Sonntag, 21:00 Uhr. Zeit für den Gottesdienst. Hier gibt es am Sonntag total viele Messen. Ganz früh am Morgen, eine gegen 11:00 Uhr, um 19:30 Uhr und eben um 21:00 Uhr. Ich bin in die Kirche “Iglesia del Sagrado Corazón de Jesús” oder auch einfach nur “Padres Capucino” (gehört zu den Franziskanern) genannt, weil sie meiner Meinung nach absolut die schönste ist. Nicht nur von innen, sondern auch von außen. Sie ist im neugotischen Stil erbaut und mit vielen verschiedenen Farben bemalt (sieht man leider nicht so gut auf dem Foto, weil es schon so dunkel ist). Es sieht so aus als ob ihr ein Turm fehlen würde. Aufgrund ihrer Erscheinung und ihre Geschichte gehört sie zu den sieben Wundern Córdobas (also der Provinz, nicht der Stadt). Die Kirche ist sehr groß und herzlich, denn es hängt kein toter Jesus vor dem Altar. Für mich ist das ein großer Pluspunkt. Ich war schon 15 Minuten vor Beginn da und wollte fast noch ein bisschen draußen warten, aber zum Glück hab ich das nicht getan, weil die Kirche war schon gerammelt voll. Alle Argentinier gehen anscheinend spät abends in die Kirche. Nach kurzem Umschauen hab ich aber noch einen supi Platz ziemlich weit vorne gefunden. Das Orchester probte, den Chor hörte man sich im Nebenzimmer Einsingen, die Hostien wurden gebracht und die Fürbitten ausgeteilt. Die Kirche wurde von Minute zu Minute immer voller. Mittlerweile gab es schon keine Sitzplätze mehr. Das stört die Leute aber nicht weiter, denn es wurde sich einfach auf die Treppen der Empore gesetzt, in die Gänge, sogar auf den Stufen beim Altar oder eben hinten gestanden. Mittlerweile war 21:00 Uhr schon vorbei und jetzt kam erst mal die Singprobe für alle. Ein ungefähr 30-jähriger Mann sang vorne ein paar Zeilen vor, die wir alle nachsingen sollten. Wir hatten zwar auch alle Liedblätter ausgeteilt bekommen, aber diese paar Zeilen waren anscheinend nicht draufgedruckt. So ungefähr um 21:15 Uhr war dann endlich alles fertig vorbereitet und der Gottesdienst konnte anfangen. Die Messe ist einfach komplett anders als bei uns. Es wird ständig gesungen; gelacht; die Ministranten tragen keine spießigen Kutten, sondern einfach nur Alltagskleidung; die Predigt ist viel lebendiger und anschaulicher; die Kirche ist immer zu jeder Uhrzeit überfüllt und das Gemeinschaftsgefühl ist viel größer. Wenn ich jeden Samstag Zeit hätte, würde ich definitiv immer in die Kirche gehen. Ganz anders als bei uns in München bzw. Deutschland, wo der Gottesdienst eher zum einschlafen ist, so dass man mehr oder weniger zum hingehen gezwungen wird. Zur Gabenbereitung mussten einfach 20 Hostienbecher befüllt werden. Sowas hatte ich höchstens einmal an Weihnachten erlebt, aber nicht an einem stinknormalen Sonntag. Die Argentinier sind anscheinend sehr religiös und lieben es in die Kirche zu gehen. Bei so einem Gottesdienst ist es aber, auch wie gesagt, kein Wunder. Hier kann ich so richtig schön entspannen, runterkommen und meinen Gedanken nachgehen. Vor allem da ich sowieso nicht alles verstehen was der Pfarrer sagt. Nach 1 1/2 Stunden war dann der Gpttesdiesnt schließlich vorbei. Ich werde definitiv öfter hingehen. Diesen guten Gottesdienst muss ich ja mal ausnutzen.