Ich glaube langsam gewöhne ich mich hier an die Höhe Boliviens. Denn heute morgen waren meine Augen nicht mehr so verquollen. Das ist aber auch echt nötig, denn ganz Bolivien liegt ja so weit oben. Obwohl wir heute um 4:00 Uhr morgens aufstehen mussten, endlich ging’s für den Sonnenaufgang zum Salar de Uyuni, war ich relativ ausgeschlafen und fit. Wir waren gestern mal wieder um 21:00 Uhr im Bett. Ich werde hier noch zum Frühschläfer. Das letzt mal wo ich so früh im Bett gewesen bin, war vielleicht in der 5. Klasse. Ohne Frühstück machten wir uns auf in die Dunkelheit. Es war wirklich noch stockdunkel und kein Mensch hätte niemals den Weg querfeldein gefunden, außer natürlich Celso unser Driver. Mit 120 km/h pretterte er durch Dünen, Büsche, Felsen und Flüsse. Um 6:30 kamen wir in der Mitte vom Salzfeld an der Insel “Incahuasi” an. Jetzt hatten wir 1 1/2 Stunden Zeit um nach oben zu klettern, den Sonnenaufgang zu genießen und Fotos zu machen. Es ist einfach nur unglaublich: die ganze Insel ist mit tausenden von Kakteen umsäumt. Und diese zusammen mit den Morgenstrahlen sehen richtig geheimnisvoll aus. Also sind wir den Sonnenstrahlen entgegen nach oben gewandert. Es war echt unglaublich dort oben. Weit und breit um uns war Salz in Sicht das eigentlich aussieht wie Eis und Schnee. Umso höher die Sonne stieg, desto besser konnten wir die Bergketten ausmachen. Langsam färbten sie sich rot, lila und rosa. Da wir einen 1 1/2 Stunden Zeit hatten nutzten wir diese um Tausende von Fotos auf den verschiedensten Stellen zu machen. Zum Beispiel kletterten wir auf einen Bogen hinauf der zum Glück nicht einkrachte. Aber was macht man nicht alles für gute Instagram Bilder. Ich hab einfach noch nie so eine große Salzfläche gesehen. Genauso stelle ich mir den Nordpol vor, nur eben aus Eis und nicht Salz. Auf dem Weg nach unten strömte uns eine unglaubliche Menschenmasse entgegen. Wie die alle auf die Insel da oben passen wollen. Es waren sogar die anderen beiden Gruppen von Cordillera Traveller dabei. Die hatten den Sonnenaufgang von unten aus beobachtet. War bestimmt auch nicht so schlecht, aber von oben war es schon sehr schwer zu toppen. In der Regenzeit ist es unten besser. Da spiegelt sich alles eins zu eins. Aber nun in der Trockenzeit glaube ich ist der Sonnenaufgang von oben beeindruckender. Vor allem da jetzt so viele Menschen bei der Insel ankamen. Wieder unten auf festem Boden hatte Celso ein leckeres Frühstück auf einem Salztisch gezaubert. Also hier war wirklich alles aus Salz. Da wir noch auf die anderen warteten bis sie mit ihrem Frühstücken fertig waren, probierten die Jungs und ich verschiedene Fotokulissen für später auf der Salzfläche aus. Denn Salar de Uyuni ist nicht nur für seine schneeweiße Bedeckung bekannt, sondern auch für ungewöhnliche Fotoshoots, wie aus einer Flasche rauskletternde Leute. Das geht hier so gut, da dieser Ort unglaublich weit ist und man daher sehr weit weg, von dem unter anderem bei dem Foto beteiligtem Objekt sein kann. Unsere ersten Versuche klappen jedoch eher weniger ausgezeichnet. Frustriert stiegen wieder zurück ins Auto und fuhren weiter hinein in die Salzfläche. Dort hatten wir dann wieder 1 Stunde Zeit nur um coole Fotos zu machen. Die Jungs und ich waren ganz begeistert und versuchten verschiedenste Sachen: Lesen eines überdimensionalen Buches, pinkeln auf zwei Jungs als kleine Zwerge und besiegen eines Dinosauriers mit einem Faustschlag. Wir hatten noch so unendlich viele Ideen, aber dann war leider schon die Stunde vorbei und Celso rief uns. Die Amerikanerin ist die ganze Zeit über im Auto geblieben. Das könnten wir absolut nicht verstehen. Salar de Uyuni war der Höhepunkt unseres Trips und für den blieb sie einfach im Landrover sitzen. Naja das ist ja nicht unser Problem sie war ja schon die ganze Zeit über eine Spielverderberin.
Als nächstes hielten wir an einem Salzmuseum mit unendlich vielen Flaggen auf einem Salzklotz. Das besagte Museum konnte ich leider nicht finden, außer es zählten die komischen Lamas und Gürteltier an der Wand dazu. Das einzige was ich entdeckte, war das Klo für das ich mal wieder fünf Bolivianos zahlen musste.
Gerade aus weiter gings in das Dörflein Colchani. Da wurden wir wieder kurz rausgelassen, denn dort konnte man Artesanía, wie immer, kaufen. Das war aber so und fassbar touristisch, dass man überhaupt keine Lust hat etwas mitzunehmen. Da ich aber ein kleines Federmäppchen für meine Stifte brauchte, die Plastiktüte ist schon total zerstochen, kaufte ich doch eins an einem der Stände.
Nun ging unsere Tour leider schon dem Ende zu. Wir kehrten der Salzwüste den Rücken zu und fuhren weiter zum Endziel dem Dorf Uyuni. Uyuni ist echt ein Loch. Hier wollte ich eigentlich eine Nacht verbringen, aber es ist so hässlich hier, dass ich gleich weiter nach Potosí fahre. Eine Attraktion hat dieses Dorf jedoch: den Eisenbahnfriedhof. Dort stehen nun mit Graffiti besprüht alte Eisenbahnen die früher Mineralien in andere Orte gebracht haben. Als wir jedoch ankamen, sah das weniger wie ein Friedhof aus, sondern mehr wie ein Kinderspielplatz. Dutzende von Menschen turnten auf den Eisenbahnen herum, machten hier und da Fotos und sonnten sich. Nach und nach leerte sich jedoch der Kinderspielplatz und der Ort nahm wieder mehr Gestalt eines Friedhofs an.
Auf geht’s zum Mittagessen, dem letzten Punkt unserer kleinen Reise. Wir dachten, dass wir es gar nicht mehr bekommen würden, denn es heißt eigentlich, dass wenn man den Sonnenaufgang macht, endet die Tour um 12:00 Uhr. Tja, da lagen wir wohl falsch. Es gab Buffet, auch wenn’s ein bisschen zu wenig was für die vielen Personen. Aber besser als überhaupt nichts. Wir wurden noch zum Office von Cordillera Traveller gefahren und dort in die Freiheit entlassen. Wie gesagt, da Uyuni jetzt nicht die Schönheit an sich ist, hab ich mich von allen verabschiedet, ein Treffen in England mit den drei Jungs ausgemacht, einen Bankautomaten aufgesucht von dem ich sogar erstaunlicherweise Geld bekommen habe und bin zum Busterminal gelaufen. Also der Terminal war mal wieder so richtig bolivianisch. So ein Büro zum Ticketkauf gibt es nicht. Die Fahrkarten werden einfach auf der Straße gekauft. Dafür richtig billig. Der Bus nach Potosí fährt in Uyuni zum Glück jeder Stunde ab. Ich gab mein Gepäck ab und lief noch ein bisschen herum, da ich noch 30 Minuten Zeit hatte. Auf einmal sprachen mich zwei Bolivianer an und wollten wissen was ich mache, ob ich alleine Reise und so weiter. Die Konversation wurde irgendwann schon sehr eigenartig. Da bin ich lieber gleich in den Bus gestiegen. Der Bus sollte eigentlich um 14:00 Uhr abfahren. Da ich aber in Bolivien bin, verschob sich das Ganze um 20 Minuten. Denn kaum wurde die Gepäcktür geschlossen, kam eine weitere Frau angelaufen und wollte mit nach Potosí. Die Ticketverkäufer schrieen auch die ganze Zeit “Potosí Potosí”, suchten also noch mehr Fahrgäste, was die Abfahrtszeit nicht noch pünktlicher machte. Erstmal fuhren wir mit offener Tür bis wir nach nach ungefähr 1 Stunde endlich aus dem Minidorf draußen waren. Ja, ich wurde schon ganz ungeduldig, aber ich muss mich einfach an die bolivianische Zeit gewöhnen. Ich bin hier nicht in Chile oder Argentinien. Das merkt man auch sofort an dem Land an sich. Bolivien ist noch total ursprünglich, nur ab und zu tauchen in den Bergketten ein paar Dörfer auf und die Menschen leben noch ein richtig traditionelles Leben. Also Bolivien ist echt nochmal eine andere Nummer. Hier glaube ich auch wirklich, dass man super gut auf seine sieben Sachen aufpassen muss.
Ich hatte noch nie so eine Busfahrt wie diese erlebt. Denn nach so ungefähr 2 Stunden Fahrt, hielt der Bus an, machte den Rückwärtsgang rein und fuhr mehrere 100 m zurück. Ich fragte alle was denn los sei und verstand erst, dass ein besonderes Tier auf der Straße sei. Das erklärt auch warum alle wie wild aus dem Fenster schauten. Aber nein ich fragte nochmal nach und es stellte sich heraus, dass ein PKW in einen Graben lag. Kaum war der Bus zum stehen gekommen, sprinteten alle nach draußen zum Graben. Ich auch. Draußen angekommen entdeckte ich nun auch die Person die zu dem PKW gehörte. Sie lag mehrere Meter weiter weg im Sand und stöhnte. Der Unfall konnte nicht länger als eine halbe Stunde her sein, da die Straßen sehr gut befahren ist. Mehrere Männer hievten den Mann aus dem Graben heraus und schleppen ihn zu einem angehalten ein Auto das ihn zum nächsten Krankenhaus bringen sollte. Auf einmal stand sogar die Polizei da. Entweder die hat jemand gerufen und dafür war sie extrem schnell vor Ort oder sie war einfach zufällig vorbeigefahren. Am Ende stellte sich heraus, dass der Verletzte zwei gebrochene Handgelenke hat und betrunken Auto gefahren ist. Nachdem dieser versorgt wurde, ging unsere Fahrt weiter. Also Bolivien ist echt ein wunderschönes Land. Man fährt die ganze Zeit durch Berge hindurch die natürlich grün sind, passiert Schafe und Lamas, hupt zur Begrüßung im Feld arbeitenden Bolivianern entgegen und hält an süßen rötlichen Häusern. Hier wirkt die Zeit wie angehalten. Und zwar wirklich. Nach mehr oder weniger 4 Stunden und keinem weiterem Zwischenfall erreichten wir endlich Potosí. Dieser Stadt schlängelt sich einen Berg von unten nach oben entlang und sieht auch von weitem sehr rötlich gefärbt aus. Das liegt natürlich an der Steinart die zum Bauen verwendet wird. Die Stadt an sich ist jedoch wunderschön, vor allem, wenn man erstmal rein fährt. Natürlich ist sie nicht besonders sauber und hat auch keine sorgfältig gebauten Häuser. Aber sie hat trotzdem ihren Charm. Morgen werde ich sie mal genauer erkunden. Zusammen mit der Amerikanerin, die war nämlich auch in meinem Bus und zwei norwegischen Mädchen nahm ich mir ein Taxi zu dem von der Amerikanerin reservierten Hostel. Vielleicht hatten sie ja noch einen Platz für uns drei andere frei. Zum Glück war die Natwrt teilweise “ja”. Das Hostel ist nämlich der hammar. Das Bett ist richtig gemütlich, die Leute sind cool drauf und es gibt sogar selbstgemachten Kuchen. Ich sitze hier nur mit einer Kerze da, weil es so wenig Licht gibt. Für die beiden Norwegerinnen gab es keine freien Betten mehr, weil sie zu zweit waren. Sie sind dann einfach ins Hostel nebenan. Morgen sehen wir uns eh wieder, wenn wir zusammen die Minentour machen. Dafür ist Potosí nämlich ein Besuch wert.