Da es heute Morgen wieder so unfassbar heiß im Zelt war, bin ich schon um 8:00 Uhr aufgestanden. Ich dachte ich könnte die Zeit mal nutzen und mich fertig machen. Dafür brauchte ich aber leider die Autoschlüssel, denn das Zelt war zu klein, um den Rucksack darin zu verstauen. So wurde Sergio leider auch aufgeweckt, denn er hatte die Schlüssel. Seit dem werde ich immer “relojito” (~ Uhr) genannt. Obwohl wir Mädchen viel früher aufgestanden sind, waren die Jungs eine Stunde vorher beim Frühstück. Die konnten ja auch nicht mal warten. So mussten wir leider alleine essen. Es war mittlerweile schon 11:30 Uhr, als wir zu den Wasserfälle aufgebrochen sind. Denn wir mussten davor noch das Hostel suchen, wo wir die nächsten zwei Tage übernachten wollten. Sergio hatte ein Hostelzimmer für uns für die nächsten beiden Nächtr reserviert. Dafür mussten wir aber erstmal das Auto anschieben, weil von alleine anspringen tut es nicht. Das lässt sich lieber immer helfen. Auf dem Weg zur Grenze zu Argentinien sammelten wir ein Tramper aus Russland am Straßenrand auf. Der wollte auch unbedingt zu den Wasserfällen auf der argentinischen Seite und war überaus glücklich eine Mitfahrgelegenheit gefunden zu haben. Kaum waren wir aber über die brasilianische Grenze begann ein unfassbar langer Stau. Anscheinend wollte Gott und die Welt nach Argentinien beziehungsweise wohl eher zu den Wasserfällen. Nach ungefähr 20 Minuten fragten wir einen Polizisten wie es denn mit der Menschenanzahl in dem Naturpark aussehen würde. Er meinte nur dass wir’s vergessen könnten, um diese Uhrzeit noch in den Park zu kommen. Denn gestern sei er schon um 12:00 Uhr geschlossen worden, wegen Überfüllung. Okay gut, also drehten wir um. Dann gehen wir eben doch lieber zuerst auf die brasilianische Seite. Da wollte ich sowieso zuerst hin. Weil von dort sieht man die Wasserfälle komplett und kann sie in den Kontext einordnen. Ich bevorzuge es mir das Ganze lieber erstmal vonseiten Ferne anzuschauen und am nächsten Tag von der Nähe. Der Tramper ist aber dann ausgestiegen. Der konnte kein Spanisch und hat so das ganze Gequake vom Polizisten gar nicht mitbekommen. Ich hab es zwar auf Englisch übersetzt, aber wollte trotzdem sein Glück versuchen, zu Fuß. Wenn der nicht mal erst in einer Woche ankommt.

Sergio hat uns zum Naturpark gebracht, ist aber nicht mit rein, denn er war schon auf der brasilianischen Seite und wollte nicht noch einmal das Geld dafür ausgeben. Der Eintritt in den Park ist nämlich echt nicht wenig. Okay eigentlich ist es doch nicht so viel, ungefähr 23 €. Aber für den freiwillig arbeitslosen Sergio war das dann doch zu viel. Zumal er meinte, dass die argentinische Seite ihm besser gefalle. Dieses Argument habe ich dann zählen lassen. Im brasilianischen Naturpark muss man echt nicht viel laufen. Ganz gemütlich wird man mit dem Bus von der Central Station zu den Wasserfällen gefahren. Von dort geht man dann einen Wanderweg an ihnen entlang. Aber man ist immer die Flussbreite von den Wasserfällen entfernt. Als ich zum ersten Mal die Wasserfälle gesehen habe, wusste ich gar nicht wo ich zuerst hinblicken sollte. Die sind so in enrom groß, dass kann man sich gar nicht vorstellen. Vor allem ich dachte zuerst, dass der Teil den ich von den ersten Ausgangspunkt gesehen habe die ganzen Wasserfälle sind, aber da lag ich falsch. Die ziehen sich meterlang in die Länge. Und diese Meter läuft man eben zu Fuß ab. Dafür geht’s mal hoch mal runter, kurz nach links und schnell wieder rechts. Kaum war man um die Kurse erschlugen einen schon die nächsten Wasserfälle. Ich dachte schon die nehmen gar kein Ende mehr. Das Beste war mal wieder das dekadente Hotel genau gegenüber von dem besten Aussichtspunkt der Wasserfälle. Ich will nicht wissen wie viel dort eine Nacht kostet.

Es waren echt viele Menschen da, aber nicht so, dass es zu voll gewesen wäre. Also man konnte noch prima seine Fotos machen. Und die kamen auch echt nicht zu kurz, denn ich hatte Vivi dabei und Vivi macht immer von allem Handyfotos, sei es von einem Grashalm, von einem Keks eines Chinesen, von einem Lollistil den sie auf dem Boden gefunden hat oder von sich selbst. DieseFotos durfte ich dann aber mit meiner Kamera machen. Ich glaub meine Kamera explodiert schon von den Fotos. Ich will es erst gar nicht daran denken mir die wieder alle anschauen und sortieren zu müssen. Das Highlight des ganzen Spektakels ist jedoch das Ende der Wasserfallkette. Es wird auch “Garganta der Diablo” genannt. Das sind einfach nur enorm große Wassermassen die dort in einander fließen. Dies ist echt unheimlich beeindruckend. Hier wird man auch ein wenig nass, also die Kamera sollte man lieber schnell wieder einstecken. Danach haben wir uns auch wieder rechtzeitig auf den Rückweg gemacht, denn Sergio wollte uns zu einer bestimmten Uhrzeit wieder abholen. Aber wir hatten die Rechnung ohne die lange Warteschlange an der Bushaltestelle gemacht und diese Schlangen war wirklich kilometerlang. Aber es ging relativ zackig, denn ein Bus nach dem anderen kam angefahren. Ich war echt überrascht, das war super organisiert. Kaum waren wir wieder zurück an der Central Station (und das leider 15 Minuten später als ausgemacht) gingen wir  auf die Suche nach Sergio. Also 15 Minuten konnte man ja echt mal warten. Aber wir  konnten ihn leider nicht finden. Orlando war fest davon überzeugt, dass er zu Hause beziehungsweise im Hostel eingeschlafen sei und uns vergessen hatte. Ich war ja einfach dafür, dass wir uns ganz bequem ein Taxi zurücknehmen sollten, aber nein wir warteten erstmal auf den nicht auftauchenden Sergio. Schließlich sind wir dann mit dem Colectivo zu unserem Hostel gefahren, also leider nicht mit dem Taxi. Mal wieder typisch war, dass der Busfahrer meinte wir seien schon längst am Hostel vorbeigefahren und müssten jetzt mit dem Bus durchfahren bis er wieder auf dem Rückweg an der richtigen Station anhalte. Aber das war komplett falsch, denn die nächste Station wäre unsere gewesen. Da wir das aber nicht wussten, sind wir dran vorbeigefahren. Deswegen mussten wir dann wieder zurück laufen. Jedoch zum Glück nicht so lange wie wenn wir im Bus sitzen geblieben wären. Als wir endlich zurückkamen, hatte Sergio wenigstens schon für uns kocht. Zur Abwechslung gab es mal wieder Reis mit Gemüse. Das Hostel war mal wieder super. Irgendwelche Jungs hatten sich einfach in mein Bett gelegt und meine Sachen woanders hingeschmissen. Der Hostelmensch hatte einfach absolut nichts im Griff. Am Ende hatte ich aber auf jeden Fall mein Bett wieder zurück. Nach dem Essen wollten wir rüber nach Paraguay fahren, denn das war auch nur so 1 Stunde von unserem Hostel entfernt. Die Stadt in die wir fuhren hieß “Ciudad del Este” und ist einfach eine komplett andere Welt. Sie hat mich ein bisschen an Addis Abeba erinnert. Sie ist sehr schmutzig, es gibt unglaublich viele heruntergekommen Hochhäuser und sie ist billig. Eine Sache die jedoch anders war, ist, dass dort überall Werbebildschirme an den Bruchbuden angebracht sind. Uns kam zugute, dass Ciudad del Este eine zollfreie Zone ist, um Touristen anzulocken. Die werden nämlich alle nur von der Attraktion in Foz so Iguaçu beziehungsweise Puerto de Iguazú angelockt. Da wird die paraguayische Stadt schon mal in den Schatten gestellt. Wir sind erstmal in ein Einkaufszentrum und ich konnte es einfach nicht glauben, in einem Outlet gab es A&F Klamotten. Da musste ich natürlich gleich mal eine Bluse kaufen. Dann sind wir noch in den Supermarkt, denn die Lebensmittel sind hier natürlich auch viel billiger. Vivi war auf einmal weg. Sie war damit beschäftigt den ganzen Supermarkt ab zu fotografieren. Weiß Gott warum. Sie machte Bilder von dem Waschpulver, von den Nüssen in eine Plastikkiste, von einer riesigen Sektflasche und ein paar Zitronen. Und sie macht jetzt keine Kunstfotos oder so, sondern einfach nur Bilder mit ihrem Schrotthandy. Wir kauften auch noch Hähnchen und Kartoffeln für unser Abendessen. Dann ging’s auch schon wieder zurück nach Brasilien. Leider hatte ich in Paraguay keinen Stempel bekommen, denn die sind alle ein bisschen lässiger hier. Wenn man wieder am gleichen Tag aus dem Land rausfährt ist die Einreise der Polizei ganz egal.

Da ja gerade Karneval in Brasilien ist, beziehungsweise eigentlich in jedem Land, dachten wir uns wir könnten ja mal ins Zentrum von Foz oder Iguaçu fahren, um auch ein bisschen feiern zu gehen. Obwohl wir in dem für den Karneval prädestinierten Land waren, konnten wir in keiner einzige Straße Party entdecken. Wir befragten dann eine vorbeischlendernde, sehr unengagierte Polizistin, wo wir ein bisschen Karneval vorfinden könnten. Die meinte aber nur, dass der Bürgermeister kein Geld habe und deswegen Karneval ausfallen müsse. Na das war ja mal wieder klar. Da war man einmal in Brasilien und jetzt hatte der Bürgermeister kein Geld mehr übrig. Da geht ja in Argentinien sogar mehr ab. Wir haben dann aber in der Hauptstraße doch noch eine abgegrenzte Party in einer Tankstelle (Parties sind hier komischerweise immer in Tankstellen) gefunden wo Livemusik war und Gott und die Welt getanzt hat. Dort haben wir dann entschlossen zu bleiben. Leider mussten wir alle ein bisschen Eintritt zahlen. Zuerst dachten wir es würde Samba getanzt werden, aber nein wir erfuhren, dass sich der Tanz “Batuque” nennt. Absolut alle Anwesenden konnte genial tanzen. Es gab improvisiert Tanzwettbewerbe und generelles Vortanzen. Ich war aber erstmal damit beschäftigt die ganzen Fashionunfälle zu betrachten. Also ab und zu ging die Kleidung ja gar nicht. Aber dann kamen endlich mal ein paar typische Brasilianerinnen: braun gebrannt, schlank, bunte Kleidung und hohe Schuhe. Die ganze Zeit wurde nur Bier getrunken und ich will echt nicht wissen wie viele Liter. Da mir Bier nicht so besonders gut schmeckt, bin ich eher nüchtern geblieben. Deswegen hatte ich wahrscheinlich auch schon nach 2 Stunden genug von dem Rumgetanze. Vivi war aber unheimlich begeistert davon, denn ihr Freund hasst tanzen, weswegen sie nie weggeht. Fragt mich nicht warum. Orlando war total in der Midlife-Crisis und total begeistert von den Brasilianerinnen und Sergio bedrängte mich die ganze Zeit dermaßen, dass ich mich dann einfach demonstrativ auf einen Stuhl gesetzt und mir Fotos auf dem Handy angeschaut habe. Irgendwann habe ich mich dann doch noch mal zum Tanzen gezwungen, auch wenn mir die Musik mittlerweile dermaßen auf den Keks ging. Um 4:30 Uhr konnte ich meine Kumpanen dann endlich dazu überreden nach Hause zu fahren, denn wir mussten schon wieder um 6:00 Uhr aufstehen, um es diesmal es auf die argentinische Seite der Wasserfälle zu schaffen.