Mein erster Praktikumstag. Um 10:00 Uhr hat mich der Tobi lieberweise in meiner Wohnung abgeholt. Denn alleine hätte ich den Weg noch ganz bestimmt nicht zur “Albergue San Juan de Dios” gefunden. Zum Glück fährt ein weiterer Bus der in Richtung Praktikumsort fährt auch direkt vor meiner Haustüre ab. Mal wieder gab es Stau. Wir mussten auch mitten durchs Centro Histórico. Also echt kein Wunder. So waren wir dann nach ungefähr 45 Minuten an der Aussteigebushaltestelle. Ich hoffe, dass das ein bisschen früher am Morgen nicht ganz so schlimm ist. Von dort sind wir dann noch circa 5 Minuten den Berg nach oben und rechts eine Straße entlang laufen bis wir bei der Albergue ankamen. Das ist ein richtig großes Gebäude mit Security und massiven Absperrtoren. Das sah ganz schön professionell aus hier. Kurz vor dem Eingangstor kackte mich aber eine Taube an. Vielen Dank dafür. Jetzt hatte ich die ganze Scheiße in meinem Haar und auf der Jacke. Da ich jetzt aber nicht schnell nach Hause sprinten konnte, um mich umzuziehen, beziehungsweise meine Haare aus zu waschen, musste ich jetzt wohl oder übel mit verkacktem Haar ins Gebäude. Dafür wurde ich ganz lieb vom Bruder Francisco empfangen. Er ist der Koordinator und Chef von der Albergue. Eigentlich wollte er kurz mit mir über den Ablauf meines Praktikums sprechen, aber dann schlug es leider 11:00 Uhr. Das heißt Gebetszeit hier. Also sind Francisco, Tobi, ich und drei weitere Personen aus dem Büro mit in die mini Kirche im Keller gegangen. Dort wurde nur kurz eine Stelle aus der Bibel vorgelesen und eine Schweigezeit von 5 Minuten eingelegt. Da der Bruder Francisco aber letzte Woche Geburtstag hatte, kam eine alte Frau in weißer Schürze und Zettel in der Hand angelaufen. Sie stellte sich nach vorne und begann ganz euphorisch ein paar Zeilen für den Pater vorzulesen. Danach wurde noch ein Happy Birthday auf Spanisch gesungen und die Gebetsstunde war vorbei. Also wanderten wir wieder nach oben zurück ins Büro, um nun über das Praktikum zu reden. Aber nein, kaum hatte ich den Raum betreten, wurde schon der nächste Gebetszettel ausgepackt. Also von hier könnte ich gleich direkt ins Frauenkloter gehen. Das viele Beten wäre ich ja schon gewohnt.

Erstmal bekam ich aber ein paar Filmchen über die Albergue und den Heiligen San Juan De Dios gezeigt. Die hatte ich zwar schon Zuhause gesehen, da mir der liebe Francisco schon eine DVD zugeschickt hatte, aber ich schaute sie mir gerne noch mal an. War ja schon eine Weile her. Also die Albergue San Juan de Dios ist eine Brudergemeinschaftdie sich um Obdachlose und Behinderte kümmert. Sie bietet ihen einen Schlafplatz und drei Mahlzeiten pro Tag.die Personen die sich aus Platzgründen nicht aufnehmen können, versorgen sie anderweitig. So findet man dort jede Altersklasse von Babies bis hin zu Senioren.

Dann ging Francisco zu meinen Aufgabenbereichen über und ich freute mich riesig über diese, denn im Gegensatz zu Argentinien darf ich richtig Hand anlegen und meine Ideen einbringen. Ich war allgemein am Anfang schon total überrascht wie professionell diese Ordensgemeinschaft arbeitet. Sie hatten die verschiedensten Kampagnen geschaltet, Flyer gestaltet und schon fleißig Mitglieder gesammelt. Ich freute mich jedoch sehr, als sie mir das Fundraising komplett in die Hände geben wollten. Endlich werde ich mehr herausgefordert und bekomme Verantwortung. In Argentinien war ich die typische Praktikantin was aber auch gut war, weil ich so sehr viel dazu gelernt habe, was ich jetzt versuchen werde anzuwenden. Die Albergue erwartet, dass ich Vorträge halte, beziehungsweise den Text für alle anderen Vortragende schreibe, Telemarketing mache, die Facebook Seite auf Vordermann halte und als Facer arbeite. Ganz schön viele Aufgabenbereiche, aber da hab ich wenigstens etwas zu tun. Sie waren alle so süß, putzig und begeistert, dass ich mir so vorkam als ob ich schon studiert hätte, obwohl die bestimmt mehr als ich über die ganze Sache wissen. Mal gespannt wie das Ganze so wird. Aber bis jetzt finde ich es klasse. Ich durfte mir auch meine Arbeitszeiten aussuchen. Ich finde 5 Stunden pro Tag ganz praktisch. So kann ich wenigstens noch etwas mit dem Nachmittag anfangen. Also werde ich morgen um 8:00 Uhr auf der Matte stehen. Fabricio  einer aus dem Büro war total lieb und fuhr mich mit dem Auto nach Hause. Grund dafür war vor allem, dass die Albergue in einem nicht ganz so ungefährlichen Viertel liegt. Das heißt alleine rumlaufen ist eigentlich nicht erlaubt, beziehungsweise nicht gerne gesehen. Aber ich glaube solange ich meine Augen offen halten, sollte ich den Hin- und Rückweg immer relativ gut überstehen.