Da einige von euch gerne etwas von der Vergangenheit von Buenos Aires bzw. Argentinien wissen möchten, sich aber den seitenlangen und komplizierten Wikipediaeintrag eher sparen wollen, habe ich mir gedacht, dass ich ja einfach das das was der Guide gestern so super erklärt hat, hier noch einmal zusammenfasse. Da auch ich nicht den Wikipediaeintrag studiert habe, berichte ich alles aus zweiter Hand, also keine Garantie für 180 prozentige Korrektheit. Ich werde alles sehr vereinfachen, weswegen ein Geschichtsprofi hier wahrscheinlich einschreiten würde, aber euch die wichtigsten 200 Jahre in wenigen Sätzen näher zu bringen, geht leider nicht anders….

Jeder sollte eine zweite Chance bekommen – auch BA

Buenos Aires wurde erstmals 1536 von Pedro de Mendoza, ein spanischer Entdecker, gegründet. Der ursprünglicher Name war “Ciudad de la Santísima Trinidad y Puerto de Santa María de los Buenos Aires” (Stadt der heiligen Dreifaltigkeit und Hafen der Heiligen Maria der guten Winde). Am Ende blieb dann von diesem meilenlangen Namen zum Glück nur noch Buenos Aires übrig. Der Name wurde angeblich durch die günstigen Winde des Río de la Platas ausgesucht. Da Pedro de Mendoza aber nicht so erfolgreich mit seiner Stadtgründung war (seine Siedlung, im heutigen San Telmo wurde aufgeben), versuchte es Juan de Garay, diesmal ein spanischer Konquistador, erfolgreich 1580 ein zweites Mal.

Adiós españoles 

Da  es die Einheimischen doch sehr ärgerte, dass ihr Land von den Spaniern besetzt war, kam es dann durch die “Revolución de Mayo” (Mai-Revolution) 1880 zur Unabhängigkeit. Nach ihr wurde auch die große “Avenida de Mayo”, die zum Plaza de Mayo führt, benannt. Es gibt da aber noch eine zweite Straße die “Avenida 9 de Julio”, die auch mit der Unabhängigkeit in Zusammenhang steht. Denn Unabhängig zu werden ist ja schon relativ anstrengend. Man muss dem Eltern erst einmal erklären, dass man auch alleine für sein Unterhalt sorgen kann. Ähnlich verhielt es sich mit den Spaniern als Eltern. So dauerte es sechs Jahre bis das ganze Prozedere dann mal erledigt war und das Gebiet, das heute den Namen Argentinien trägt, alleine seines Weg marschieren durfte.

Zeitalter des Geldausgebens 

Von 1880-1930 wird von dem argentinischen Goldenen Zeitalter gesprochen. Unter anderem amtierte in dieser Zeit Roca als Präsident, der die Zukuft Argentiniens erheblich prägte. Er setzte es durch, dass sich Argentinien einzig und allein auf die Agrarwirtschaft konzentrierte. Aufgrund des fruchtbaren Bodens und seinem Status als Hafenstadt, kam BA eine wichtige Rolle zu. Dieses Wirtschaftsmodell war für Argentinien wie geschaffen, so dass es 1910 an sechster Stelle der Weltwirtschaftsmächte stand und 50% des BIP Südamerikas deckte (davon ist es heutzutage Kilometer weit entfernt). Alle pompösen Bauten wie Opern, Theater, Museen, Avenidas und Monumente sind in diesem Zeitalter errichtet worden. Also solltet ihr ein hübsches altes Gebäude in BA entdecken, kann es nur aus dieser Blützeit sein. Da fragt man sich natürlich, warum dann die argentinische Wirtschaft so stark den Bach runter ging.

Das Todesurteil Argentiniens 

1929, der Black Friday. Als exportorientiertes Land bedeutete die Weltwirtschaftskrise fast das Garaus für Argentinien. Großbritannien, der damalige größte Importeur argentinischer Agrarprodukte, stellte den Import komplett ein. Argentinien blieb nun auf den eigenen Produkten sitzen.

“Stillgestanden… Halt!”

Im Zeitraum von 1976-1983 war Argentinien von einer rechtsgerichtete Militärdikatur geprägt, die Auswirkungen bis heute aufzeigt. Die staatlichen Sicherheitskräfte haben nach und nach alle Linken verschwinden lassen. Man sprichtt deswegen auch von den “Desaparecidos” (die Verschwundenen). Die Gefangenen wurden gefoltert und schließlich ermordet. Insgesamt sind auf diese Art und Weise rund 30.000 Totesopfer verschwunden. Da auch in dieser Dikatur keine Proteste geduldet wurden, versammelten sich die Mütter der Verschwundenen am Plaza de Mayo und umkreisten diesen stumm. Bis heute treffen sich dort jeden Donnerstag diese Frauen bzw. deren Nachkomen für ihre stillen Umrundungen. Ihr Kennzeichen ist ein weißer Kopftuch, Symbol ihrer Trauer und ihres Protests.

Das Hier und Jetzt 

Seit 1983 ist nun auch  in Argentinien die Demokratie eingekehrt. Seit 2015 ist, wie bereits erwähnt, Mauricio Macri Präsident. Überaus interessant zu beobachten ist der Wechsel des Politkkurs mit dem Beginn seiner Amtszeit. 12 Jahre zuvor bestimmte das Kirchner Ehepaar Argentiniens Politik. Sie schirmten das Land von der Weltwirtschaft ab, vor allem durch hohe Importzölle. Macri macht nun genau das Gegenteil. Er öffnet ausländischen Firmen die Tore, was sehr viele Argentinier kritisieren (s.h Foto vom Blogeintrag “Free Walking Tour -Session”). Am besten erkennt man das politische Hin und Her an den Banknoten. Es sind mittlerweile drei Serien im Umlauf. Auf dem 100 Pesos Schein von vor der Kirchner Ära ist Präsident Roca zu sehen. Das fande Señora Kirchner jedoch etwas unangebracht, da er doch schon sehr lange tot sei und lies stattdessen Evita, eine sehr kontroverse Frau auf die Geldscheine drucken. Das beste ist jedoch ihr neuer 50 Pesos Schein. Auf diesem sind die Islas Malvinas (Falklandinseln) zu sehen, die zu Großbritannien gehören, jedoch von Argentinien beansprucht werden. Darunter steht zur Krönung noch geschrieben: “Ningún suelo más querido de la Patria en la extensión” (Kein Boden ist uns mehr Heimat als dieser). Also provozierender geht es ja eigentlich nicht mehr. Nun ja der jetzige Präsident war der gleichen Meinung wie ich und lies die Scheine wieder neu bedrucken. Was wird wohl jetzt drauf sein? Tiere… Zum Beispiel Pinguine. Etwas ganz neutrales.

Schluss, aus und vorbei, finito 

Wirklich zu allerletzt möchte ich nur noch ganz kurz erwähnen wer diese berüchtigte Evita ist. Sie wird in jedem argentinischen Reiseführer bzw. auf zahlreichen argentinischen Plakaten erwähnt. Ihr wahrer Name ist Eva Perón und sie war die Primera Dama (First Lady) Argentiniens. Ihre Trauerfeier war die meist besuchteste in der ganzen argentinischen Geschichte. Die Blumen sind sogar im ganzen Land ausgegangen, so dass welche aus Nachbarländern importiert werden mussten. Der Grund für ihren Heldenruf war ihr soziales Engagement für die Bedürftigen. Manche Argentinier bezeichnen sie jedoch auch als den größten Krebs den das Land jemals bekommen hatte könnte, denn sie war in viele  korrupte Fälle verstrickt und steuerte die Presse.

So das war es jetzt wirklich. Leider ist der Eintrag doch ein bisschen länger geworden als geplant, aber ich hoffe ihr seit unterwegs nicht eingeschlafen bzw. nicht auf Imstagram oder Snapchat gelandet.