Da wir gestern Abend so spät nach Hause gekommen sind, dachte ich mir stelle in den Wecker gütiger Weise auf 6:30 Uhr statt 6:00 Uhr. Bis wir dann alle zum Ausflug bereit waren, hatte es dann aber doch bereits 8:00 Uhr geschlagen. Dank der frühen Stunde mussten wir nur ein bisschen an der argentinischen Grenze im Stau stehen. An der brasilianischen überhaupt nicht, dort interessiert es keinen, ob man ein- und ausreist. Die Argentinier sind dagegen schon etwas strikter. Auch hier mussten wir Parkeintritt zahlen. Ungefähr genauso viel wie auf der brasilianischen Seite. Wir hatten aber noch echt Glück, denn ein Tag später sollte der Preis um 100 Pesos für die nächsten Jahre erhöht werden. Auf dieser Seite brauchte man nun echt Turnschuhe. Gestern bin ich nur in Flipflops durch den Park gelatscht. Das wäre heute ein bisschen falsches Schuhwerk gewesen. Denn dieses Naturgebiet ist viel viel größer beziehungsweise gibt es mehr Wanderwege die im normalen Ticket enthalten sind. Hier erkundet man die ganzen Wasserfälle zu Fuß und sieht sie nicht nur von Weitem. Es gibt drei Hauptwanderwege: Circuito Inferior, Circuito Superior und Garganta del Diablo. An der Central Station konnte man unter anderem noch eine Bootstour in die Wasserfälle buchen. Diese sollte ungefähr 12 Minuten dauern und kostet natürlich nochmal obendrauf ein bisschen Geld. Da ich mit lauter Spießern beziehungsweise Sparfüchsen unterwegs war, musste ich mich alleine dafür anmelden. Um 12:20 Uhr sollte ich best möglich am Ende von dem ersten Hauptweg gewesen sein. Für den braucht man angeblich 1 1/2 Stunden und wir hatten noch zwei, also mehr als genug Zeit (trotz Vivi im Schlepptau). Mir gefiel es hier jetzt schon viel besser als auf der brasilianischen Seite. Obwohl es mehr Besucher gab, verteilten die sich unheimlich gut auf die große Fläche. Außerdem gab es viel mehr Tiere: Affen, Nasenbären, unglaublich viele bunte Vögel wie Tucans, Alligatoren, fette Fische und wir fanden sogar die berüchtigte Ameise die Sergio gestochen hatte. Die sah wirklich echt widerlich aus: schwarzer, dicker Körper mit einem Stachel. Ich hab die leider Gottes nur von Weitem betrachtet im Gegensatz zu Sergio. Der schien anscheinend zu wollen nochmal gestochen zu werden. Er ärgerte das Viech mit einem Stück Stock. Echt zu schade, dass sie nicht zu gebissen beziehungsweise gestochen hat.
Der Weg Circuit Interior (so wie auch die anderen) ging durch den Regenwald an den Wasserfällen entlang. Mal waren sie größer, mal waren sie kleiner und weniger impressionant. Es war nur leider unfassbar heiß im Naturpark. Ich hätte schwören können ich bin in der Wüste. Deswegen freute ich mich so unglaublich auf die Bootstour, denn da sollte man richtig nass werden. Überpünktlich schafften wir es zur Anliegestelle des Bootes am Fuß der Wasserfälle. Meine Compañeros warteten im Schatten, während ich meinen Spaß hatte. Ich musste aber erst noch ein bisschen auf dem Festland warten bis es los ging. Meine Kamera und mein Rucksack hatte ich sehr schön bei Sergio deponiert, denn ich wollte die Sachen eigentlich noch weiterhin verwenden. Aber die Turnschuhe lies ich an. Man durfte sowieso nicht barfuß aufs Boot. Nachdem jeder Mitfahrer eine Schwimmweste an hatte, ging’s los zu den Wasserfällen. Das war einfach nur zu heftig. Wir sind in einen der Großen zweimal richtig rein gefahren, so dass ich endlich meine Erfrischung bekam. Dann ginge noch unter einen anderen, etwas tiefer in der Schlucht gelegenen Wasserfall. Neben mich hatte sich ein sehr seltsamer Mann gesellt, der mich darum bat ihm nicht vor Angst ins Ohr zu schreien und mich nicht an ihm festzuklammern. Aber ehrlich gesagt, den wollte eh keiner freiwillig anfassen. Das Beste war nur, dass er genau das bei mir tat. Er schrie wie ein kleines Kind und hielt sich an meinem Arm fest. Was für ein Armutszeugnis… Der Schreihals kam übrigens aus Russland. Schön pitch patch nass bin ich dann wieder zu den anderen drei gegangen und wir haben die Wanderwege fortgesetzt. Am Nachmittag waren wir dann bei der letzten Station angekommen, die Garganta de Diablo beziehungsweise mussten wir dort erstmal mit einer kleiner Tuck-Tuck-Bahn hinfahren. An der Endstation gingst zu Fuß nochmal ungefähr 1 km auf einem Steg über dem Wasser entlang zum Aussichtspunkt. Wenn man nicht schon davor, aufgrund der Bootstour, durchnässt ist, passiert es spätestens hier. Gestern konnten wir die Garganta de Diablo nur von Weitem betrachten und wurden schon nass. Heute von der Nähe dachte ich es würde schütten. Aber nein das waren einfach nur diese unglaublichem Wassermassen die in die Tiefe stürzten. Deswegen konnte ich meine Kamera genau gefühlte 30 Sekunden draußen lassen bevor ich sie nicht in eine wasserdichte Tüte stecken musste. Eigentlich wäre das Licht um diese Uhrzeit perfekt zum Fotografieren gewesen, aber ohne Schutzhülle geht es mit der Kamera eher schlecht. Sergio wollte eigentlich zuerst am Morgen bzw. Mittag zu dieser Stelle, weil er der Meinung war, dass das Licht dann viel besser sei. Aber mit dir grellen Sonne am Mittag konnte ich mir das nicht wirklich vorstellen. Und wegen der gebuchten Tour mussten wir ja eh zuerst den anderen Wanderweg gehen. Nachdem wir Ewigkeiten in die Tiefe gestart und die Wassermassen beobachtet hatten ging’s wieder zurück zum Züglein. Hier musste ich leider feststellen, dass mein Rucksack mit meinen ganzen Dokumenten und Geldscheinen durchnässt war. Mein internationaler Führerschein hat jetzt eine Dauerwelle und meine Kopien vom Reisepass könnte man prima für eine alte verranzte Schatzkarte halten. Da sich leider ein Gewitter anbahnte und die Sonne in den Wolken verschwand wurde es relativ frisch und die nassen Klamotten machten das nicht besser. Zum Glück ging’s jetzt aber wieder nach Hause. Ich hatte jetzt auch erstmal genug von den Wasserfällen. Sie waren zwar unglaublich schön, aber nach zwei kompletten Tagen vor Ort reicht es dann auch wieder. Erstaunlich war, dass wir zu den Ersten gehörten die den Park betreten und zu den letzten die ihn verlassen hatten. Natürlich braucht das Auto wieder Anschiebhilfe. Zurück im Hostel wurde auch nur noch schnell Fleisch mit Reis gekocht und ins Bett gegangen. Der Tag hat mich beziehungsweise uns einfach nur viel zu fertig gemacht.