Oh nein hatte ich heute Morgen verquollene Augen. Das liegt wohl an den 4500 m hier, weil ich hab schon um 21:00 geschlafen. Also an Schlafmangel kann es nicht liegen. Ich hab sogar erstaunlich gut geschlafen. Eingemummelt in Skiunterwäsche, Schlafanzug, 3 Jacken, Schlafsack und 2 Decken bin ich in der Nacht nicht erfroren. Das Frühstück war mal wieder so richtig Backpacker-Life: trockenes Brot, Dulce de Leche, Dosenmarmelade. Pünktlich um 8:00 Uhr brachen wir auf, um weiter Richtung “Salar de Uyuni” zu fahren. Zuerst ging’s ein Weilchen an der “Laguna Colorada” von gestern Abend entlang weiter gen Norden. Kurz bevor wir das Naturreservat “Reserva Nacional de Fauna Andina Eduardo Avaroa” verließen, hielten wir am “Árbol de Piedras”. Das ist eine Gesteinsformation die durch Regen und Winderosion entstanden ist. Um den hübschesten Stein herum, der ein paar Ähnlichkeiten mit einem überdimensionalen Pilz hat oder eben Baum wie der Name sagt, gab es noch weitere Felsen. Diese waren mächtiger, jedoch nicht ganz so fein geformt. Mal wieder ist es extreeeeem windig und kalt gewesen. Also länger als 15 Minuten hält man es da draußen nicht aus. Wir durften sogar auf die Felsen draufklettern. Ausgenommen natürlich den “Árbol de Piedra”. Übrigens sind wir heute die ganze Zeit durch die Wüste “Liloli” gedüst. Natürlich immer auf dem Sand und keinen präparierten Straßen.
Die nächsten Stopps waren drei weitere “Lagunas Altiplanas”: Honda, Chiarkota und Cañapa. Die sahen alle drei aus wie Geschwister: blau mit weißem Salz dazwischen, Sand und Berge drum herum. Jedoch gab es nur bei den letzten beiden Flamingos im Übermaß. Die Kulisse war aber nicht ganz so hübsch wie gestern bei der Laguna Colorada. Ich muss auch echt sagen, dass ich total positiv überrascht bin, dass hier an all den Hotspots relativ wenig Jeeps rumgurken und dementsprechend wenig Leute. Jeden Tag fahren so viele Agenturen von San Pedro de Atacama nach Uyuni ab, dass es echt verwunderlich ist, wo die sich alle aufhalten. Also kann man hier in Ruhe die Lagunen richtig genießen, wenn die Kälte und der Wind nicht überhand nimmt. Sobald es jedoch windstill ist, macht sich die starke Sonne bemerkbar. An der zweiten Lagune hielten wir so um 12:00 zum Lunch an. Wir erkundeten ein bisschen die Gegend und fanden sogar Wifi. Das kostete aber 20 Bolivianos pro Person für 15 Minuten. Also Wucher. Aber ich hatte seit Freitag kein Internet mehr und meine Eltern haben absolut keine Ahnung wo ich stecke. Und wer weiß wann ich wieder die Chance auf WLAN bekomme. Bin ja jetzt schließlich im indigenen Bolivien. So musste ich wohl oder übel 20 Bolivianos opfern. Das WLAN war aber nicht so Hightech wie gedacht. Natürlich war es nicht automatisch nach 15 Minuten weg, sondern wir wurden einfach aus dem Raum rausgeschmissen. Ich war nämlich nicht die einzige. Die Engländer waren auch ganz scharf aufs Internet. Jetzt haben sie blöderweise nur kein Geld mehr für den Parkeintritt morgen. Ich musste heute aber nicht nur fürs Wifi Geld hinstrecken, sondern auch für die Toiletten. Die sind hier in Bolivien nieeeeee umsonst. Richtig dreist.
Das Mittagessen wer mal wieder richtig richtig lecker: Avocado, Tomaten, Gurken (alles geschält), Tunfisch, Pilze aus der Dose, Mais, Käse, Gemüsereis und Orangen zum Nachtisch.
Der Ort war super schön dort. Das Gebäude war weiß und bunt bemalt. Außerdem hatte es Ecounterkünfte. Also schon richtig nachhaltig hier in der Höhe.
Danach ging’s weiter zur dritten Lagune und zu den “Montañas de Colores”. Das waren mal wieder farbenfrohe Berge. Da es jetzt nichts allzu neues war, blieb ein Engländer lieber im Auto. Draußen war es einfach zu kalt. Zwischendurch entdeckten wir ab und zu Wüstenhasen genannt “Piscatcha”. Die haben richtig lange Hinterschwänze, aber sonst sehen die echt aus wie normale Hasen.
Der letzte Stopp vor unseren Hostel in der Pampa war “Salar de Chiguana”. Diese Salzwüste ist 2000 km im Quadrat groß und wirkt riiiiiesig. Aber angeblich ist die sechsmal so klein wie Salar de Uyuni wo es morgen endlich hingeht. Wir hielten an Eisenbahnschienen worauf Materialien in die anderen Nachbarländer, beziehungsweise anderen Orte Boliviens transportiert werden. Mit dem ganzen Salz um die Schienen herum, war das natürlich die perfekte Fotokulisse. Ganz ganz ganz am anderen Ende der Salzwüste ist das Dorf “San Juan” wo wir heute übernachten werden. Je länger ich unterwegs bin und umso mehr Orte ich kennenlerne, desto erstaunlicher finde ich es wo in der Welt überall Leute leben. Mitten in der Wüste wo es absolut nichts gibt, hier im Altiplano wo es nicht besser aussieht oder mitten im Eis. Man kann einfach überall leben, wenn man will. Egal wo. Kurz bevor wir in das Dorf hineingefahren sind, hat uns Celso auf die Grenze zu Chile, die Anden hingewiesen. Also es wurde absolut deutlich wie sehr die Bolivianer die Chilenen hassen. Da sind sie aber nicht die einzigen. Die Argentinier können sie nicht leiden, da die Chilenen die Briten im Kampf um die Malediven unterstützt haben, die Peruaner hassen sie aus dem gleichen Grund wie die Bolivianer: die Chilenen haben sich mehr Land genommen als den anderen beiden Ländern lieb war. Also wirklich Freunde haben sich die ja nicht gemacht.
Das Hostel, das einzige hier in San Juan, ist besser ausgestattet als gestern. Es ist zwar genauso kalt, aber dafür gibt es eine Dusche mit heißem Wasser und Doppel- beziehungsweise Dreierzimmer. Auch, wenn ich die fünfer Zimmer gestern ganz gemütlich und lustig fand. Ich habe versucht im Ort etwas essbares zu finden, da ich all meine Vorräte aufgegessen habe, aber das sah dort sehr schlecht aus. Zwei junge Bolivianerinnen konnten mir aber weiterhelfen und zeigten mir einen Store wo ich Erdnüsse bekommen habe. Wenigstens etwas. Die beiden waren nicht ganz so schüchtern wie die andern Bolivianer die ich bisher kennengelernt habe. Aber wirklich offen waren sie auch nicht. Am Anfang wussten sie auch nicht wo ich etwas zu essen kaufen könne. Das Dorf ist ja jetzt echt nicht so groß, dass man nicht weiß wo ein Kiosk ist. Aber am Ende konnten sie sich ja an einen erinnern. Jetzt sitzen wir grad wieder alle in unserem Hostel am Tisch und versuchen die Zeit totzuschlagen. Es ist nämlich erst 17:00 Uhr. Manche langweilen sich jetzt schon zu Tode, wie zum Beispiel die Engländer. Es gibt halt kein Internet…