Oh nein. Ich bin leider krank. War ja klar, dass das irgendwann kommen musste. Wenn schon nicht in Argentinien dann wenigstens hier in Chile. Naja ich werde es hoffentlich überleben. Pünktlich um 8:00 Uhr strandete die Fähre im Hafen von Chaitén. Da wir mit der Autoschnauze nun Richtung Ausgang schauten, konnten wir ganz leicht rausfahren. Also Chaitén ist ja echt winzig. Wie so ein kleines Fischerdörfchen. Es ist quadratisch praktisch gut und die wenigen Sträßelchen sind mega breit. Auch die Häuser stehen mit relativ weitem Abstand nebeneinander. Also jetzt nicht so Reihenhaus mäßig. Mal wieder regnete es wie ein ausgeleerter Swimmingpool. Nach ein paar mal Rumcruisen haben wir endlich unsere Unterkunft gefunden. Sie ist ganz am Ende von dem Minidorf auf einer kleinen Anhöhe. Sowohl von außen wie von innen sah sie dem Bauernhausstil gerecht super hübsch aus und war leider auch ein wenig teuerer als die bisherigen anderen Unterkünfte. Aber das war noch der einzige freie Platz in Chaitén, Campingplätze ausgeschlossen. Unser Zimmer war richtig süß. Wie in einer Pension in den Alpen. Aufgrund des Regens blieben wir erst nochmal ein Weilchen auf dem Zimmer. Für heute stand nämlich noch eine Vulkanwanderung auf dem Program. Jeder sagt etwas anderes über die Dauer der ganzen Aktivität. Der eine Prospekt redet von 4, das Parkschild von 3 und mein Reiseführer von 5 Stunden. Wir nahmen einfach mal die Mitte und rechnet mit einer vierstündigen Wanderung. Zuerst mussten wir aber mit dem Auto ungefähr 24 km auf der Carretera Austral Richtung Norden fahren. Also von einer Straße kann man nicht wirklich reden. An diesem Stück ist die Carretera nicht geteert, sondern, wenn überhaupt, nur platt gestrichene Erde beziehungsweise Kies. Ohne Geländewagen konnte man hier echt gut ins Schwitzen kommen. Das blieb uns also zum Glück erspart. Überall waren Schlaglöcher und andere Hindernisse wie Baustellen oder Wasserlöcher. Die Bauarbeiter winkten immer total süß und hielten ab und zu mal ihre Kelle mit der Aufschrift “pare” (Stopp) oder “siga” (Fahr weiter) hin. Manchmal ließen sie das Schild auch einfach nur an ihrem Arm herunterhängen. Was wäre es denn auch wert die Kelle extra hoch zu halten. Der Vulkan Chaitén, zu dem wir wollten, war mitten im Pack Pumalín. Dass der Park in Privatbesitz ist kann man sofort sehen. Alles ist im besten Schuss, die Straßen sind einigermaßen befahrbar, kein Müll liegt herum, Ausschilderungen gibt es überall, Informationsstelle sind auch vorzufinden und die Parkplätze beziehungsweise Haltestationen sind auch sehr ordentlich angelegt. Wie ein paar kleine Gärten. An jedem Fleck wird man darauf hingewiesen den Park und dessen Bewohner zu achten und ja kein Schmutz zu verursachen beziehungsweise zu hinterlassen. Hier wird auch echt auf Umweltschutz geachtet, was ich super finde, vor allem da das in Südamerika ja jetzt nicht so beliebt ist. Das Beste ist, dass für den Park kein Eintritt verlangt wird. Der Besitzer möchte, dass die Besucher naturverbundener werden und so basiert das Naturschutzgebiet auf Non-Profit. Außer uns packte gleichzeitig noch ein anderes Pärchen aus Kalifornia auf dem Halteplatz und machten sich mit uns auf den Weg zum Gipfel des Vulkans. Der Weg war an sich zwar nur 2,2 km aber dafür gingen die 600 m nach oben. Also ganz schön happig. Ich bin aber selten so einen schönen Wanderweg gegangen. Jeder Meter zeigte verschiedene Pflanzen beziehungsweise komplett andere Vegetation. Relativ am Anfang vom Pfad sah es aus wie bei Schneewittchen und die sieben Zwerge: umgefallene Baumstämme waren von Moos umwachsen beziehungsweise von anderen Grünengewächsen. Dann wiederum durchquerten wir ein fast durch Geröll verstopftes, trockenes Flussbett das tote Baumstämme säumten. Hier gab es generell unheimlich viele tote Bäume. Sie machten zumindest einen nicht sehr lebendigen Eindruck. Das lag vielleicht daran, dass im Mai 2008 ein großer Vulkanausbruch die ganze umliegende Landschaft zerstörte. Die Rauchwolken rechten sogar bis nach Buenos Aires. Die 3000 Einwohner Chaiténs konnten zum Glück noch evakuiert werden. Wie ich später erfuhr war auch der Vulkan Ausbruch Schuld an den jetzt so zahlreich auftretenden Hunden in den Gassen. Da die Evakuierung sehr schnell erfolgen musste, hatten die Besitzer nicht genügend Zeit, um noch ihre Hunde mitzunehmen. Deswegen sind die bis heute an diesem Ort geblieben. Der Wanderweg war super ausgeschildert, beziehungsweise sogar mit einer Art von Baumstammtreppen besser gängig gemacht.
Wir gehörten eher so zu den 3 Stunden Kandidaten. Und wir rasten jetzt echt nicht den Berg nach oben. Ich hielt fast an jedem Punkt wo mal ein bisschen die Landschaft aus den Bäumen hervorragte, um ein Foto zu machen beziehungsweise die Aussicht zu genießen. Das Wetter spielte hier echt verrückt. In einem Moment regnet es und Nebel zieht auf, während im nächsten die Sonne schien. Der letzte Abschnitt von der Wanderung war echt anstrengend. Denn nun gab es keinen festen Untergrund mehr, sondern nur noch Kies beziehungsweise Sand. Das heißt ich musste mich mit meinen Zehen im Boden festkrallen und bin bei der Kälte fast erfroren. Ich bin doch lieber ein Fan von wärmeren Temperaturen. Durch das Laufen auf meinen Fußballen bekam ich 20 m vor dem Gipfel auf einmal so einen krassen Fußkrampf, dass ich mich erstmal auf einem Baumstumpf ausruhen musste. Sowas hatte ich ja noch nie. Aufgrund unserer kleinen Pause überholten uns nun die Kalifornier und noch ein weiteres Pärchen aus Argentinien, die anscheinend auch den Weg bis an die Spitze begonnen hatten. Leider zog nun das Wetter extrem zu. Soweit das Auge reichte gab es Nebel. Ich ärgerte mich schon total, dass wir jetzt nur aufgrund des doofen Krampfes nicht die Aussicht von ganz oben genießen konnten. Aber ich hatte mir umsonst Sorgen gemacht. Denn kaum ging es meinem Fuß ein bisschen besser zog der Himmel auf und man konnte wieder total klar sehen. Schnell legten wir die letzten Meter zurück, um ja noch vor dem Nebel oben zu sein. Nicht, dass er es sich doch noch anders überlegen sollte und wieder umkehrte. Oben angekommen, war die Sicht echt nochmal besser. Man hat ja schon unterwegs fast alles gesehen, aber so von ganz ganz ganz oben wirkte die Landschaft doch nochmal imposanter. Links und recht erstrecken sich die Berge, ein See blitzt auf der rechten Seite auf, während man den Golfo Corcovado am linken Seitenrand erblicken konnte. Der Vulkan an sich war auch sehr interessant beziehungsweise hübsch. Aber die Landschaft drumherum war doch ein Tickchen beeindruckender. Der Krater war nämlich nicht allzu groß, beziehungsweise konnte man eh nicht ganz durchblicken, da in der Mitte sich schon wieder ein neuer Steinhaufen gebildet hatte. Wir aßen ein paar Mandeln, machten Bilder, unterhielten uns mit den Kaliforniern und machten mit meinem mini Einhornkuscheltier ein Foto auf dem Berg. Das sollte jetzt an jedem hohen Punkt abgelichtet werden. Ich schleppe es ja schließlich die ganze Zeit mit mir herum. Irgendwann wurde es so zugig, dass wir uns wieder dem Abstieg widmeten. Normalerweise denkt man ja das geht schneller als hoch, aber bei dieser Steigung und diesem schlechten Untergrund dauerte das mindestens genauso lange. Unten angekommen war ich echt müde, so dass wir gleich zurück zu unserer Unterkunft fuhren. Die Erkältung machte mir doch ein bisschen zu schaffen. Die Heimfahrt dauerte zum Glück nur ungefähr 1 Stunde. Auf dem Weg gabelten wir noch zwei Arbeiter am Straßenrand auf die eine Mitfahrgelegenheit suchten. Die konnten wir da nicht einfach so alleine stehen lassen. Bei uns war ja schließlich noch Platz. Die Frau kam aus Santiago und der Mann aus einem anderen chilenischen Ortsteil dem ich leider nicht verstand, beziehungsweise nicht kannte. Die beiden waren Areniter die die Carretera Austral im Park Pumalín aufrechterhielten und sparten das Geld, um jetzt bald für ein paar Monate vereisen zu können. Die beiden erzählten mir auch von der Geschichte die hinter der großen Hundeanzahl steckt. In Chaitén haben wir die beiden dann wieder rausgelassen.
Zum Glück gibt’s in diesen Minidorf auch ein paar Küchen, das heißt einfache Restaurants. So haben wir, wie bis jetzt jeden Abend, den typischen chilenischen Fisch Merluza beziehungsweise Congrio gegessen. Wer weder noch verköstigen möchte, kann auch Lachs wählen. Der steht hier auch auf jeder Karte ganz oben. Ich muss jedoch sagen, dass Congrio der saftigste und leckerste von allen drein ist. Frisch in der Pfanne angebraten mit ein bisschen Zitrone drauf und gekochten Gemüse macht das Gericht den Tag perfekt.