Yes. Endlich wieder verlängertes Wochenende. Ich liebe einfach die Argentinier mit ihren Feiertagen. Leider ist es auch mein letztes Wochenende hier. Denn nächsten Freitag geht es ja weiter nach Chile. Ich freue mich zwar einerseits total mal wieder den Ort zu wechseln, aber trotzdem werde ich die Leute hier extrem vermissen. Um die letzten freien Tage nochmal richtig auszunutzen, wollte ich unbedingt nach Mendoza. Das ist eine große Stadt genau im Westen von Córdoba, so circa 11 Stunden mit dem Colectivo entfernt. Warum unbedingt Mendoza? Mein Kumpel Lasse, den ich während meiner Sprachkurszeit kennengelernt habe, hat dort auf einem Weingut sein Praktikum. Und da hatte ich ihm versprochen ihn ein Wochenende lang zu besuchen. Zufällig gab es dieses Wochenende auch eine Gruppenfahrt nach Mendoza die von der Organisationen Intercambio organisiert wurde. Und genau bei dieser Organisation hat Janne ihr Praktikum. So habe ich dann auch davon erfahren. Die Fahrt war von Donnerstagnacht bis Montagmorgen geplant. Ich dachte, mir dass ich mich zwischendurch bestimmt einmal aus der Gruppe ausklinken könnte, um Lasse einen kurzen Besuch abzustatten. Um 22:00 Uhr ging’s denn wirklich mit 50 Leuten in einem privaten Colectivo los nach Mendoza. Viel geschlafen haben wir nicht, denn das war ein Partybus. Die ganze Nacht lang lief Musik und es wurde getrunken (wozu wir erst mal die Vorhänge vorziehen mussten, damit die Polizisten nicht hineinschauen konnten. Trinken ist anscheinend verboten). Intercambio ist eine Organisation die sich vor allem an Studenten richtet, deswegen kamen alle Teilnehmer aus den verschiedensten Ländern der Welt: Spanier aus Murcia, gefühlte 1000 Mexikaner, ebenso viele Franzosen, eine Schweizerin, zwei weitere Deutsche, Kolumbianer und ein Amerikaner. So kann man sich auch vorstellen, dass die Busfahrt sehr amüsant war. Vor der Fahrt konnten wir auch zwischen Cama und Semicama wählen (also die Bequemlichkeit der Sitze). Da Janne auf der Fahrt mit helfen musste, hatte sie sowieso ein Sitzplatz im VIP-Bereich Cama reserviert bekommen. Da habe ich mich natürlich gleich zu ihr gesellt. Auf der Hinfahrt hat sich das vielleicht noch nicht so ganz gelohnt, aber wir saßen so auch die ganze Reise lang und das war dann zwischendurch schon ganz angenehm. Um 9:00 Uhr morgens sind wir dann endlich in Mendoza Capital angekommen. Auf den ersten Blick fände ich die Stadt schon ein bisschen hübscher als Córdoba. Es ist viel grüner (was wahrscheinlich daran liegt, dass die Stadt direkt an den Anden liegt, okay auch wenn es hier kaum regnet), sauberer und irgendwie entspannter. Wir sind nur ganz schnell in unser Hostel rein, um uns umzuziehen und fertig zu machen. Denn der erste Programmpunkt in Mendoza war eine Weintour auf dem Fahrrad in Maipú. D.h. mit gemieteten Fahrrädern ging’s von Bodega zu Bodega, um den Wein zu kosten oder andere Köstlichkeiten. Der Grund für die Weintour ist die, dass Mendoza DAS Weingebiet in Argentinien beziehungsweise Südamerika ist. Alle guten Rotweine kommen meistens von dort. Nachdem jeder endlich ein Fahrrad hatten was einigermaßen fahrtüchtig war, ging’s los. Ach ja die Fahrräder, kann man einen verschiedensten Ecken mieten. Das ist hier in Mendoza aufgrund des bekannten Weins eine geniale Geschäftsidee. Unsere erste Station war die Bodega “La Rural” von San Felipe. Sie wurde 1885 gegründet und gehört zu den den argentinischen Markt führenden Bodegas. 30 % ihrer Weinproduktion wird sogar in die verschiedensten Ländern der Welt exportiert. Bevor wir aber den Wein kosten durften, wurden wir auf dem Weingut herumgeführt und haben einen Abstecher zu dem Weinmuseum, das diese Bodega bietet, gemacht. In dem Museum, das aus einem Raum bestand, konnte man den Weinprozess genauer unter die Lupe nehmen. Alte Weinfässer waren zu sehen, traditionelle Geräte und der alte Holzboden. Man wählte Holz als Bodenmaterial aus dem Grund, dass man so die Fässer besser rollen konnte, beziehungsweise so gingen sie nicht kaputt. Denn sie waren ja schließlich auch aus Holz. In der Bodega von Lasse habe ich dann später erfahren, dass ein Weinfass einfach 1000 € kostet. Dann ist es natürlich sinnvoll den Boden fässerfreundlich zu gestalten. Die Weintour machte eine Art Cowgirl. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie jemals das Feld betreten hatte. Mit ihren Cowboyhut, weißer Hose, weißen Plateauschuhen und bauchfreiem Top passte sie einfach überhaupt nicht in diese Welt. Dementsprechend gekünstelt wirkte auch die Tour. Es kam leider nicht so viel von dem Charme einer familiären Bodega rüber. Das lag wohl auch daran, dass sich dort sehr auf Massenware eingestellt waren. Die Herstellung von Wein wurde auch schon in eine andere Bodega verlegen, wo kein Besucher und kein Weinmuseum im Weg steht. Im Weinkeller durften wir dann endlich den Wein testen. Dem Ruf entsprechend, gab es natürlich nur Rotwein zum Probieren. Deswegen habe ich auch nur daran genippt. Aber er war sehr sehr sehr bitter und kräftig. Dieses Weingut war irgendwie ziemlich stark auf Touristen ausgelegt. Vielen ging es ziemlich schlecht danach, denn wir hatten nichts in der Früh gefrühstückt und Wein auf leeren Magen ist alles andere als willkommend. Deswegen waren wir alle sehr happy, als die nächste Station eine Verköstigung von Olivenprodukten und Likören war. Wie ausgehungert stützten wir uns alle auf die Olivenpasteten die wir probieren durften. Zum Glück waren die Besitzer so nett und haben immer für Nachschub gesorgt. Im Gegenzug haben wir auch alle echt viel gekauft. Von Pasteten zu Olivenöl zu Gewürzen bisschen hin zu Likör. Ich glaube an diesem Ort waren wir fast am längsten von allen. Ich hab mir “Provincial” Gewürz gekauft auf das hier alle total schwören. Es darf absolut in keinem Gewürzschrank fehlen. Provincial tut man einfach über all drauf. Egal ob auf Tomaten mit Mozzarella, Asado oder Suppen.

Da wir ja gerade noch nicht gegessen hatten, ging’s gleich mal weiter zum Biergarten. Dort wurde nicht nur Bier probiert, sondern auch zu Mittag gegessen. Als Vorspeise gab es für jeden zwei Empanadas und eine Minipizza. Dann kam der Hauptgang, Pizzen, und ich hab noch nie so viele auf einem Haufen gesehen. Jeder Tisch mit ungefähr 8 Leuten bekam vier verschiedene Pizzasorten mit jeweils drei Stück. Also insgesamt zwölf Pizzen. Aber die waren richtig lecker, denn sie waren selbstgemacht im Gegensatz zu den restlichen Pizzen die man hier auf dem argentinischen Markt bekommt. Der Teig war zwar auch dort so dick für ein Buch aber der Belag wenigstens mindestens genauso. Nach so einer halben Stunde lag der Amerikaner unterm Tisch und schlief. Der hatte wohl Schlafmangel beziehungsweise schon  zu viel getrunken. Wieder zurück auf dem Fahrrad war bei manchen nach dem schweren Essen der Reifen etwas platter. Wir strampelten zur letzten Station einer sehr kleinen aber unheimlich gemütlichen Bodega namens Domiciano. Diese konnte man überhaupt nicht mit der ersten vergleichen. Auch der Mann der uns eine zum Glück nur sehr knapp Einführung in seinen Weingut gab, war viel sympathischer und eben ein richtiger Weinmacher. Zu ihm passt der Job total, so dass bei ihm überhaupt nichts künstlich wirkte. Auch der Degustationsraum war viel hübscher. Er war sehr modern und total lichtdurchflutet. Wir durften sogar nicht nur einen sondern sogar zwei Weine probieren. Natürlich auch wieder rot.

Mittlerweile war es schon 17:00 Uhr und wir machten uns wieder auf den Weg nach Hause. Ausgerechnet jetzt musste mein Fahrrad den Geist aufgeben. Mit einem platten Reifen strampelte ich mich mühselig ab. Aber zum Glück war der Ausgangspunkt nicht allzu weit entfernt. Sehr erschöpft (mehr von dem vielen Essen, als von dem wenige. Fahrradfahren) ging’s dann zum Hostel. Wie im VIP Bereich erfuhren jedoch, dass wir in einem anderen Hostel schlafen würden. Denn in dem anderen war nicht genügend Platz für 50 Leute. Wir waren erstmal nicht so sehr von der Idee angetan, da wir lieber bei den ganzen anderen chillen wollten. Außerdem ist es nicht gerade ungefährlich als Mädchen nachts alleine durch eine unbekannte Stadt zu wandern. Denn gegessen sollte in dem alten Hostel werden. Unser neues Hostel war aber zum Glück nur ein Block weiter entfernt, leider jedoch ein bisschen schäbiger. Das war ja aber sowieso egal, denn ich hatte nicht vor dort mehr als meine Nacht zu verbringen. Ein Vorteil war auch, dass wir in Viererzimmer eingeteilt waren und nicht so wie die anderen in Zehnerzimmer. Uns wurde ein bisschen Zeit zum Ausruhen gegeben, bevor wir um 22:30 Uhr unser Abendessen bekamen. Da Janne ja mitorganisierte musst du sie auch beim Kochen und so helfen. Also war da nicht so viel mit Ausruhen. Ich hab mich ihr dann angeschlossen, damit sie nicht ganz alleine war. Es gab Hamburger für alle und gemütliches Zusammensitzen mit mehr Wein. Ein paar Leute haben davor noch einen kleinen Abstecher in eine Bar gemacht und kamen so 5 Minuten später als das Abendessen angesagt war (wir hatten schon davor mit dem Essen begonnen). So blieb für sie kein Fleisch mehr übrig. Hier hatten wohl ein paar zu viele mehr als erwartet genommen. Die Armen mussten dann leider zum Sattwerden zu Keksen greifen. Janne und ich sind dann so gegen 1:00 Uhr in unser anderes Hostel, denn wir sollten am nächsten Tag früh aufstehen. Leider grenzte unser Zimmer direkt an den Gemeinschaftsraum, wo der Fernsehr mit einem nicht sehr geringen Volumen lief und sich eine Gruppe lautstark unterhielt. Janne konnte bei diesem Krach nicht einschlafen, deswegen sind wir raus, um uns zu beschweren. Wir haben ganz lieb gefragt, ob sie ein bisschen ihre Lautstärke runterdrehen könnten, aber anstatt ein wenig Rücksicht auf uns zu nehmen (es war mittlerweile schon 2:00 Uhr) lachten sie nur und sagten: “Seguramente son alemanas” (= das sind bestimmt Deutsche). Da haben wir ja mal wieder voll das Klischee erfüllt.