Wer hätte das gedacht wir wurden sogar pünktlich um 7:00 Uhr an unserem Hostel mit dem Bus abgeholt. Wir hätten schwören können, dass wir locker erst um 7:30 Uhr aufgeklaubt werden, wenn überhaupt. Heute haben wir nämlich leider unsere liebe Stadt La Paz verlassen. Naja was heißt leider, wir sitzen gerade auf einer Terrasse mit der Nachmittagssonne und einem frischen Fruchtshake auf der “Isla del Sol” mitten im Titicacasee. Also besser könnte es echt nicht sein. Die Insel ist auch für die nächsten zwei Nächte unser Zuhause. Dafür mussten wir aber erst eine kleine Reise auf uns nehmen. Unsere Bustickets hatten wir schon vor zwei Tagen gekauft, damit wir ja kein Stress haben. Mit denen ging’s dann erstmal nach “Copacabana”. Das ist ein Ort direkt am Titicacasee von wo aus Schiffe bis zur Isla del Sol fahren. Die Fahrt war richtig entspannt: der Bus hatte einen angenehmen Geruch, und wir hatten einfach zwei Plätze ganz vorne mit einer riesigen Fensterscheibe zum Rausschauen. Also echt voll die Premium Plätze. Wir mussten jedoch nicht nur einmal auf ein Schiff, sondern gleich zweimal. Denn um bis nach Copacabana zu kommen, ist es nötig ein bisschen Wasser zu überqueren.
Dafür mussten wir aus unserem gemütlich Bus aussteigen, wieder einmal Fahrtickets kaufen und auf ein Motorboot steigen. Also Motorboot ist jetzt vielleicht übertrieben es hatte höchstens 10 km/h. Da hätten wir auch gleich rudern können.
Der Hafen war mal wieder ein Bild für die Götter: es reihte sich ein blauer Stand neben den anderen auf, bei dem mindestens eine Köchin saß und Fisch frittierte. Der wurde natürlich dann auch gleich verkauft. Aber anstatt, dass jeder Stand etwas individuelles kocht, bietet jeder das gleiche an. Und das auch noch zu denselben Preisen. Also das nenn ich mal einen guten Marktmechanismus.
Auf dem Motorboot haben wir dann auch unsere neuen “Freunde” aus Israel kennengelernt. Kaum waren wir nur 2 Minuten aus dem Bus zündeten die sich schon einen Joint an. Alle sechs, drei Jungs und drei Mädchen, hatten mal wieder wie immer einen Lamapulli an. Trotz ihres kleines Betäubungszustandes schafften sie es nicht vom Boot zu fallen.
Am anderen Ende von Hafer kauften wir uns noch getrocknete Bananen und Erdnüsse. Ich hatte zwar schon mindestens eine ganze Bananenstaude in meinem Magen, aber Nüsse und getrocknete Bananen gehen immer. Die Fahrt am Titicacasee entlang war wieder wunderschön. Die Bergkulisse erinnerte mich ein bisschen an das Lummerland von Jim Knopf. Der Titicacasee befindet sich einfach auf 3808 m und ist weltweit der größte höchstgelegene See.
Als wir endlich in Copacabana ankamen, hatten wir noch eine Stunde frei, um das Dorf zu erkunden. Es war dort einfach nur unfassbar stressig. Unsere Pullis erstickten uns fast, unser ganzes Gepäck war einfach nur nervtötend und jeder Kellner wollte, dass wir bei ihm im Restaurant was essen. Dieser Ort war ein bisschen wie San Pedro de Atacama: total touristisch, nur hatte San Pedro mehr Charme. Ich hab dort auch einfach wieder die etwas eigenartige Amerikanerin aus Uyuni getroffen. Also die Welt ist echt klein. Wir waren richtig froh dann endlich auf dem kleinen Boot mit Hunderttausend anderen Menschen zu sein. Da wir einer der ersten auf dem Boot waren, hatten wir die Bombenplätze ganz vorne oben auf dem Dach. Wir waren auch die einzigen die so viel Platz hatten. Die anderen saßen sich fast alle gegenseitig auf dem Schoß. Die Fahrt dauerte 1 1/2 Stunden und war unheimlich gemütlich. Nichts wackelte, die Sonne schien und wir konnten von oben prima die Landschaft genießen.
Also auf dieser Insel ist Entspannen Pflicht. Es geht gar nicht anders. Unser Hostel ist direkt am Hafen gelegen was generell super ist, da wir so nicht den ganzen Berg nach oben laufen mussten. Die Insel besteht nämlich nur aus Gebirge und ist somit echt ein richtiges Fitnessstudio. Vor allem, da es keine Fahrzeuge, Esel ausgenommen gibt. Hätten wir ein Hostel oben im Zentrum gehabt, wären wir mit unserem ganzen Gepäck gestorben. Naja, ich glaube wir hätten uns dann wohl zwei Esel gemietet. Auf dem Stückchen Land hier verteilen sich drei Döffer: “Yumani”, wo wir wohnen, “Challa” und “Challapampa”.
Von unserer lieben Hosteldame, die übrigens total traditionell gekleidet ist, haben wir erfahren, dass wir nur den Süden besichtigen können und nicht den Norden wo die beiden anderen Dörflein liegen. Der Grund für diese Sperrung ist einfach unglaublich. Ihr werdet das einfach nicht wahrhaben können. Laut der Einheimischen hätten die Bewohner Challas Häuser gebaut die wieder das Dorf Challapampa zerstört hätte. Deswegen herrscht nun Krieg. Also für mich hört sich das wie eine Geschichte von einem Kind an das ein bisschen zu viel Phantasie besitzt. Deswegen fragte ich einen Guide den wir auf dem Weg ins Dorf getroffen haben. Dieser meinte, dass das Dorf in der Mitte, Challa, viel weniger Touristen bekommen würde als die anderen. Deswegen gäbe es nun Streit. Also diese Geschichte hört sich für mich schon etwas glaubwürdiger an. Naja auch gut, dann hatten wir eben noch mehr Zeit zum Entspannen im Süden.
Um hoch ins Dorf, beziehungsweise Zentrum zu kommen, ging’s zuerst die berühmte rekonstruierte “Escalera del Inca” nach oben und das ganz schön steil. Wir passierten die Incaquelle, hunderte von Gärten mit Terrassen, Restaurants, Shops die Artesanos verkaufen, wie immer, und Hostels. Also ehrlich gesagt, gibt es auf dieser Insel auch nur das und Natur. Bei uns im Süden existierennoch die Ruinen “Pilko Kaina”, aber laut dem Bericht eines netten Mannes ist das einfach nur ein unbeeindruckender Steinhaufen. Seine Bilder unterstützten leider diese Aussage. Aber egal, wir werden morgen selber sehen.
Eigentlich wollten wir erstmal nur ein Café suchen zum Sonnegenießen und WLAN klauen. Weil bei uns im Hostel geht das gerade nicht. Angeblich hat es gestern so ein starkes Gewitter gegeben, dass der Strommasten dabei kaputt gegangen ist. Nur blöd, dass der angeblich die ganze 10 Kilometer große Insel versorgen soll und in den anderen Hostels das WLAN geht. Angeblich käme bei denen der Strom aus Peru. Da kann sie ihrer kleinen Tochter erzählen, aber doch bitte nicht uns. Die hatte bestimmt noch nie Wlan. Solange wir es aber woanders bekommen, ist ja alles in Ordnung.
Also wir hatten diese Insel nicht so hoch eingeschätzt. Der Weg bis ins Zentrum hat locker 1 1/2 Stunden gedauert und war extrem anstrengend. Das Zentrum kann man auch nicht wirklich Zentrum nennen, denn wie gesagt gibt es auch dort nur Hostels und Restaurants. Aber es liegt auf einer Anhöhe, weswegen es als Mittelpunkt bezeichnet wird.
Bevor wir uns aber in einem Café niederließen, wanderten wir zu einem Mirador nach oben. Von dort konnte man prima die anderen beiden Dörfer hinter den Bergen hervorblitzen sehen. Wenn wir sie schon nicht besuchen gehen konnten, dann wenigstens von der Ferne beobachten.
Kaum hatten wir uns in ein Restaurant gesetzt und frisch gepresste Säfte bestellt, kamen plötzlich zwei der Israelis zu uns. Deren Freunde saßen alle im Restaurant neben unserem. Oh man, die konnten auch nicht bei sich in der Gruppe bleiben. Dort gab es echt genug Mädchen. Zum Glück waren wir abweisend genug, dass sie nach wenigen Minuten wieder zu ihrer Clique ins andere Restaurant gewandert sind.
Jetzt konnten wir endlich den Sonnenuntergang und genialen Ausblick auf den Titicacasee genießen. Nur wurde es uns leider irgendwann zu kalt. Wir beiden hatten nämlich nur einen relativ dünnen Pulli und Shorts an. Also setzten wir uns rein, um das WLAN noch etwas zu nutzen und etwas zu essen. Leider wurde uns im Laufe des Abends immer mehr bewusst wie eisig es auf einmal draußen wurde. Alle Leute die nun in das Restaurant strömten, waren mit Mütze, Handschuhen, Jeans und Fleecejacke gekleidet. Na super. Wir sind ja tot krank bis wir wieder unten sind. Da das Essen aber auch so stundenlang dauerte und wir schon am abfrieren waren, fragten wir nach ein paar Decken. Wir bekamen zum Glück auch welche. Es waren zwar Tischdecken aber egal.
Es wurde immer später, dunkler und kälter. Außerdem stieg unsere Panik vor dem Abstieg. In Shorts konnten wir da zu 180% nicht runter. Unmöglich. Unsere letzte Möglichkeit war das Mitnehmen der tollen Tischdecken. Die würden wenigstens den Wind abhalten. Zum Glück durften wir die wirklich “anziehen”. Aber zur Garantie, dass wir sie morgen auch ganz sicher wieder zurückbringen würden, mussten wir Jannis Gesundheitskarte da lassen. Na hoffentlich brauchen wir die heute Nacht nicht noch.
Also für Außenstehende wären wir die absolute Lachnummer gewesen. Mit den Tischdecken um Beine und Hüfte stolperten wir unseren Weg nach unten durch die Dunkelheit. Natürlich gibt es hier keinerlei Straßenbeleuchtung was das Ganze nicht besser machte. Extrem fertig von dem gruseligen Weg und ein bisschen erfroren landeten wir wieder im Hostel.