guide der mich auf die 6 m Abstand hingewiesen hat, war ein super Vorbild. Weil er unbedingt ein geniales Gruppenfoto von seinen amerikanischen Klienten haben wollte, ist er bis auf eine Handbreite entfernt an die Schildkröten rangegangen. Also begeistert waren die Tiere von seiner Aktion bestimmt nicht. Aber erstmal große Predigen halten.

Schildkröten sind zwar langsam, aber eigentlich sind sie alles andere als das. Wenn ich nur 1 Minute mal nicht hingeschaut habe, waren sie schwupps die wupps im Wasser verschwunden oder in irgendeiner anderen Ecke. Richtig lustig waren jedoch die Schildkrötenpanzer am Ende von dem Trail. Die Panzer waren einfach nur so unfassbar groß, dass ich ohne Probleme in sie hineinkriechen konnte. Also bequem ist es drinnen schon, vielleicht ein bisschen hart, aber trotzdem bequem. Ich konnte meinen Augen aber nicht trauen, als ich plötzlich das niederländische Pärchen von der Jeep-Tour nach Salar de Uyuni vor mir stehen sah. Das war einfach nur unmöglich. Wie konnten die genau zur gleichen Zeit auf den Galapagos Inseln und genau bei der gleichen Ranch sein. Ich konnte es einfach nicht fassen. Die Welt ist echt klein. Ich freute mich riesig die beiden wieder zu sehen, denn ich wollte zu gerne wissen, ob sie hier eine Kreuzfahrt machten oder nicht. Denn für sie waren die Galapagos Inseln auch das Highlight ihrer langen langen Reise. Ich hatte leider nicht ihre Handynummer, weswegen ich sie nicht danach fragen konnte, und diese Frage beschäftigte mich schon ewig. Ich weiß das klingt jetzt ein bisschen eigenartig, aber ich wollte das unbedingt wissen. Aber jetzt konnte ich sie einfach stellen. Endlich würde ich wieder am Abend Schlaf abbekommen. Und nein sie haben keine Kreuzfahrt gemacht, sondern sind so wie ich auf eigene Faust auf verschiedene Inseln.

Nachdem wir uns ausgiebigst über unsere vergangene Zeit unterhalten haben, ging es für mich wieder zurück zum Hostel. Jetzt war ich auch echt fertig. Am Abend bin ich wieder mit dem Fahrrad ins Zentrum gestrampelt und hab in der “Calle de Kiosco”, so wird sie informell genannt, einen riesigen Meeresfrüchte-Teller gegessen. In dieser Straße verkaufen alle Fischer ihren täglichen Fang. Dementsprechend frisch und lecker ist die Ware. Und dazu noch der billigste Ort in ganz Puerto Ayora. Also hier kann man sich die Meeresfrüchte echt mit gutem Gewissen schmecken lassen.