Wie prädestiniert für einen geplanten Museumstag weinte die Mutter Erde unerbittlich heute morgen auf Cusco nieder. So hatten wir wenigstens kein schlechtes Gewissen uns im Inneren aufzuhalten. Unser erster Stopp war der “Konvent Santo Domingo”, beziehungsweise Tempelbezirk “Qoricancha”. Der Konvent steht auf den Überresten des Sonnentempels, dem Qorincancha (Quechua: “goldener Hof”). Er war der wichtigste und prächtigste Inkatempel des großen Reichs. Heutzutage sind jedoch nur noch die massiven Grundmauern erhalten. Leider konnte er trotz der guten Bauweise der Zerstörung der Konquistadoren nicht standhalten. Den Spaniern diente der Sonnentempel lediglich als Fundament für die Kirche und Konvent Santo Domingo. Als Pizarro in der Stadt Cusco ankam “erbte” er den Inkatempel und übergab ihn den Dominikanern, der erste Orden der sich in Cusco 1534 zur Evangelisierung der Bevölkerung niederließ. Davor wurden jedoch alle Edelmetalle geplündert. Laut dem bekannten peruanischen Schriftsteller “Garcilaso de la Vega” war der Qorincancha mit 700 Goldplatten und Unmengen von Edelsteinen geschmückt. Die Dominikaner bepinselten die Inkamauern mit katholischen Reliefs und integrierten die indigene Architektur in ihren neuen Konvent. Der Qorincancha war der heiligste Ort an dem die Inka Hochzeiten, Krönungen, Bestattungen und andere nationale Festivitäten feierten. In verschiedenen Tempeln innerhalb des Sonnentempels wurde der Sonnengott “Inti”, Gottheiten des Mondes, der Sterne, des Regenbogens oder des Donners verehrt. Im Jahre 1650 und 1950 erlitt die Anlage aufgrund schwerer Erdbeben gravierende Schädigungen. Hier zeigte sich nun die außergewöhnliche Steinmetzkunst und Meisterleistung der Inka. Denn die heute noch 2,5 m hohen Steinmauern brachen trotz des schweren Erdbebens nicht zusammen. Jedoch besitzen sie nicht mehr die ehemalige Höhe von 6 m. Wie bei allen Tempeln wurde für den Qorincamcha ebenfalls Stein auf Stein leicht schräg gesetzt, um Erderschütterungen Widerstand zu leisten. Es ist echt unglaublich zu sehen wie die architektonisch Meisterleistung der Inka in den kolonialen Konvent Santo Domingo integriert wurde.
Im zweiten Stock wurde der Künstler “Carlos Olivera” ausgestellt. Seine Skulpturen aus Bronze waren echt unglaublich, aber auch etwas schreckhaft. Also wir beide würden uns so eine jetzt nicht unbedingt ins Wohnzimmer stellen, in den Garten vielleicht schon eher. Die zwei besten Kunstwerke hingen jedoch im Erdgeschoss. Beide stammen von dem Cusco Künstler “Miguel Araoz Cartagena”. Das erste stellte das “Seqe System” von Cusco da. Hier geht es um die Anordung von heiligen Plätzen des Inkareichs mit Cusco, der Inkahauptstadt, als Zentrum. Das zweite Gemälde handelte von der Milchstraße in der Astronomie der Inka. Sie haben sich nicht die Sterne angeschaut, sondern schwarze Flecken die sich auf dem weißen Hintergrund der Milchstraße abheben. Die dunklen Flecken bilden dann verschiedene Formen wie zum Beispiel ein Lama, ein Baby Lama, ein Rebhuhn, eine Schlange, ein Hirte, ein Fuchs und eine Kröte. Das aber wirklich bewundernswert an diesem Kunstwerk ist jedoch die Art und Weise wie es gezeichnet wurde. Es leuchtet einem so stark entgegen, dass man wie gefesselt davor stehen bleiben muss. Also wir uns endlich losreißen konnten, sind wir in das anliegende unterirdische Museum von Qorincancha gegangen. Also dieses Museum hätten wir uns echt sparen können. Es war nur so schön in unserem noch gültigen Boleto Turístico enthalten. Es war genau so wie man sich ein peruanisches Museum vorstellt: verstaubt, schmutzige Vitrinen, chaotische und unübersichtliche Erklärungsplakate, sowie nicht sehr viel lichtspendende Glühbirnen an der Decke. Zum Glück besaß dieser verstaubte Kerker nur fünf mini Seele. Dementsprechend schnell waren wir wieder an der frischen Luft und am Tageslicht.
Von dort spazierten wir zu einem der besten Restaurants in dem wir bisher waren. Das Essensparadies heißt “Jack’s” und ist vor allem ein Frühstücksparadies. Egal welcher Teller aus der Küche kam, ich hätte alle gleich am liebsten an unserem Tisch rüberbestellt. Man kann nun aber leider nicht alles essen. Gut gestärkt ging’s weiter in das zweite Museum genannt “Museo Histórico Regional”. Ich kann schon im Voraus sagen, dass das Museum sehr empfehlenswert ist. Auch, wenn es zu Beginn etwas chaotisch wirkte. Denn im ersten Saal wurden wir mit der Entstehung der Erde und den ersten Menschen in Südamerika, beziehungsweise Peru konfrontiert, während es dann im ersten Stock auf einmal um die spanische Eroberung, dann plötzlich das peruanische Essen und dem “Pisco Sour”, das peruanische Nationalgetränk, ging und im nächsten Saal die Evangelisierung der indigenen Bevölkerung thematisiert wurde. Apropos Essen. Die peruanische Küche ist bis jetzt wirklich mit Abstand die vielfältigste und somit beste in Südamerika. Es gibt unheimlich viele traditionelle Gerichte, die man kaum schafft alle durchzuprobieren. Nur eine Sache an die man sich wirklich gewöhnen muss, sind die starken Gewürze. Wenn man die noch nicht so ganz gewöhnt ist, sollte man erstmal Abstand davon nehmen, beziehungsweise das Ganze nicht überstürzen.
Das Museumsgebäude war der ehemalige Wohnsitz des bereits erwähnten Authors Garcilaso de la Vega. Er hat übrigens “Comentarios Reales” geschrieben, vielleicht sagt dieses geschichtsbuch Buch jemanden von euch etwas. Dieses Museum war zum Glück alles andere als der staubig, es gab sogar kleine Filmausschnitte die das ganze Geschehen noch besser visualisierten.
Den restlichen Tag lang machten wir nicht mehr viel. Die einzig große Sache war der Kauf von vier Lama-Pullis. Da Janni ja leider schon diesen Sonntag ihre Heimreise beginnt, muss sie natürlich die berüchtigten Lama-Pullis für ihre Familie mitbringen. Bis wir dann mal die richtigen bei “Asunta”, einem sehr empfehlenswerten billig Kaufparadies, im Chaos gefunden hatten, war es schon dunkel. Mal gespannt wie wir das schaffen die gut in den, schon gerammelt vollen, Rucksack zu stopfen. Notfalls müssen die eben in drei Schichten angezogen werden. Ich kaufte auch mal wieder einen. Bei diesen vielen Modellen kann man einfach nicht widerstehen. Und bei 6€ kann man jetzt auch wirklich nicht so viel falsch machen.
Spät am Abend trafen wir noch eine Freundin von Janina, die sie in ihrem Sprachkurs kennen gelernt hatte, zum Essen. Es war ein sehr lustiger Abend, auch wenn wir gefühlte Jahrhunderte auf unser Essen warten mussten. Dafür war es super lecker.