Um noch mal zu meinem Praktikum zurückzukommen, also die letzten drei Wochen habe ich nun im Büro gearbeitet. Denn als Facer hab ich ja nur ein Teilbereich von PROA Consulting kennengelernt. Anfangs hieß es, dass ich Noe (Verantwortliche und Begleitsperson aller Facer-Teams) durch ihren Arbeitstag begleiten soll. D.h. alle Facer-Teams täglich zu besuchen, ihnen Material zu bringen, sie zu motivieren, für kaltes frisches Wasser zu sorgen und vieles mehr. Also einfach die Begleitung der ganzen Facer. Die Teams sind: Greenpeace, Amnistía International, Soles (wo ich eben auch Facer war), UNICEF, Aldea und Fondo de Mujeres del Sur. Noe wusste erstmal nicht was sie mit mir anfangen sollte außer mich zu den verschiedenen Teams zum Wasserbringen zu schicken. Manchmal sollte ich extra um 9.00 Uhr morgens da sein, um dann erstmal eine Stunde auf einem Stuhl zu warten, bis sie Zeit für mich hatte, um mir eine Aufgabe zuzuteilen bzw. bis selbst erstmal im Büro erschien. Aber nach ein paar Tagen stellte ich mich auf dieses ständige Warten bzw. Rumsitzen ein und nahm mir meine Zeitung mit oder andere Sachen die ich eigentlich Zuhause erledigen wollte. So hatte ich dann wenigstens weniger zu tun, wenn ich mit dem Arbeiten fertig war. Jeden Tag bekam ich eine andere Aufgabe, was ich super fand, weil dann lernte ich verschiedene Sachen und Bereiche kennen und mir wurde nicht langweilig. Ich durfte Rechnungen machen, Material zählen, Präsentationen gestalten, bei Recursos Humanos vorbeischauen, die Teams in der Öffentlichkeit begleiten, einen Festivalstand für Amnistía Internacional bei dem Event “Lollapalooza” mitorganisieren, falsche Kreditkartennummern durch Telefonanrufe ausbessern und zwischendurch mal wieder Facer sein, wenn grad für mich keine andere Aufgabe gefunden wurde. Meistens wird man zwar eher mehr als unterfordert, aber dafür ist die Arbeit extrem entspannt. Man muss sich um nichts Sorgen machen und chillt einfach sein Leben. So eine Atmosphäre herrscht auch im Büro. Da arbeiten ungefähr 30 Leute, alle extrem jung (20-35), es gibt keinen Chef (nur eine männliche Person die ein bisschen mehr Verantwortung hat, da PROA eine horizontale Personalstruktur besitzt), alle lachen ständig und gegessen wird sowieso die ganze Zeit. Besprechungen finden immer auf Kissen auf dem Boden statt, weil das ist entspannter und viel persönlicher. Mate Tee wird auch die ganze Zeit herumgereicht und jeder wechselt seinen Arbeitsplatz alle drei Minuten. Das hört sich jetzt sehr chaotisch an, aber die Firma läuft super. Sie machen das halt nur auf ihre Art und Weise. Nach und nach hab ich mich dann auch mal an ihrer Arbeitseinstellung angepasst.
Wenn ich eine Rechnung fertig hatte, habe ich erstmal einen Artikel auf Gmx gelesen oder ähnliches. Danach hab ich mich erst um die zweite Rechung gekümmert. Weil wenn ich zu schnell fertig war, ging das Noe zu zackig und ich hatte für den Rest der Zeit wieder nichts zu tun. Da teilte ich mir meine Arbeit lieber ein. Trotz meiner Leseinlagen war Noe immer wieder davon begeistert wie schnell ich doch war. Also in Deutschland wäre man glaube ich mit dieser Geschwindigkeit schon längst als Praktikant rausgeschmissen worden. Aber man muss sich ja an die argentinische Arbeitskultur anpassen.
Das einzig blöde war nur, dass sich mein Arbeitszeitplan jeden Tag änderte. Das heißt ich wusste nie im Voraus wann ich die nächsten Tage arbeiten würde. So konnte ich leider nicht ein kleines bisschen meine Woche planen bzw. Treffen im Voraus ausmachen. Aber da die Argentinier eh immer nur spontan zur Verfügung stehen, stellte sich das nicht als allzu großes Problem heraus. Also ich muss schon sagen, dass die Arbeit im Büro echt entspannter ist. Ich stehe nicht unter dem Druck so und so viel neue Mitglieder zu adquirieren und wenn es regnet kann mir das im Büro schon dreimal egal sein. Dafür spricht man nicht ganz so viel wie auf der Straße, weil der Computer ist jetzt generell nicht so der hammar Gesprächspartner. Also es ist echt gut mal beide Seiten von PROA ausprobiert zu haben. Ich hätte keine von beiden missen wollen.