Endlich mal wieder Ausschlafen. Laut meines Reiseplans war heute nur die Fahrt von Villa Cerro Castillo nach Puerto Río Tranquilo geplant. Dieses Dorf liegt am größten See Chiles, dem “Lago General Carrera”, dessen argentinischer Teil “Buenos Aires” heißt. Außerdem ist er mit seinen 590 m der Tiefste Südamerikas. Mal wieder ging es auf der Carretera Austral weiter gen Süden. Noch ist das Autofahren auf dieser langen und beeindruckenden Straße ein echtes Abendteuer. Aber bald nicht mehr. Denn fast an jedem Abschnitt wird sie besser befahrbar gemacht. Das heißt geteert. Ich finde das richtig schade, weil das Rumcruisen auf den Schotterwegen durch die Anden ist echt risikoreich und macht einen heiden Spaß. Naja, wenigstens wir können noch einen Teil der ursprünglichen Strecke entlangdüßen.

Kurz nach Mittag erreichten wir unseren Zielort, hielten jedoch gleich bei der Ausflugsagentur “Explorasur”, um uns nach den weltbekannten Mamorhöhlen zu erkunden. Diese liegen nur wenige Bootsminuten von dem Dorf entfernt in dem oben genannten See. Der Lago General Carrera schimmert so unfassbar türkis, dass er fast schon unwirklich wirkt. Die sind einer der Attraktionen, warum wir einen Abstecher bis hierher in das süße Dorf machen. Als ich den Trip plante, freute ich mich am meisten auf diesen Ausflug. Schuld daran sind die ganzen Bilder die ich im Internet gesehen hatte. Im Nachhinein finde ich die Wanderung auf den Cerro Castillo jedoch noch ein tickchen beeindruckender beziehungsweise lohnenswerter. Ich erklärte der Leiterin, dass wir die nächsten zwei bis drei Tage hier verbringen werden und sie uns doch bitte die beste Uhrzeit für einen Trip zu den beliebten “Capillas de Mármol” sage. Die Antwort war: “sofort”. Grund dafür war der wolkenlose Himmel. So einen Tag gibt es hier anscheinend selten. Also gut, dann eben jetzt schon und nicht erst Morgen wie geplant. Wir packten schnell unsere sieben Sachen in den Rucksack, bekamen eine schicke Schwimmweste in die Hand gedrückt und liefen runter zum Steg. Explorasur ist echt eine geniale Agentur. Sie bieten nämlich nicht nur, wie die meisten Veranstalter hier, eine reine Bootstour an, sondern eine mit Kanufahrt in die Höhlen hinein. So kann man die wenigstens schön erkunden und nicht nur von außen betrachten. Ein weiteres Pärchen ging mit uns an Bord. Sie waren aus Santiago und verbringen hier auch die nächsten Tage. Nach ein paar sehr kalten Minuten im Motorboot waren wir bei der ersten Höhle, genannt “Cavernas”, angekommen. Unsere vier Kanus wurden ins Wasser gelassen und wir durften herumpadeln. Doch kaum saß ich im Kanu war mein Hintern auch schon nass. Das war dann aber spätestens nach fünf Minuten eh egal, weil ich mit meinen Padels die ganze Zeit Gletscherwasser (der See wird von einem Gletscher gespeist) ins Kanu schüttete. Ich war wohl sehr begabt…
Die Höhlen waren einfach nur unglaublich beeindruckend. Der Mamor hatte sich in die verschiedensten Formen geformt: rund, eckig, spitz, löchrig, gewellt oder einfach nur gerade. Nach einer Weile des Herumstöberns und Fotomachens wurden wir wieder samt Kanu ins Boot reingeholt und es ging ein paar hundert Meter weiter zu den nächsten Aushöhlungen. Dazwischen wurde aber erstmal der altbekannte Mate getrunken und Kekse beziehungsweise Nüsse gegessen. Die nächste Mamorform hieß “Túnel”. Von dort konnten wir die letzten beiden Gesteinesformationen mit dem Kanu aus erreichen. Es waren noch die “Catedral” und die “Capilla”. Sie waren zwar alle mehr oder weniger gleiche Höhlen, sahen aber trotzdem immer anders aus. Durch manche Formationen konnten wir durchpandeln, bei anderen strandeten wir eher und bei manchen konnten wir nur hindurchschauen. Es war richtig amüsant, auch wenn ich am Ende echt froh war wieder Richtung Ufer fahren zu können. Denn meine nassen Klamotten und das kalte Wetter waren schon ein bisschen unangenehm. Wieder auf festem Boden machten wir uns auf die Suche nach einer passenden Unterkunft. Die Leiterin von Exploradorsur bot uns sogar ein Zimmer mit Privatbad an, aber das machte so einen luxuriösen Eindruck, dass ich es nicht glauben konnte, als sie meinte das kostet umgerechnet nur 25€ pro Person. Wir wollten aber nochmal schauen, ob wir etwas billigeres finden konnten. Jedoch gab es nur teueres oder betragsgleiche Unterkünfte, die etwas heruntergekommener aussahen. Also fuhren wir wieder zu der netten Dame zurück. Das Dorf hier schien wohl wieder ein bisschen teurer als das gestrige zu sein. Das ist zu schade. Auch hier scheint das WLAN im Dorf nicht zu existieren.

Nach erfolgreichem Finden der Unterkunft wollten wir uns für eine Tour zum “Glaciar Exploradores” erkundigen. Das Patagonische Inlandeis ist hier nämlich in der Nähe und das ist sehr spektakulär. Das möchte ich auf keine Fall missen. Aber leider ist die Gletschertour 9 Stunden lang und sehr anstrengend, weswegen ich sie mit meinem Knie wohl nicht schaffen werde. Man kann den Gletscher San-Rafael auch mit dem Boot besuchen gehen, dass kostet aber unendlich viel und wir würden nicht das tolle Eisgebiet sehen. Also schlossen wir diese Möglichkeit gleich mal aus. Nach ein paar Informationsgängen haben wir uns nun für eine Aktivität entschieden die wir alleine, ohne Guide, und mit Blick von einem Mirador aus auf das Eisgebieg machen können. Mal schauen wie wir das morgen hinbekommen.