Mal wieder ein reiner Reisetag. Um 8:00 Uhr morgens fuhr unser Bus nach “Arequipa” ab. Wir hatten nun eine sechs- bis siebenstündige Fahrt vor uns. Mit Kopfhörern, unseren neuen Büchern, Reiseführern und Handy im Handgepäck setzten wir uns mal wieder in die erste Reihe mit einer riesigen Fensterscheiben vor uns. Gott sei Dank haben wir unsere Tickets schon im Voraus gebucht gehabt, sonst hätten wir bestimmt nicht mehr diesen Hammerplatz bekommen. Leider wurde er uns auch ein bisschen zum Verhängnis. Wir hatten jetzt zwar eine geniale Sicht nach draußen, aber dafür waren wir extrem der Sonne ausgesetzt. Janni flüchtete schon eine Reihe nach hinten in den Schatten. Das aber auch nur für wenige Minuten, denn kaum waren wir in den nächstgrößeren Stadt stiegen die nächsten Passagiere ein die natürlich genau diesen Sitzplatz gebucht hatten. Also kam sie wieder zu mir zurückgeklettert. So brieten wir über 6 Stunden lang in der Sonne vor uns hin. Leider war die Fahrt auch nicht ganz so entspannt wie erhofft. Denn schon nach 1 Stunde fühlten sich Janni und ich uns in eine Moschee zurückversetzt. Hinter uns ertönte eine Stimme aus einem Mikrofon. Verwirrt drehten wir uns um. Oh Gott. Da stand einfach ein Typ der versuchte irgendwelche Heilmittel an den Mann zu bringen. Das wäre ja okay gewesen, wenn das Ganze vielleicht nur 15 Minuten gedauert hätte. Aber nein, wie immer plärrte er über 2 Stunden lang in das Mikro hinein und versuchte Werbung für seine komischen Produkte zu machen. Die funktionieren doch sowieso nicht. Wir beide konnten einfach nicht verstehen wie ein paar ältere Frauen auf diesen Tölpel hinfielen. Sie hörten nicht nur zu, sondern kaufen schlussendlich auch noch etwas von ihm. Okay, die hatten vielleicht auch keinen Reiseführer über Peru und Bolivien gelesen. Dort steht nämlich ganz oben an erster Stelle, dass man auf keinen Fall auf solche Schwindler hineinfallen sollte. Aber egal, es war nicht unser Geld sondern ihres. Eine Frau kaufte einfach ein Pulver gegen angeblich alle Krankheiten auf der Welt. Also ein Allesheiler. So etwas hätte ich auch gerne. Wir beide waren dermaßen genervt, dass wir uns extra laut unterhielten, um ihn ein bisschen bei seinem Gerede zu stören. Das half jedoch alles nichts. Er wollte einfach nicht gehen. Die Frechheit war aber, dass alle im Bus Produkte zum Probieren bekamen nur wir beide nicht. Mal abgesehen davon, dass wir die eh nicht wollten, war das schon etwas dreist. Wahrscheinlich hatte er doch gemerkt, dass wir nicht so große Fans von seiner Anwesenheit waren. Wie gesagt nach ungefähr 120 Minuten verließ er endlich den Bus und gab uns wieder die angenehme Stille zurück. Das war jedoch nicht nur die einzig Störung unserer eigentlich gemütlichen Fahrt. Obwohl wir nur innerhalb von Peru herumfuhren, mussten wir kurz vor dem Departamento Arequipa alle aus dem Bus aussteigen und unsere Rucksäcke (zum Glück nur das Handgepäck) von Sicherheitsbeamten durchchecken lassen. Sie suchten nach Früchten und Gemüse. Denn die durfte man angeblich nicht nach Arequipa  einführen. Auf meine Frage weshalb das so sei, bekam ich leider keine zufriedenstellende Antwort. Wahrscheinlich wollen sie einfach vermeiden, dass irgendwelche Insekten oder Ungeziefer ungewollt nach Arequipa gebracht werden. Und wir hatten uns auf den Weg nach Puno so darüber gefreut, nicht unser ganzes Gepäck durchchecken lassen zu müssen. Der Kelch ging leider nicht an uns vorbei. Aber wir haben das Aussteigen überlebt und unsere Bananen, die wir einfach im Bus gelassen haben, durften wir so indirekt auch behalten. Die Kontrolle bringt auf diese Art und Weise eigentlich sowieso nichts. Da kann man einfach alles durchschmuggeln. So wie beim Fliegen. Da interessiert es hier auch niemanden, ob man Feuerzeug oder literweise Wasser dabei hat.

Also die letzten 1 1/2 Stunden im Bus waren wirklich unerträglich. Wir hatten schon nur noch ein kurzes T-Shirt an, aber sahen so aus, als ob wir gerade aus der Dusche gekommen wären. Also echt grausam. Als wir endlich am Busterminal standen, könnten wir unser Glück kaum fassen. Wir sprinteten aus dem Bus heraus, um endlich frische Luft zu schnappen. Durch meinen schweren Rucksack hab ich mir auf der Isla del Sol nur irgendwie mein Rücken ein bisschen ausgehebelt, weswegen er ständig schmerzt, wenn ich den Rucksack in der Gegend herumtragen muss. Deswegen kann ich auf die Idee so einen Typen mit einem Karren anzusprechen, ob er nicht unsere Rucksäcke nehmen möchte. Normalerweise sind diese Karren für sehr sehr schweres Gepäck, wie zum Beispiel Steine oder Kartoffelsäcke. Aber ich fand unsere Rucksaäcke passten auch prima auf diesen Wagen. Ich entdeckte gleich einen und holte ihn zu uns. Es kostet auch nur zwei Soles, also ein echter Witz. Aber der redet auf einmal mit einem anderen Typen der sich über uns und unsere Rucksäcke tot lachte. Irgendwie schaffte er es unserem Gepäckträger auszureden unsere Rucksäcke zu nehmen. Eine Frechheit. Also musste ich uns einen neuen Träger suchen. Der war wenigstens sehr loyal und super nett. Okay, vielleicht hatten wir uns ein bisschen sehr Prinzessinnen-like verhalte, so wie echte Backpacker. Aber das half uns trotzdem nichts bei unserem Hostel. Denn unser Zimmer ist einfach im vierten Stock, ohne Aufzug. Ich muss schon mal vorne weg sagen, dass wir mal wieder ein Upgrade bekommen haben. Unser Zimmer ist einfach nur der hammar. Es ist nämlich kein Zimmer, sondern eine ganze Dachgeschosswohnung und zwar wie in einem Hotel. Noch hotelmäßiger als gestern. Wir haben eine riesige Küche, einen unendlich großen Balkonen, ein wunderschönes Bad und ein super romantisches Schlafzimmer. Also teu, teu, teu bis jetzt haben wir echt Glück mit unseren Hostels. Ach ja und jeder von uns zahlt nur elf Euro pro Nacht. Luxus pur.

Nach unserem Zimmereinzug sind wir gleich los in die Stadt. Arequipa, auch die weiße Stadt genannt, ist wunderschön. Wir hatten es ja schon überall gelesen und gehört, aber wenn man es mit eigenen Augen wirkt es nochmal realer und beeindruckender. Es ist Italien durch und durch. Also so eine Stadt habe ich wirklich noch nie in Südamerika gesehen, noch nicht einmal Sucre kann da mithalten. Wir haben schon gesagt, dass wenn wir jemals nach Südamerika ziehen werden, dann definitiv nach Arequipa. Wir hatten leider gar nicht so viel Zeit die Stadt intensiv anzuschauen, denn morgen haben wir vor eine zweitägige Trekkingtour in den “Colca Canyon” zu machen. Dafür mussten wir erst eine Tour buchen und das war eine schwere Geburt. Wir haben uns zwei sehr gute herausgesucht und sind in das Büro von “Pablo Tours” gegangen. Es sind bestimmt mehr als 1 1/2 Stunden vergangen bis wir uns schließlich für den eben genannten Touroperator entschieden haben. Unsere Motivation ist gerade schon sehr hoch. Das Trekking soll extrem anstrengend sein und wir müssen schon um 3:00 Uhr morgens vor der Hosteltür stehen. Ich hoffe ihr könnt unseren Motivationstand nun verstehen.